Jetta Carleton – In Frühlingsnächten

Von Amhranai @dieHarfenjule

Inhalt: Ihr Leben in den Vierzigerjahren hatte sie sich eigentlich anders vorgestellt – anstatt in die Großstadt zu gehen und alles zu leben, wovon sie schon immer geträumt hat, zieht die junge Allen Liles in einen kleinen Ort in Missouri und beginnt, dort an einem College zu unterrichten. Ihre Liebe zur Literatur verbindet sie mit ihren Studenten, zu denen sie ein eher freundschaftliches Verhältnis unterhält, und schließlich verliebt sie sich sogar in einen von ihnen. Die Liebe und ihre Gefühle öffnen ihr die Augen und sie erkennt, was wirklich wichtig ist.

Amhranai meint: Das Buch hat mich von Anfang an durch sein Cover angesprochen. Ich habe es im letzten Frühjahr gekauft, als ich auf der Suche nach neuer, tiefergehender Lektüre war. Zu dem Zeitpunkt hatte ich einige Re-reads von Chicklit hinter mir und wollte nun etwas mit mehr Tiefe. Dieses Buch, das die Geschichte einer jungen Lehrerin erzählt, die sich selber zu finden versucht, erschien mir als die perfekte Wahl, da ja auch ich diesen Beruf später anstrebe. Insbesondere die Unterschiede zur heutigen Gesellschaft, die circa 70 Jahre von den Geschehnissen im Buch trennen, interessierten mich und zudem war ich gefesselt vom Klappentext, der mir eine komplizierte und gleichzeitig berührende Liebesgeschichte versprach. Leider wurde ich ein wenig enttäuscht, da mir Allen gerade in der ersten Hälfte des Buches absolut unglaubwürdig erschien. Sie schien ihre Meinung und Ansichten zu ändern wie andere ihre Kleidung, wodurch ich direkt genervt von ihr war.

Später dann öffnete sich mir ihr Charakter etwas mehr und ließ mich Einblicke in ihre Gedanken nehmen. Die Liebesgeschichte kam nicht so, wie ich sie erwartet hätte, fesselte mich aber mehr als das Alltagsleben von Allen in diesem kleinen College, das kaum Wert auf Banalitäten wie Literatur oder Kunst legt, während andere Dinge deutlich höhere Prioritäten haben. Der Kampf gegen die Ignoranz der meisten Lehrpersonen und gegen die Gleichgültigkeit der Gesellschaft ging zwar nicht spurlos an mir vorbei, entfachte aber auch nicht das Feuer, das ich mir von dieser Lektüre erhofft hatte. Es war wirklich in erster Linie die komplizierte Beziehung zu einigen ihrer Studenten, für die sie sowohl Lehrerin als auch Bezugsperson und Verbündete war, die mir nahe gingen und die ich sehr gut nachvollziehen konnte. Wer mich kennt, weiß warum.

Insgesamt habe ich es zwar nicht bereut, dieses erstaunlich früh erschienene Buch (das lange als verschollen galt) gekauft zu haben, aber vollends überzeugt hat es mich nicht. Sehr schade.