John Cusack - Das Ex-Teenie-Idol mit dem angenehmen Grinsen
Erstellt am 19. März 2013 von Die Drei Muscheln
@DieDreiMuscheln
Würde jeder Mensch eine individuelle Enzyklopädie besitzen, bei der sich neben jeder wahllosen Erläuterung ein Bild von einer bestimmten Person befinden würde, mit der man ein willkürliches Adjektiv verbindet, dann würde in meinem imaginären Lexikon neben dem Wort »Sympathisch« unweigerlich eine Illustration von John Cusack zu sehen sein. Mir stellt sich in Bezug auf Cusack dann immer wieder die Frage, wie es möglich sein kann, diesen Mann nicht zu mögen und ob es wirklich einen Menschen auf der Welt gibt, der bei einem seiner Auftritte nicht schlagartig ein Lächeln auf die Lippen gezaubert bekommt, und das nur aus dem schlichten Grund, weil er die Bildfläche betreten hat. Natürlich ist so ein leibeigener Sympathiebonus, der bei mir wohl im vollen Ausmaß zugeschlagen hat, kein Qualitätsmerkmal und sagt letztlich auch nichts über die schauspielerischen Fähigkeiten dieses Mannes aus. Und genau da kommen wir auch zur Kehrseite der hinreißenden Medaille, denn im Gegensatz zu seiner symptomatischen Liebenswürdigkeit, gleicht sein bisheriges Schaffen doch eher einer oszillierenden Berg- und Talfahrt.
Diese qualitative Differenzierung lässt sich allerdings nicht auf die verschiedenen Performances von John Cusack zurückführen, sondern größtenteils auf die mangelhaften Drehbuchvorlagen, oder die inkompetenten Inszenierungen, denen Cusack wiederholt zum Opfer gefallen ist. Was man dennoch ohne Wenn und Aber sagen muss, ist, dass Cusack in schlechten Filmen meist der letzte Anhaltspunkt, der ein Werk noch gerade so in den Bereich der Erträglichkeit drückt und den Zuschauer dann doch vor dem erbarmungslosen Abschalten bewahrt. Seine Darbietungen sind natürlich nicht immer auf dem gleichen Niveau, auch er schlägt hin und wieder über die Stränge und zeigt sich eher desinteressiert, anstatt mit ambitionierter Motivation zu glänzen, aber selbst in diesen Fällen kann man noch irgendwie Gefallen an ihm finden, denn seinen bodenständigen Charme kann er einfach nicht abschütteln.
»I was a teen star. That's disgusting enough.« John Cusack Das Problem seiner Vita ist dann wohl – um alles auf einen kausalen Nenner zu bringen – die durchwachsene Rollenwahl (natürlich auch verknüpft mit der diskutablen Führung bestimmter Personen, die sich viel zu gerne als Regisseure bezeichnen), die den fraglos talentierten Schauspieler in ihm unwürdigen Filmen verschenkt. Diese sich wiederholende Prostitution für manchmal drittklassige Stangenware sollte für einen Künstler seines Kalibers eigentlich gänzlich reizlos sein, denn von einer Kontoebbe kann wohl kaum die Rede sein, auch wenn er seinen Beliebtheitsstatus der 1980er Jahre als verträumtes Teenie-Idol mit dem angenehm-unaufdringlichen Grinsen nicht mehr erreichen konnte.
Böse kann ich dem Akteur aus Illinois trotzdem nicht sein, egal in welchem Ramsch er mitgewirkt hat oder noch mitwirken wird, irgendwie sind er und sein jugendlicher Esprit mir über die Jahre viel zu sehr ans Herz gewachsen und die Verschwendung seiner Person in sämtlichen Direct-to-DVD-Klatsch wird höchstens mit einem zurückhaltenden »Das muss doch nicht sein« etikettiert, ohne jeden Groll in der Stimme, versteht sich. Cusack genießt bei mir wohl Narrenfreiheit, denn für mich ist ein blöder Streifen mit Cusack immer noch besser als gar kein Film mit Cusack, auch wenn er seiner Karriere damit keinen förderlichen Dienst erweist und ihr im Allgemeinen wahrscheinlich mehr schadet, als es mir und ihm lieb sein wird. Was soll's, für die Darstellungen von Rob Gordon und Marty Blank, hat der Gute bei mir eh einen unzerstörbaren Stein im Brett, da kann kommen was will.Empfehlenswerte Filme mit John Cusack:High FidelityBullets over BroadwayEin Mann – Ein MordSixteen Candles - Das darf man nur als ErwachsenerGrace is gone
von souli