Jesper Munk
„Claim“
(Warner)
Kann man ihm das wirklich zum Vorwurf machen? Dass der Junge im zarten Alter von zweiundzwanzig Jahren eine Musik macht, die ihre Geschichte und Kraft aus der leidvollen Lebenserfahrung von Sklaverei und Rassentrennung zieht, die also mehr als viele andere Spielarten des Rock Unglück und Verzweiflung zum Grundthema machte und macht? Größere Verwerfungen sind aus dem Lebenslauf des Jesper Munk nicht bekannt, der Sohn von Rainer Germann (Cat Sun Flower) dürfte sogar eine recht behütete Kindheit genossen haben. Manches Bild und manche Zeile lassen einen trotzdem schmunzeln, wie er zum Beispiel für das Video zu „Courage Of Love“ die Attitüde des verwilderten Outlaws pflegt und sorgsam abgerissen durch die triste Pampa zieht, oder wie er seine Schuld am Scheitern mit „whiskey from the barman and cocaine from a friend“ betäubt („Guilty“). Doch wenn Blues nur die Sache alter Männer wäre, weil man erst dann die passende Vita vorzuweisen hat – es wäre arm um diese Musik bestellt.
Keine White Stripes, denn diese hatte Vorbild Jack White mit genau 22 gegründet, vom fabelhaften Benjamin Booker, ebenfalls mit 22 gestartet, wüsste die Welt rein gar nichts und selbst Munks großem Fürsprecher Jon Spencer würden entscheidende Jahre in der Biographie fehlen. Gehen wir besser davon aus, dass der gebürtige Münchner selbst jetzt schon einiges an Herzschmerz, jugendlicher Seelenqual und Wut erlebt hat (die ja immer so schwer wiegen, wie sie derjenige wahrnimmt, den sie betreffen). Egal also, ob er die „Reeperbahn“ nur vom Hörensagen oder aus eigener Erfahrung kennt, auch in den Songs seines neuen, zweiten Albums findet sich ein gerütteltes Maß an Kraft und Leidenschaft, genug jedenfalls, um dem Jungen seine Geschichten bereitwillig abzukaufen. Der Sound beseitigt ohnehin jeden Zweifel – was er da zusammen mit Jon Spencer, Sebastian Weiss (aka. Sepalot/Blumentopf) und Produzent Mocky an dreckigen Riffs, stampfenden Drums und souligem Georgel zusammengemischt hat, verdient einigen Respekt (dass das Viele am Ende nur noch auf einem Doppelalbum unterzubringen war, ist dabei fast schon frech zu nennen).
Eine kratzige, abgelebte Stimme also, die nicht nur bei „The Parched Well“ verblüffend an King Krule erinnert, satter Background, sparsame Bläser und viel, viel virtuos verschrägter Gitarrenkrach – Munk vermag seinem Instrument eine Klangvielfalt zu entlocken, die schwer beeindruckt. Das groovt mal sehr lässig wie bei „Shakespeare And Heartbreak“, barmt und vibriert nach alter Schule zum Herzerweichen „… there’s no rehab for lovers …“ („Clean“) oder klappert und pocht trocken in bester Voodoo-Manier für „It Takes Two“ – es ließe sich ein Vielzahl von Beispielen nennen, die dem Album eine Wandlungfähigkeit und Frische verleihen, welche in in diesem Alter wohl nur sehr selten zu finden sind. Misstrauen ist da fehl am Platz, eher die Angst, der Junge könnte zu schnell zu groß werden und sein Talent zu billig verkaufen. Andererseits – ein paar negative Erfahrungen haben noch niemandem geschadet, Munk hätte ja glücklicherweise das Zeug dazu (siehe oben), sie auf seine Weise gewinnbringend zu verarbeiten. http://jespermunk.de/
29.03. Roth, Kulturfabrik
10.04. Berlin, Postbahnhof
11.04. Hamburg, Knust
14.04. Dresden, Groove Station
15.04. Bremen, Tower
16.04. Hannover, Lux
18.04. Osnabrück, Kleine Freiheit
19.04. Köln, Stadtgarten
20.04. Bochum, Zeche Bochum
21.04. Frankfurt, Batschkapp
23.04. Stuttgart, clubCANN
24.04. Dingolfing, Eishalle
26.04. Zürich, Exil
28.04. Wien, Chelsea
29.04. München, Muffathalle
08.05. Irschenberg, Irschenberg-Festival
22.05. Salching, Pfingst-Openair
26.06. Chemnitz, Kosmonaut-Festival
14.08. Stukenbrock, Serengeti-Festival
„Claim“
(Warner)
Kann man ihm das wirklich zum Vorwurf machen? Dass der Junge im zarten Alter von zweiundzwanzig Jahren eine Musik macht, die ihre Geschichte und Kraft aus der leidvollen Lebenserfahrung von Sklaverei und Rassentrennung zieht, die also mehr als viele andere Spielarten des Rock Unglück und Verzweiflung zum Grundthema machte und macht? Größere Verwerfungen sind aus dem Lebenslauf des Jesper Munk nicht bekannt, der Sohn von Rainer Germann (Cat Sun Flower) dürfte sogar eine recht behütete Kindheit genossen haben. Manches Bild und manche Zeile lassen einen trotzdem schmunzeln, wie er zum Beispiel für das Video zu „Courage Of Love“ die Attitüde des verwilderten Outlaws pflegt und sorgsam abgerissen durch die triste Pampa zieht, oder wie er seine Schuld am Scheitern mit „whiskey from the barman and cocaine from a friend“ betäubt („Guilty“). Doch wenn Blues nur die Sache alter Männer wäre, weil man erst dann die passende Vita vorzuweisen hat – es wäre arm um diese Musik bestellt.
