Jobcenter verschlimmern Hartz IV Situation: "Sie machen mehr kaputt als sie helfen!"

Von Gerd Bewersdorff @derallrounder

Dirk Kratz, Sozialpädagoge an der Universität Hildesheim, hat im Rahmen seiner Doktorarbeit „Entfremdete Hilfe“ untersucht, welche Hilfen für Langzeiterwerbslose sinnvoll sind oder welche nicht. Sein Fazit: Die standardisierte Fallbearbeitung im Jobcenter führt dazu, dass sich die Situation der Betroffenen häufig sogar noch verschlechtert.

Durch Bevormundungen und erzieherische Maßnahmen wie Sanktionen wolle man den Erwerbslosen zu einem arbeitsmarktkonformen Verhalten zwingen, erläutert Kratz im Interview mit „Zeit online“. Letztlich führe diese Art der Erwerbslosenbetreuung aber meist zu einem Verlust des Selbstwertgefühls des Betroffenen und verringere letztlich seine Chancen auf eine neue Stelle.

Und nicht nur das

Bürokratie ohne Ende, überfordertes oder desillisuniertes Personal, Kontrolle und Planwirtschaft ala DDR, falsche Leistungsbescheide "en mass", Abschottung vor dem Arbeitslosen, Bewachung aller Eingänge durch Sicherheitspersonal, telefonische Erreichbarkeit gegen Null, Sanktionen nach "Gutsherrenart", unfähige und unrealistische Politik, exhorbitante Verwaltungskosten und so weiter und sofort ...

Arbeit des Jobcenters ist kontraproduktiv 

Der Sozialpädagoge untersuchte, welche Hilfen für Langzeiterwerbslose sinnvoll sind, um wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Zudem analysierte er die aktuelle Vermittlungspraxis in den Arbeitsagenturen und Jobcentern. Dabei kam Kratz zu dem Ergebnis, dass das übliche Vorgehen bei der Arbeitsvermittlung weit von dem abweicht, was Erwerbslose benötigen. „So wie die Hilfe derzeit angelegt ist, richten die Jobcenter großen Schaden an. Sie machen mehr kaputt, als dass sie helfen. Das ist ein ganz zentrales Ergebnis meiner Arbeit“, berichtet Kratz gegenüber der Online-Redaktion der „Zeit“. Eines der wesentlichen Probleme bestehe in der Entwertung der bisherigen Berufsbiographie der Erwerbslosen durch das Jobcenter. Die berufliche Erfahrung werde als Defizit angesehen, das behoben werden müsse. Es sei aber viel sinnvoller, die Erfahrung als Basis anzusehen, um daraus etwas Neues zu entwickeln, erläutert der Sozialpädagoge weiter.
Die Jobcenter und Arbeitsagenturen würden grundsätzlich davon ausgehen, dass ein Mangel an bestimmten Fähigkeiten Ursache der Erwerbslosigkeit sei. Deshalb würden Betroffene in häufig unpassende Maßnahmen gesteckt. Kratz berichtet in diesem Zusammenhang von Rechtschreibkursen und ähnlichem, bei denen entsprechende Defizite von vornherein unterstellt werden. Da die Qualifizierungsmaßnahmen der Jobcenter aber häufig nicht funktionierten und die Erwerbslosen dennoch keinen Job fänden, führten sie letztlich zur weiteren Entfremdung vom Arbeitsmarkt. „Ihre Berufserfahrung veraltet, ihr Selbstbewusstsein leidet. Sie finden noch schwerer einen Job“, erläutert Kratz.

Fähigkeiten und Wünsche der Erwerbslosen müssten stärker Berücksichtigt werden

Die Arbeitsvermittlung versucht zwar, Erwerbslose zu qualifizieren und auf diese Weise wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, aber der Weg dorthin ist falsch. Völlig an der Realität vorbei ! Nicht der Erwerbslose müsse sich an irgendeine, womöglich fachfremde Stelle anpassen, die weder seinen Fähigkeiten noch seinen Wünschen entspricht, sondern es müsse eine Stelle gefunden werden, die zum Erwerbslosen passe, fordert der Sozialpädagoge. Nur so könne der Betroffene einen Bezug zu seiner Arbeit herstellen und sich dabei wohl fühlen. Das sei viel nachhaltiger. Derzeit würde aber allein das Jobcenter entscheiden, was als Defizit und was als Kompetenz angesehen werde. Der Erwerbslose selbst habe kein Mitspracherecht. „Es entsteht eine große Orientierungslosigkeit. Durch die vielen erfolglosen Versuche, wieder zurück in den Arbeitsmarkt zu kommen, fühlt man sich gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert,“ berichtet Kratz. „Dabei wünschen sich alle Leute, mit denen ich geredet habe, eine sinnvolle, erfüllende Tätigkeit.“
Kratz fordert mehr Mitspracherecht und Freiräume für die Erwerbslosen. Es sei wenig sinnvoll, sich ausschließlich am Markt zu orientieren. Stattdessen müsse viel stärker auf die Erwerbslosen eingegangen werden. Das führe letztlich zu einer stabileren Erwerbsgesellschaft.
Tja, aber wie? Die Herrschaften "Fallmanger" - oder wie sie heissen - haben ja selbst null Ahnung vom Arbeits-, Bewerbungs- oder Stellenmarkt. Geschweige denn die nötigen Softskills, sprich Menschenkenntnisse oder soziale Kompetenzen.
Derallrounder
Quelle gegenhartzde