Als Anlass zu diesem Thema kann man die Fotoausstellung Jerusalem (10. November - 1. Dezember) der lesbischen Fotografin Elisabeth Ohlson Wallin sehen, die innerhalb zweier Osterwochen vor allem in der Altstadt Jerusalems die 17 ausgestellten Bilder schoss, die bereits vor der Ausstellung eine heiße Diskussion entfachten und nun das Weltkulturmuseum nahezu in eine Festung verwandeln.
Auch wenn Elisabeth Ohlson Wallin mit ihren Bildern das Verhältnis zwischen Christen, Juden und Muslime am Rande mit behandelt, so ist das Hauptthema der Ausstellung Jerusalem die Diskussion des Verhältnisses von Juden und Muslime zur Homosexualität und der entsprechenden Auslegung von Bibel und Koran. Während eine offene Bevölkerungsschicht die Fotos der Ausstellung mehr als engagierte HBT-Kunst versteht, fühlen sich gläubige Moslems und Juden jedoch von den Bildern in ihrem Glauben angegriffen.
Die Ausstellung Jerusalem im Weltkulturmuseum provoziert in ihrer Stärke vor allem, weil die ausdrucksstarken Fotos die beiden Konfrontationsreligionen in der Altstadt Jerusalems eine rein westliche Betrachtungsweise darstellen, die von gläubigen Moslems und Juden zwangsweise als Angriff auf ihren fundamentalen Glauben betrachtet werden. Es stellt sich daher die Frage, ob die Ausstellung Jerusalem wirklich dazu dient, dass sich die Betrachtungsweise von Moslems und Juden zur Homosexualität ändert oder nicht vielmehr eine offene Diskussion zwischen nordischem Christentum, Moselms und Juden in weite Ferne rückt.
Auch wenn die Ausstellung Jerusalem, bei der jedes Bild mit einem Auszug eines Psalms oder einer Sure begleitet ist und in Europa die Diskussion um Homosexualität in künstlerischer Weise ins Gespräch bringt, so werden die 17 Fotos mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in Israel und in keinem arabischen Land je gezeigt werden, da die Kluft zwischen Erziehung, Religiosität und traditionellem Glauben zu groß sind. Und selbst in Göteborg wird dem Besucher deutlich, dass das Thema hier nicht als „normal“ betrachtet werden kann, da jeder Besucher durch einen Metalldetektor muss und Sicherheitskräfte sowohl den Eingang als auch die Ausstellung bewachen müssen.
Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin