Johann Jakob Kaup - Ein großer Naturforscher aus Darmstadt

Von Urzeit
Von Ernst Probst
Johann Jakob Kaup wurde am 20. April 1803 als unehelicher Sohn des Leutnants Friedrich Kaup in Darmstadt geboren. Ab 1812 besuchte er das Gymnasium, wo er ein schlechter Schüler war. Latein und Griechisch interessierten ihn wenig, die Natur und hier besonders die Tierwelt dagegen sehr. Nach dem Tod seiner Mutter im Jahre 1820 war er Vollwaise.
In der Folgezeit verdiente Johann Jakob Kaup mit Schreibarbeiten, bei denen ihm seine schöne Handschrift zugute kam, und dem Verkauf ausgestopfter Vögel seinen Lebensunterhalt. Die Vögel brachte er mit einem Blasrohr zur Strecke. Das Ausstopfen hatte ihm der Oberforstrat Dr. Georg Bekker, Vorstand des Naturalienkabinetts in Darmstadt, beigebracht.
Ab 1822 studierte Johann Jakob Kaup an der Universität Göttingen, wo der berühmte Naturforscher Johann Friedrich Blumenbach (1752-1840) Zoologie lehrte. Nach einem Jahr wechselte er an die Universität Heidelberg, dann an das Rijks Museum van Naturlijke Historie in Leiden (Holland), wo er Fische und Amphibien untersuchte.
Großherzog Ludewig I. von Hessen und bei Rhein teilte 1828 den Privatgelehrten Johann Jakob Kaup dem Naturalienkabinett in Darmstadt zu. Dort arbeitete Kaup bis 1837 als „provisorischer Gehilfe".
In der im April 1829 erschienenen Publikation „Skizzierte Entwicklungsgeschichte und Natürliches System der Europäischen Tierwelt" präsentierte Kaup bemerkenswerte Gedanken und Grundsätze, weswegen er als einer der Vorläufer des britischen Naturforschers Charles Darwin (1808-1882) gilt. Zu dieser Zeit wirkt er als einziger Gehilfe des Naturalienkabinetts in Darmstadt und erhielt eine jährliche Gratifikation von 440 Gulden.
Um seine bescheidenen Einkünfte aufzubessern, unterrichtete Kaup die Söhne aus angesehenen Familien. Zu seinen Schülern gehörten unter anderem Heinrich August Schleiermacher (später Direktor des Museums in Darmstadt) und Carl Eigenbrodt (später Leibarzt von Ludwig IV.). Mit großem Eifer befasste sich Kaup mit dem Zeichnen und der Bearbeitung fossiler Funde.
1831 promovierte Kaup zum Doktor der Philosophie. Er legte dem renommierten französischen Naturforscher Georges Cuvier (1769-1832), dem Begründer der Wirbeltierpaläontologie, ein Manuskript über Fossilien vor. Cuvier spendete ihm dafür ein besonderes Lob.
1832 bat der deutsche Naturforscher Heinrich Georg Bronn (1800-1862) in Heidelberg Kaup um Mitarbeit am "Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie und Petrefaktenkunde". In der Folgezeit besuchte Kaup zahlreiche Fachkongresse und veröffentlichte vielbeachtete Artikel. 1837 wurde er "wirklicher Inspektor" am Naturalienkabinett in Darmstadt.
1854 kaufte Kaup in London das 1801 in Nordamerika ausgegrabene und gut erhaltene Skelett eines so genannten Mastodon (Rüsseltier) für nur 1200 Gulden. 1855 arbeitete er ein Vierteljahr lang in der Fischsammlung des Pariser "Muséum d‘Histoire Naturelle" bei Charles Lucien Bonaparte (1803-1857), der Kaup eingeladen und in seiner Familie aufgenommen hatte. Kaup hatte mit vielen berühmten Naturforschern seiner Zeit enge Kontakte. Unter anderem auch mit dem Londoner Paläontologen Richard Owen (1804-1892), der den Namen Dinosaurier prägte. 1858 wurde Kaup Professor.
Kaup beschrieb zahlreiche Fossilfunde. Unter anderem schlug er die Gattungsnamen
Deinotherium giganteum für ein Rüsseltier aus dem Miozän,
Chalicotherium (1833) für ein "krallenfüßiges Huftier" aus dem Miozän
und Chirotherium (1835, "Handtier") für einen Landsaurier aus der Trias vor.
Am 4. Juli 1873 starb Johann Jakob Kaup im Alter von 70 Jahren in Darmstadt. Im Nachruf würdigte die Darmstädter Zeitung seinen einfachen, biederen und stets heiteren Charakter, der ihm viele Freunde bescherte.
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Literatur:
Ernst Probst: Der Ur-Rhein. Rheinhessen vor zehn Millionen Jahren, GRIN 2009
Ernst Probst: Johann Jakob Kaup. Der große Naturforscher aus Darmstadt, GRIN 2011 (in Vorbereitung)
Jens Lorenz Franzen / Heiner Roos / Ernst Probst: Das Dinotherium-Museum in Eppelsheim, Eppelsheim 2009