Jetzt wird’s richtig dreckig

Ich sei eine M.I.L.F., sagt Stefan (Name geändert). Ich denke zwar nicht, dass ich dieses Wort noch für irgendjemanden übersetzen muss, aber der Vollständigkeit halber: M.I.L.F. steht für Mother I‘d Like to Fuck. Stefan sagt, dass er nur SingleMütter datet und sieht mich dann herausfordernd an. Ich habe Stefan über das Internet kennengelernt. Auf einer Datingplattform habe ich inseriert, dass ich einen Mann suche, der mit mir über das Phänomen spricht, dass viele Männer gerne alleinerziehende Mütter daten und Stefan nimmt – Fluch oder Segen – kein Blatt vor den Mund.

“Punkt 1, Mütter sind dankbarer.”
Stefan klappert das Thema tatsächlich in durchnummerierten Punkten ab. Geradezu so, als habe er diese Punkte auswendig gelernt. Wie die zehn Gebote oder besser Die goldenen Baderegeln. “Eine Mutter ist in der Regel verzweifelter. Ausgehungerter!”, erklärt Stefan und berichtet davon, dass verzweifelte Frauen sich beim Sex viel tiefer fallen lassen und durchschnittlich mehr Orgasmen haben. Er behandelt das Thema tatsächlich wie eine Studie. Er sagt, dass Mütter viel weniger Chancen auf Sex hätten als andere Frauen, die nach Belieben das Haus verlassen und Männer kennenlernen können. Dadurch, dass die Mütter an dieser Stelle so übervorteilt sind, wären sie dankbarer für sexuelle Zuwendungen und dafür viel empfänglicher. “Sie fallen im Bett über einen her wie ausgehungerte Wildkatzen. Sie sind richtige Huren. Und das Beste: Am nächsten Morgen bereiten sie einem IMMER liebevoll ein Frühstück.”

“Punkt 2, Mütter wissen besser Bescheid über ihre Muskeln da unten …”
“Warst du in einem Geburtsvorbereitungskurs?”, will Stefan wissen und meine positive Antwort zaubert erneut dieses schmierige Grinsen in sein Gesicht. Stefan scheint wirklich einen ausgewachsenen Fetisch zu haben.  “In der Geburtsvorbereitung machen Frauen so Übungen für ihre Beckenmuskulatur und sie lernen, wie man Dinge aus sich herauspresst.” Wieder dieses vielsagende Grinsen. Langsam beginnt der Typ mich anzuwidern. Wie man Dinge aus sich herauspresst … Hallo?!?
Und die Geburt sei dann erst mal so richtiges Muskeltraining. Mütter hätten angeblich besser trainiert Muskeln in ihren Muschis und wüssten vorallem, wie man sie einsetzt. “Muttis wissen einfach besser über ihre Körper Bescheid.”
Ich horche in meinen Körper hinein. Er sagt: “Tritt dem Typen sofort die Lichter aus!”, aber ich beschließe, ihm weiter zuzuhören.

Drittens: Im Leben einer Mutter bist du immer der missing link!”
Jetzt spricht Stefan auf einmal von Familienmodellen. Er sagt, eine Familie bestünde in der Regel – oder in der Vorstellung, korrigiert er sich – aus Mann, Frau und Kind. Fehlt einer der Bestandteile wird dessen Fehlen von allen Beteiligten immer als weißer Fleck empfunden. Die Stelle für den Mann wird nicht ausradiert, sondern freigehalten. Es sei ein bisschen wie das Zimmer bei den Eltern, dass sie nach deinem Auszug unverändert lassen. Wenn man also auf eine Mutter trifft, träfe man immer auf ein gemachtes Nest. “Es ist, als sei da am Esstisch ein Stuhl mit deinem Namen drauf. Du brauchst dich einfach nur reinsetzen und jeder ist dir dankbar. Die Kinder und die Muttis” “Und das machst du??”, hake ich entsetzt nach. “Du setzt dich einfach so auf diesen Stuhl und lässt dich verwöhnen?” “So ist es!”, antwortet er stolz. “Ich setz mich und Mama macht mir Kaffee, Mittagessen und das ganze. Welche Frau ohne Kind kocht einem ein Mittagessen??? Ich kenne keine! Wir Kinderlosen machen sowas gar nicht. Wir kochen nicht!”