Keine White Stripes, denn diese hatte Vorbild Jack White mit genau 22 gegründet, vom fabelhaften Benjamin Booker, ebenfalls mit 22 gestartet, wüsste die Welt rein gar nichts und selbst Munks großem Fürsprecher Jon Spencer würden entscheidende Jahre in der Biographie fehlen. Gehen wir besser davon aus, dass der gebürtige Münchner selbst jetzt schon einiges an Herzschmerz, jugendlicher Seelenqual und Wut erlebt hat (die ja immer so schwer wiegen, wie sie derjenige wahrnimmt, den sie betreffen). Egal also, ob er die „Reeperbahn“ nur vom Hörensagen oder aus eigener Erfahrung kennt, auch in den Songs seines neuen, zweiten Albums findet sich ein gerütteltes Maß an Kraft und Leidenschaft, genug jedenfalls, um dem Jungen seine Geschichten bereitwillig abzukaufen. Der Sound beseitigt ohnehin jeden Zweifel – was er da zusammen mit Jon Spencer, Sebastian Weiss (aka. Sepalot/Blumentopf) und Produzent Mocky an dreckigen Riffs, stampfenden Drums und souligem Georgel zusammengemischt hat, verdient einigen Respekt (dass das Viele am Ende nur noch auf einem Doppelalbum unterzubringen war, ist dabei fast schon frech zu nennen).
Eine kratzige, abgelebte Stimme also, die nicht nur bei „The Parched Well“ verblüffend an King Krule erinnert, satter Background, sparsame Bläser und viel, viel virtuos verschrägter Gitarrenkrach – Munk vermag seinem Instrument eine Klangvielfalt zu entlocken, die schwer beeindruckt. Das groovt mal sehr lässig wie bei „Shakespeare And Heartbreak“, barmt und vibriert nach alter Schule zum Herzerweichen „… there’s no rehab for lovers …“ („Clean“) oder klappert und pocht trocken in bester Voodoo-Manier für „It Takes Two“ – es ließe sich ein Vielzahl von Beispielen nennen, die dem Album eine Wandlungfähigkeit und Frische verleihen, welche in in diesem Alter wohl nur sehr selten zu finden sind. Misstrauen ist da fehl am Platz, eher die Angst, der Junge könnte zu schnell zu groß werden und sein Talent zu billig verkaufen. Andererseits – ein paar negative Erfahrungen haben noch niemandem geschadet, Munk hätte ja glücklicherweise das Zeug dazu (siehe oben), sie auf seine Weise gewinnbringend zu verarbeiten. http://jespermunk.de/
29.03. Roth, Kulturfabrik
10.04. Berlin, Postbahnhof
11.04. Hamburg, Knust
14.04. Dresden, Groove Station
15.04. Bremen, Tower
16.04. Hannover, Lux
18.04. Osnabrück, Kleine Freiheit
19.04. Köln, Stadtgarten
20.04. Bochum, Zeche Bochum
21.04. Frankfurt, Batschkapp
23.04. Stuttgart, clubCANN
24.04. Dingolfing, Eishalle
26.04. Zürich, Exil
28.04. Wien, Chelsea
29.04. München, Muffathalle
08.05. Irschenberg, Irschenberg-Festival
22.05. Salching, Pfingst-Openair
26.06. Chemnitz, Kosmonaut-Festival
14.08. Stukenbrock, Serengeti-Festival