Was braucht man für die Teilnahme an einem Moot Court?
Die Teilnahme an einem Moot Court (und zwar egal an welchem) ist vor allem arbeitsintensiv. Manche kleineren, d.h. insbesondere nationalen Wettbewerbe kann man neben dem Studium stemmen, andere größere dagegen nicht. Je nachdem, wie eure Uni das handhabt, kann man für die Teilnahme an einem Moot Court jedoch ein Freisemester angerechnet bekommen, bzw. man verliert das Moot Court Semester nicht für den Freiversuch im Examen. Für den Jessup Moot Court zum Beispiel gibt es an den meisten deutschen Unis ein Freisemester. Und das ist auch sinnvoll, denn der Wettbewerb nimmt fast all eure Zeit in Anspruch. Der Alltag unseres Teams sah in der Schriftsatzphase (September bis Januar) so aus, dass wir uns jeden Tag für mindestens 6, meistens aber 8 und mehr Stunden im Büro getroffen haben und an den Schriftsätzen und Argumenten im Allgemeinen gearbeitet haben. Je näher die Deadline rückte, desto öfter auch an Wochenenden und Feiertagen. Neben Zeit ist es deshalb auch wichtig, dass man den nötigen Ehrgeiz und den Willen besitzt, lange intensiv an einer Sache mit den gleichen Leuten zu arbeiten. Und Wille und Ehrgeiz heißt in dem Fall auch, zum Wohle des gemeinsamen Ziels auch mal das Ergebnis von wochenlanger Arbeit zu verwerfen und neu anzufangen; es heißt auch, trotz einer intensiven Diskussion mit den Teamkollegen am nächsten Tag wieder im Büro zu sitzen und professionell weiterzumachen.
Was nicht unbedingt notwendig ist, sind Vorkenntnisse auf dem jeweiligen Rechtsgebiet. Der Jessup Moot Court an dem ich teilgenommen habe, beschäftigt sich ausschließlich mit Völkerrecht und ist der größte und älteste Moot Court. Von Völkerrecht hatte ich bis dahin aber noch gar keine Ahnung. Das war jedoch kein Problem, denn es ist durchaus möglich, sich schnell genug soweit ins Thema einzuarbeiten und -zulesen, dass man mit dem Fall arbeiten kann. Vorkenntnisse schaden aber natürlich nicht. Da es einige internationale Moot Courts gibt, ist es für die Teilnahme an einem solchen wichtig, dass ihr Englisch beherrscht, sowohl mündlich (ihr müsst in den Plädoyers unter Umständen eine Diskussion auf höchstem fachlichen Niveau mit Muttersprachlern führen können), als auch schriftlich (wegen der Schriftsätze). Perfekt muss euer Englisch natürlich nicht sein, denn man lernt im Laufe des Wettbewerbs natürlich noch eine ganze Menge dazu, insbesondere Rechtsenglisch. Was man ebenfalls lernt, ist interessenbezogene Rechtsanwendung. Gerade dieser Aspekt macht die Teilnahme an einem Moot Court für viele sehr reizvoll, da eine anwaltliche Perspektive einen starken Kontrast zu der im Studium eingenommenen richterlichen Perspektive bietet und man zur Abwechslung einmal nicht nach dem sucht, was objektiv legal ist, sondern nach dem, was im Rahmen des Vertretbaren eurem Mandanten zum Sieg verhilft.