“Punkt 4: Mütter sind Nachts immer zu Hause.”
Es ist so verdammt praktisch, meint Stefan. “Mütter müssen Nachts immer zu Hause sein und die Kinder hüten. Für mich bedeutet das, wenn ich durch die Clubs ziehe und ohne Erfolg bei den Frauen bleibe, kann ich am Ende der Nacht einfach bei irgendeiner Mutti klingeln. Die ist auf jeden Fall da und wird mir sogar noch dankbar sein.”

“Punktt 5: It’s magic !”
Den letzten Punkt könne er jetzt auch nicht so richtig erklären. Die Geburt und die Erziehung von Kindern würde eine Frau jedenfalls aber auf wundersame Weise verändern. “Ich weiß auch nicht. Die sind irgendwie … ich weiß es auch nicht, aber die strahlen was anderes aus. So Mütterlichkeit halt.”

Nachdem Stefan alle Punkte durchgegangen ist, sitzen wir uns schweigend gegenüber. Stefan träumt vermutlich gerade davon, mir das Kleid vom Leib zu reißen ich denke an all die Männer, die offenbar ähnliches mit mir getrieben haben. Einige Dates aus meiner Vergangenheit erscheinen plötzlich in einem ganz anderen Licht. “Ist das so Gang und Gebe?”, will ich wissen und Stefan lacht. Na, eine Ausnahme sei er jedenfalls nicht. Die meisten seiner Freunde würden diese Vorliebe teilen.
“Und du schläfst dann also ausschließlich mit Müttern?”
“Das nicht.”, entgegnet er. “Ich will ja irgendwann auch mal eine richtige Beziehung haben. Darum treffe ich mich auch mit kinderlosen Frauen.” Für eine Beziehung käme eine Mutter nicht in Frage, findet er. Er möchte sich nicht um die Kinder anderer Männer kümmern und eine Beziehung aufzubauen würde mehr Zeit erfordern, als eine Alleinerziehende zur Verfügung stellen könne und – nun ja – sie seien ja auch meistens im Beruf weniger erfolgreich. Und Stefan wünscht sich eine erfolgreiche Frau …

Stefans Vorgehen ist diskriminierend. Er nutzt alleinumsorgende Mütter zu seinem Vergnügen. Alleine ist er damit nicht. Ich habe den Begriff MILF soeben bei google eingegeben und allein in DER LETZTEN STUNDE (!)  gab es zu diesem Begriff ungefähr 14.900 Ergebnisse. Das Phänomen ist also keine Ausnahmeerscheinung, sondern scheint alltägliche Praxis zu sein. Sicher sind viele dieser googleTreffer auch Scherze oder Pinnwandeinträge Pubertierender bei facebook, aber bestimmt sind dann immer noch etwa 10.000 Treffer knallharter Porno, die mit dem Mutterfetisch spielen. IN DER LETZTEN STUNDE!

Für alleinerziehende Mütter ist es nicht leicht, einen neuen Partner zu finden. Sie können weniger ausgehen und finden schwerlich einen Partner, der überhaupt bereit ist, sich mit einer Mutter einzulassen. Als ich zum Beispiel einmal einem Werber einen Korb gab, erntete ich dafür bitteböse Worte und er geiferte: “Du bist eine MUTTER! Und ich habe mich TROTZDEM für dich interessiert. Du lehnst mich ab??? Was glaubst du denn, wieviele Chancen du noch so hast?”

So ist das also: Alleinerziehende Mütter können glücklich sein überhaupt irgendwas abzubekommen und sind dann unendlich dankbar. Der Sex mit ihnen macht mehr Spaß und sie sind fürsorglich und unabhängig. So kann am Ende jeder von ihnen profitieren: Ihre Kinder, der Staat und zum Glück aber auch Männer… Und was für Männer! Echte MILFS – Men I‘d Like to Flap.

Und seht nur, was ich bei youtube gefunden habe:

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=1Ep6IqnUUok

 

Ein Beitrag von Maike von Wegen / mutterseelenalleinerziehend.de

 


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