Jochen Jung: Wolkenherz

Jochen Jung: Wolkenherz

Wolfgang Krisai: Jochen Jung liest aus “Wolkenherz”, Bleistiftskizze, 2012.

Bei einer Lesung bei „Rund um die Burg“ vor zwei Jahren las Jochen Jung, der Chef des Jung & Jung-Verlags, aus der damals neu herausgekommen Erzählung “Wolkenherz” den Anfang vor, und der machte mir große Lust auf das ganze Buch. Es dauerte nun einige Zeit, bis ich es tatsächlich kaufte und las.

Der Ich-Erzähler Jonathan kehrt anlässlich des Begräbnisses seiner Mutter wieder in die Gegend seiner Kindheit zurück, auf eine Nordsee-Insel. Da es zum Baden zu kühl ist und das für einen Trauergast überhaupt unpassend wäre, beobachtet er lieber die Wolken über dem Meer. Aber nicht nur. Denn es fällt ihm auch eine einzelne schneidige Schwimmerin (mit einer „prachtvollen Fülle grauen Haares“) auf, die sich ins Wasser traut, nach dem Schimmen aber fröstelnd zu ihm kommt und ihn fragt, wo er denn übernachte. Da Joachim noch kein Quartier bezogen hat, fordert sie ihn auf, bei ihr ein Zimmer zu nehmen. Sie wohne dort und dort, er müsse nur nach Johanna fragen. Es sei kostenlos, er müsse nur als Gegenleistung etwas über sich erzählen.

Dem Erzähler kommt das bedenklich vor, daher will er im Strandhotel Quartier beziehen, zieht dann dort aber doch nicht ein, sondern begibt sich ins Abenteuer des angeboteten Privatquartiers.

Dort ist er nicht mit der Besitzerin allein. Es gibt noch deren an den Rollstuhl gefesselte Mutter (Frau Jansen „aus Schwansen“), die eine ziemlich resolute, aber trotzdem gütige Person ist, eine Dauermitbewohnerin (Hanna), die am Strand einen kleinen Erfrischungskiosk betreibt, und einen altersschwachen Hund namens Plato.

Alle drei Frauen nähern sich nun – jede auf ihre Weise – dem männlichen Gast an. Am ehestens zum Ziel kommt noch die Kioskbesitzerin, aber auch nur, weil die Nacht einen turbulenten Verlauf nimmt. (Ich hoffe, ich rekonstruiere das jetzt halbwegs korrekt:)

Frau Jansen will von Jonathan zum Strandhotel gefahren werden, was dieser auch gern macht. Dort begegnen sie jenen drei Rowdys, die Jonathan schon im Zug hierher aufgefallen sind und vor denen er aus dem Zug geflüchtet ist. Die drei belästigen später Hanna, nehmen ihr Plato ab, den sie ausführt, sodass dieser Hund in eine Nervenkrise gestürzt wird, an der er am Ende der Erzählung stirbt. Jonathan macht sich bei den Rowdys unbeliebt, weil er Hanna beschützt. Daher wird er, als er spät Nachts noch einmal allein an den Strand geht, von ihnen brutal niedergeschlagen. Zuvor aber lädt Hanna ihn quasi als Dank für die Rettung zu einem Schäferstündchen in ihren Kiosk ein, wo sie übrigens auch fast von den Rowdys ertappt worden wären.

Auch zwischen Hausherrin Johanna und Jonathan gibt es schwüle Momente.

Erzählt wird gemäß der Abmachung natürlich auch viel, was im Text so gelöst ist, dass einzelne Kapitel aus der Handlung herausspringen und in Form von Rückblicken oder Raisonnements etwas einbringen, das man sonst nicht erfahren würde. Sogar der Hund hat – aus dem Jenseits sprechend – sein Kapitel.

Im Endeffekt verlieren sich die erotischen Momente wieder und Jonathan kann, denkt man, wieder unbeschadet, aber um einige schöne Erinnerungen reicher, nach Hause fahren.

Warum heißt die Geschichte „Wolkenherz“? Das ist ein geradezu genialer Titel: Jonathan ist leidenschaftlicher Wolkenbeobachter, wobei ihn die Figuren, die man in den Wolken entdeckt, die sich aber schnell wieder auflösen, besonders faszinieren. Alle Handelnden Personen heißen ähnlich, so wie die Wolken einander prinzipiell ähneln. Johanna hat prächtige grauen Haare, was auch die Farbe mancher Wolken ist.

Und sagt man nicht, ein Verliebter befände sich auf „Wolke 7“? Aber mit dem Verliebtsein ist es in der Geschichte wie mit den Wolken: Es entsteht und vergeht in einemfort. Das Herz verhält sich also wie die Wolken. Und das ist wunderbar getroffen.

Jochen Jung: Wolkenherz. Eine Geschichte. Haymon-Verlag, Innsbruck, 2012. 140 Seiten.



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