Sommerferien 1999:
“Wollen wir nicht doch noch ein wenig wegfahren?”, fragte ich “Meinen” eines schönen Morgens. “Warum nicht? Hast du eine Idee, wohin?”, antwortete er. “Hmmm, man sagt, Sardinien sei noch schön”, gab ich zurück. Wir starteten den Computer auf, um ins Internet zu gelangen, was damals noch eine ganze Weile dauerte, suchten nach ansprechenden Angeboten, was ebenfalls eine ganze Weile dauerte, weil die Verbindung zu jenen Zeiten noch sehr sehr langsam war, doch irgendwann fanden wir eine halbwegs vertrauenswürdige Seite, auf der man Fährverbindungen buchen konnte. Drei Tage später waren wir unterwegs nach Sardinien, fünf Tage später überlegten wir uns, ob wir die Insel nicht wieder fluchtartig verlassen sollten, weil wir die Langeweile des Strandlebens kaum aushalten konnten. Wir entschlossen uns, zu bleiben und klapperten in der Folge sämtliche Museen Sardiniens ab, um uns irgendwie die Zeit bis zur Rückreise totzuschlagen.
Sommerferien zwischen 2001 und 2009:
Viel wichtiger als das Ziel waren die Dauer des Anfahrtsweges, die Babyausstattung am Ferienort und die Möglichkeit, sich zweimal am Tag an einen gedeckten Tisch setzen zu können. Ziemlich kleinkariert, fanden wir, für spannendere Dinge waren wir aber schlicht zu müde. Ziemlich kompliziert, fanden wir auch, denn das Kofferpacken fühlte sich jeweils an, als würden wir in den Dschungel auswandern und nicht etwa, als würden wir für zwei Wochen ins Nachbarland fahren.
Sommerferien zwischen 2010 und 2015:
Reiseziel aussuchen, im Internet Ferienhäuser anschauen, buchen, Transport organisieren, Koffer packen, abreisen, Ferien geniessen. Fast so einfach wie in kinderlosen Zeiten, wenn auch mit etwas mehr Gepäck. Würde es so weitergehen, kämen wir glatt in Versuchung, uns allmählich nach etwas exotischeren Reisezielen umzusehen, weil es ja inzwischen so gut läuft mit den Familienferien.
Aber eben, es wird nicht so weitergehen, denn nächsten Sommer wird es kompliziert:
Zuerst einmal sind da die verschobenen Feriendaten. Die Kinder müssen eine Woche länger durchhalten als “Meiner”, dafür werden sie noch in den Federn liegen, wenn er nach den Sommerferien seine neuen Schüler begrüsst. Auf dem Papier sind das immerhin vier gemeinsame Ferienwochen. In der Praxis aber gehen zwei dieser vier Wochen für Ferienlager drauf, die unsere Kinder um nichts in der Welt verpassen wollen. Je nachdem, in welcher Ferienwoche diese Lager stattfinden, bleiben uns eine oder zwei Wochen, um gemeinsam zu verreisen. Okay, theoretisch könnten wir die Kinder natürlich dazu zwingen, sich unserem Programm anzupassen, aber unser Leidenswille ist nicht gross genug, um uns einen Sommer lang anzuhören: “Eigentlich könnte ich jetzt mit meinen Freunden am Lagerfeuer sitzen, aber ihr habt mich ja dazu genötigt, mit euch an diesen öden Ort zu fahren. Ich werde jetzt vier Wochen lang schmollen. Und glaubt bloss nicht, dass ich mit euch in dieses doofe Museum komme.” Dann stellt sich natürlich auch die Frage, was wir mit den Kindern anstellen, die während der Lagerwochen zu Hause bleiben. Ein Spezialprogramm organisieren, das die Abtrünnigen vor Neid erblassen lässt? Oder doch lieber jemanden suchen, bei dem sie unterkommen können, damit wir mal ein paar Tage für uns haben? Was dann allerdings die Gefahr mit sich brächte, dass wir völlig kopflos spontan irgendwo hin verreisen, nicht wissen, was wir dort anstellen sollen und dann wären wir fast wieder dort, wo wie angefangen haben.
sorgenfrei; prettyvenditti.jetzt