Von den vielen Bands und Musikern, die aus Jacksonville in Florida stammen, haben sich JJ Grey & Mofro in den letzten Jahren zu einer der wichtigsten entwickelt. Auch das sechste Album „The River“ ist wieder ein überzeugender Beweis dafür, dass Grey im Soul und Roots-Rock einer der überzeugendsten Songwriter ist.
Viel zu oft wird Southern Rock auf bikerselige Riffrock-Mucke mit ein paar Blueswurzeln reduziert. Im schlechtesten Fall nimmt man noch paar reaktionäre politische Gesinnungen hinzu. Das ist ein Fehler. Southern Rock ist für mich im eigentlichen Sinn eine Fusion des Besten, was amerikansiche Musik zu bieten hat: Blues, Soul, Funk, ein wenig Country - und vor allem auch die große Tradition weltoffenen Songwritings. Ein Album wie „The River“ kann man hier getrost als Maßstab anlegen.
Schon der Funk von „Your Lady Is Shady“, mit dem die Scheibe beginnt, ist alles andere als bequem und alltäglich: Diese Frau ist einfach nicht wirklich sauber, und dass muss man dem Freund in aller Deutlichkeit mal sagen. Nicht nett, aber musikalisch klasse. Etliche der Lieder, so meint Grey, handeln davon, wie man sein eigener schlimmster Feind ist - oder wie ganz normale Menschen andere zur Verzweiflung treiben. So sind es - bei allem Blues und Funk - eben Geschichten, die nicht nur im Süden der USA zu Hause sind sondern eigentlich überall. Stücke wie „Florabama“ nehmen die Grenzen dann auch nicht mehr ernst und verschmelzen im Geiste des Funks die verschiedensten Ecken zu einer harmonischen Neuerfindung.
„This River“ ist eine der bislang besten Southern-/Bluesrock-Scheiben des Jahres und dank der fetten Bläser auch ein großartiges Soulalbum. Wer es nicht hört, verpasst eindeutig was. (Alligator/in-akustik)