Joe

Von Pressplay Magazin @pressplayAT
Film-Festivals

Veröffentlicht am 11. November 2013 | von Martina Brenner

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Joe

Joe Martina Brenner

Wertung

Summary: Nicolas Cage at its best, Lokalkolorit gut eingefangen, Charaktere wenig tiefgründig

3.5

Drama


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David Gordon Greens Film Joe dreht sich um die Freundschaft zwischen einem stillen Einzelgänger und einem kleinen Jungen aus schwierigsten Familienverhältnissen.

Der namensgebende Protagonist Joe (Nicolas Cage) des neuen Films von David Gordon Green spiegelt die schwierigen Verhältnisse im Süden der USA wider. Täglich fährt Joe eine Gruppe Arbeiter in seinem Truck in den Wald, wo diese Bäume “vergiften”, damit sie abgeholzt werden. Das Waldstück wird dann mit neuen, gewinnbringenden Bäumen bepflanzt. Eines Tages trifft Joe auf einen Jungen im Wald, der bei ihm mitarbeiten möchte. Der 15-jährige Gary (Tye Sheridan) kommt aus einer Familie, die in bitterster Armut lebt. Neben dem gewalttätigen Vater (großartig: Gary Poulter) und der apathischen Mutter kümmert er sich um seine kleine Schwester, die stumm ist. Joe nimmt sich des Jungen an und steht ihm zur Seite.

David Gordon Greens neuer Film spielt im Süden der USA im Milieu einer öden, heruntergekommenen Kleinstadt: In den Straßen sieht man gebrochene Persönlichkeiten, vom Leben und der Armut gezeichnet, die sich durch den trüben Alltag schleppen. Statt Solidarität herrscht Aggressivität und Ignoranz vor. Die schmuddeligen Häuser sind von scharfen Hunden bewacht, man vertraut hier besser niemandem.

Der Junge Gary kommt aus diesem Umfeld und leidet unter seinem Vater, von dem er brutale Gewalt erfährt. Einerseits geniert er sich anfangs noch für ihn, andererseits lässt er ihn auch nicht alleine betrunken im Wald zurück und versucht ihm zu helfen indem er ihm ebenfalls einen Job bei Joe verschaffen will (was aber nach einem Tag scheitert). Doch als Gary auf Joe trifft, wird dieser sein männliches Vorbild und er begreift nach und nach, dass sein Vater nichts anderes als ein rücksichtsloser, gewalttätiger Trinker ohne jegliche Moral ist.

Nicolas Cage brilliert in der Rolle als Joe. In richtiger Dosierung verkörpert er den trinkenden Ex-Häftling, der moralisch auf der richtigen Seite steht, trotzdem aber zurückhaltend und sich nicht einmischend für Recht und Ordnung sorgt. Auch im Bezug auf die Familie Garys, lässt er den Jungen selbst erkennen, was richtig und falsch ist. Joe ist der Fels in der Brandung, der mit bloßen Händen ein Reh ausnimmt oder sich eine Zigarette anzündet, nachdem er angeschossen worden ist und sich selbst die Kugel aus der Schulter entfernt. Er ist ein starker Antiheld, der selbst in Konflikt mit dem Gesetz steht und auch dann und wann (nicht immer nüchtern) gewaltbereit reagiert.

Gewalt und Unglück dominieren diesen Film, es scheint aus den tristen Verhältnissen kein Entkommen zu geben. Joe ist kein Film über den Amerikanischen Traum, sondern über eine verarmte Region im Süden, deren Einwohner bis auf die Knochen bewaffnet und gewaltbereit sind.

Regie: David Gordon Green, Drehbuch: Gary Hawkins
Darsteller: Nicolas Cage, Tye Sheridan, Gary Poulter, Ronnie Gene Blevins
Laufzeit: 115 Minuten, gezeigt im Rahmen der Viennale V’13

Tags:3.5 von 5David Gordon GreenDramaFilm-FestivalGary PoulterHeather KafkaNicolas CageRomanverfilmungRonnie Gene BlevinsTye SheridanViennaleViennale V'13


Über den Autor

Martina Brenner Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoerlebnissesammlerin. Findet es schön, dass “die Kamera etwas sieht, was das menschliche Auge durch den Gewohnheitsblick nicht wahrnimmt. Das ist Kino.” (Alexander Kluge).