Jobmaschine für Ausbeuter

Es ist kein Einzelfall: Arbeiter schufen monatelang auf einer Baustelle und am Ende werden sie auch noch um ihren ohnehin schon niedrigen Lohn geprellt. Auch auf der Baustelle für den Berliner Großflughafen BER ist das vorgekommen und laut der Bezirksvorsitzenden des DGB Doro Zinke keineswegs nur in Einzelfällen. Lohnbetrug gebe es immer häufiger.

In diesem Fall ging es um 40 Ungarn, die seit Mitte Oktober auf der Baustelle arbeiteten. Sie montierten Klimatechnik für die Glamini Ausbau GmbH & Co. KG aus dem bayerischen Bad Reichenhall, eine Subunternehmerin für die GLK Service GmbH. Eine anstrengende und auf Gerüsten unter dem Dach auch gefährliche Arbeit. Um 6 Uhr ging es los, mindestens bis 18 Uhr, oft wurde länger gearbeitet.

Den Ungarn hatte man 18 Euro pro Stunde versprochen – für ungarische Verhältnisse ein sehr guter Lohn; in Ungarn kommen Facharbeiter selten mehr als 300 Euro im Monat. In den Arbeitsverträgen stand dann plötzlich nur noch elf Euro pro Stunde. Und wer keine „Leistung von 100 Prozent“ bringe, sollte nur acht Euro erhalten. Tatsächlich gab es aber nicht mal das. Pro Woche wurden den Leuten ganze 20 Euro Taschengeld gezahlt. Untergebracht waren die Arbeiter in Gemeinschaftswohnungen in Neukölln. Fast zwei Monate arbeiteten die Ungarn fast ohne Bezahlung – bis sie sich im DGB-Haus an das Beratungsbüro für entsandte Beschäftigte wandten und ihre Not schilderten.

Da kotzt der Bär

Da kotzt der Bär

Der Arbeitgeber und Lohnbehalter fand das gar nicht gut: Die Arbeiter wurden fristlos gekündigt, als sie auf Intervention des Büros jeweils 300 Euro von der GLK bekamen, um Weihnachten nach Hause fahren zu können. Die Firma fordert nun auch noch Schadenersatz – in einem Fall 9.900 Euro, weil die Arbeiter Geräte und Werkzeuge nicht wieder abgegeben hätten, wie Glamini-Chef Josef Hari gegenüber der Berliner Zeitung behauptete.

Auch habe sich nicht jeder in Deutschland angemeldet und beim Finanzamt eine Steuernummer beantragt. Ohne Steuernummer könne keinen Lohn ausgezahlt werden – darauf will die Firma ihre Arbeiter auch hingewiesen haben. Vermutlich irgendwo im Kleingedruckten, das man bekanntlich nicht einmal liest, wenn man der Sprache, in der es verbrochen wurde, mächtig ist.

Der DGB klagt nun beim Arbeitsgericht Cottbus für 19 Betroffene gegen die Kündigungen und im bayrischen Rosenheim auf Zahlung des Lohns. Für alle 40 Ungarn stehen noch rund 200.000 Euro aus. Der als „Jobmaschine“ gepriesene Flughafen BER spricht dennoch einen Einzelfall – alle Firmen, die auf der Baustelle arbeiteten, müssten eine Tariftreue-Erklärung abgeben und damit Tariflöhne bezahlen. Das müssten die Firmen auch mit ihren Subunternehmen klären. Aber wie Flughafensprecher Ralf Kunkel erklärte: Gegen kriminelle Energie könne der Flughafen nichts ausrichten.

Das ist natürlich schade, denn somit ist die Tariftreueerklärung nichts wert: Der Flughafen interessiert sich offenbar nicht dafür, ob sie eingehalten wird oder nicht. Hauptsache, es wird gebaut. Und das möglichst billig.



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