Nachdem die monatlich erscheinende Akkordeonzeitung Intermusik eingestellt wurde, ist, wenn ich das richtig sehe, hierzulande das Akkordeon-Magazin nun konkurrenzlos. Aber auch konkurrenzlos gut?
Special Interest Magazine und die Beweggründe ihrer Macher
Und inhaltlich? Herausgeber ist die „kölnerverlagsagentur“, die auf ihrer Homepage ihre Aufgabe als „Anzeigenvermarktung von Consumer- und Special Interest Magazinen“ definiert. Das stimmt schon etwas nachdenklich. Wird hier das Akkordeon „instrumentalisiert“ und dient lediglich als Vehikel zum Anzeigenverkauf in einem werbefreundlichen Umfeld ?
Über die persönliche, emotionale Bindung der Herausgeber und der journalistisch für das Magazin Arbeitenden zum Akkordeon ist mir leider nichts bekannt. Das muss aber nicht heißen, das es keine gibt. Die Autoren werden leider auch nur namentlich genannt, aber nirgends vorgestellt. Längst nicht immer sind sie so bekannt wie Servais Haanen.
Inhaltlich breites Spektrum
Von der inhaltlichen Ausrichtung her folgt das Akkordeon-Magazin ähnlichen Publikationen im Musikbereich: Künstler(innen)-Porträts, Veranstaltungsberichte, der Blick hinter die Kulissen der Akkordeonszene, Rezensionen, Kurznachrichten. Ein breites Spektrum für eine Zeitschrift, die nur alle 2 Monate erscheint und zudem verhältnismäßig dünn (dafür aber auch recht preiswert) ist.
Bei Magazinen à la Akkordeon-Magazin ist es nicht viel anders als wie bei Kaufhäusern: manche Artikel gefallen, andere interessieren weniger, und mancher wäre auch verzichtbar. Ich hatte die Ausgaben Juni/Juli und August/September 2010 zum Kennenlernen zur Verfügung. Was mir gut gefallen hat, das waren die ausführlicheren Porträts von Künstlerinnen und Künstlern wie Johanna Juhola, Stefanie Schumacher, Gordon Pattullo oder Koby Israelite, die auch gleich die große Bandbreite der Akkordeonszene verdeutlichen.
Da oder nicht da?
Auch Artikel aus der und über die Branche sind prinzipiell zu begrüßen, aber sie sollten schon gehaltvoller sein als etwa der recht dürftig ausgefallene Beitrag über die Musikmesse Frankfurt. Wie der Autor uns wissen lässt, lag in Anbetracht der Wirtschaftskrise im Vorfeld dieser Messe eine gewisse Spannung in der Luft : „Wer würde dort sein? Und vor allem: Wer würde fehlen? Es fehlten einige.“ Wer fehlte, wird nicht verraten, auch nicht beispielhaft. Wir erfahren gerade noch, dass auch einige Aussteller aus dem Harmonikabereich fehlten. Aber auch hier nichts Genaueres. Das Akkordeon kommt danach im Artikel auch gar nicht mehr vor. Nur wer den nebenstehenden Artikel auch noch liest, erfährt zumindest, dass die Firma Hohner nicht da war. Oder etwa doch? Zitat: „Die Firma Hohner war zwar nicht mit einem eigenen Stand in Frankfurt vertreten – doch das bedeutet eben nicht, dass sie nicht da war. Ganz im Gegenteil: Hohner will dort sein, wo die Musik spielt.“
Akkordeongeschichte und Akkordeon-Hersteller
Manche Rubrik wünschte ich mir etwas ausführlicher. Nur 4 CD-Besprechungen in jeder Ausgabe, das ist für meinen Geschmack reichlich wenig.
Lesenswert, aber ohne Ecken und Kanten
Inhaltlich recht breit angelegt, bietet das Akkordeon-Magazin bei aller Kritik durchaus viel Lesenswertes. Eine bunte Mischung, prinzipiell freundlich gestimmte Artikel, kritische Töne fehlen. Wer das Akkordeon liebt und nicht ständig im Internet nach Informationen suchen möchte und/oder auch gern einmal entspannt in einer Zeitschrift blättert, die sein Interessensgebiet abdeckt, dürfte mit dem Akkordeon-Magazin ganz gut bedient sein.
Auf http://www.akkordeon-magazin.de/ werden übrigens die bisherigen Ausgaben mit Angabe der wesentlichen Inhalte vorgestellt und können auch nachbestellt werden. Und abonnieren kann man die Zeitschrift von dort aus natürlich auch.