Jesus würde heute twittern

Jesus würde heute twitternherrenzimmer.de: “Jesus würde heute Facebook nutzen.” Aussagen wie diese werden in Internetforum ernsthaft diskutiert, und wer an der Verbreitung der christlichen Botschaften interessiert ist findet solche zeitgemäßen Medien und ihre Nutzung dafür durchaus sinnvoll.

Jesus von Nazareth – auf ihn berufen sich Befreiungstheologen in der 3. Welt ebenso wie Kreationisten und militante Fundamentalisten, die vor Morden an sogenannten Abtreibungsärzten nicht zurück schrecken. Auf ihn berufen sich weltferne Theologen, die in einem vatikanischen Paralleluniversum leben ebenso wie sich aufgeklärt gebende Bischöfe, die politische Missstände beim Namen nennen. Befürworter eines Krieges, wie er in Afghanistan geführt wird, beten zu Jesus genau so wie dessen scharfe Kritiker. Der Fußballer küsst sein umgehängtes Kreuz, wenn ihm ein entscheidendes Tor gelungen ist, der geschlagene Torwart hingegen beschließt, vor dem nächsten Elfmeter den Erlöser anzurufen. Jesus hier, Jesus da.

Jesuswahn nennt der studierte Theologe Heinz-Werner Kubitza sein Buch, das soeben erschienen ist. Dr. Kubitza fügt sich mit seinem Buch in eine Reihe von Autoren ein, die vor allen in den letzten Jahren für Furore (und Furor) gesorgt haben, da sie mit überdeutlichen Worten die ihrer Ansicht nach verheerende Wirkung von Religionen auf das Weltgeschehen aufzeigen. Die Resonanz ist immens, Autoren wie der Biologe Richard Dawkins, der Philosoph Michel Onfray oder der anglo-amerikanische Publizist Christopher Hitchens sind mit Vortragsreihen unterwegs, der deutsche Philosoph Michael Schmidt-Salomon wird von Talkshow zu Talkshow gereicht. Das ist wichtig und notwendig, brachte der Bewegung jedoch schnell den Vorwurf eines atheistischen Missionarismus ein.

Kubitza hat sich das wohl schwierigste Gebiet im Bereich der antireligiösen Aufkärung vorgenommen, denn auf Jesus lässt kein Gläubiger etwas kommen. Jesus, der Bergprediger, Jesus, der sich für uns alle am Kreuz geopfert hat – diesen anzugreifen, das erfordert Mut. Und vor allem Kompetenz. Als Doktor der Theologie, der viele Jahre in Kirchengemeinden tätig war, kann man dem Autor diese wahrlich nicht absprechen, und so stellt man rasch bei der Lektüre des Jesuswahns fest, dass Kubitza weiß, wovon er spricht. Schlüssig weist er nach, wie sich vom alttestamentarischen Gott die Entwicklung zum neutestamentarischen Jesus vollzogen hat und wie aus einem von vielen in Palästina vor 2000 Jahren tätigen Wanderprediger eine im wahren Sinne des Wortes vergötterte Gestalt entwickelte. Dieses Buch ist ein überaus wichtiges Buch, nicht alleine für Gläubige, die sich bei der Lektüre mit allerlei unbequemen Fakten auseinander setzen müssen (so sie dazu überhaupt bereit sind), sondern auch für Menschen, die sich als Atheisten sehen und denen die Figur Jesus – einmal ganz abgesehen von der Frage, ob ein Jesus von Nazareth überhaupt jemals gelebt hat – eigentlich egal ist. Denn auch Agnostiker und Atheisten sind in ihrem Alltag immer und überall von christlichen gesellschaftlichen und moralischen Vorstellungen betroffen. Ob man als Gottfreier will oder nicht – auch wir haben vieles verinnerlicht, was seinen Ursprung im Christengott und den Lehren Jesu hat. Und daher geht Jesus auch die etwas an, die oberflächlich betrachtet mit ihm “nichts am Hut haben”.

Der Jesuswahn ist ein Buch, dem man eine möglichst große Verbreitung wünscht, denn es rührt mit einer klaren, gut lesbaren Sprache an Fragen (und gibt Antworten), die dank des hohen Ansehens seines Protagonisten, das er in allen Spielarten des christlichen Glaubens genießt, unbedingt aufgeworfen werden müssen. Auch Jugendliche sollten den Jesuswahn lesen, um eine aufgeklärte Sicht auf Jesus kennen zu lernen. Das Herrenzimmer sprach mit Dr. Kubitza über sein Buch.

kompletten Artikel und das Interview mit Dr. Kubitza lesen


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