Jenseits von Afrika in niederen Landen – Safaripark Beekse Bergen.

Von Eva Grossert @HiddenGemReise

Schritttempo. Der Weg ist holprig und aufgeweicht vom Regenschauer am frühen Morgen, wir Jeep-Insassen werden kräftig durchgerüttelt. Es ist noch frisch. Feuchte, stachelige Äste streifen uns am Arm, während wir durch den Busch vordringen. Die Sonne kämpft mit tief hängenden grauen Wolken um die Vorherrschaft.

Während es weiter langsam voran geht, verwandeln sich die Zebras im Rückspiegel allmählich in kleine Flecken. Da reckt auch schon von rechts eine Giraffe neugierig ihre langen Hals nach dem vorbeifahrenden Auto. Der Ranger bringt den Wagen zum Stehen, die Gespräche verstummen.
Es wird geknipst und gekichert, denn lange graue Zungen lecken übers Autodach. Pelzige Lippen knabbern am Verdeck. Auch wenn sie mit ihren samtigen Augen und hinreißenden Wimpern so schön klimpern, wir ducken uns weg, um der Schlabber-Attacke und den Giraffenküssen zu entkommen.

Draußen überquert ein Gnu gemächlich die Fahrbahn. Tiere haben hier definitiv Vorfahrt – jeder scheint das zu wissen …
Die Szene spielt sich nicht auf einer Safari irgendwo in einer Hochebene Tansanias ab, sondern bei unseren Nachbarn (bzw. in meiner Wahlheimat) in der niederländischen Tiefebene.

Safaripark Beekse Bergen

365 Tage im Jahr hat der Safaripark Beekse Bergen bei Tilburg in der niederländischen Region Brabant geöffnet.
Für NRWler ist Beekse Bergen nur einen Pappenstiel entfernt. Innerhalb eineinhalb bis zwei Stunden Anreise könnt ihr in den Niederlanden auf Safari gehen.

Das weitläufige Wildgehege erkundet man entweder im eigenen Pkw oder als Teilnehmer einer geführten Bustour, zur Fuß (ist dann aber mehr wie ein Zoobesuch), in Kleingruppen in offenen Jeeps zusammen mit einem Ranger oder per Schiff-Safari. Durch das Gelände zieht sich doch tatsächlich ein weitläufiges Netz aus Wasserwegen – eigentlich gar nicht so abwegig, wenn man näher darüber nachdenkt. Wir sind schließlich in den Niederlanden, das zu 26 % unter dem Meeresspiegel liegt.
Fast unmöglich, dass man sich in diesem Netz aus Wasserwegen nicht die Füße nass macht.

Die Livingston fährt nicht auf dem Sambesi sondern im Safaripark Beekse Bergen


Das Konzept Safaripark kannte ich bis dato noch nicht, auch Beekse Bergen war mir kein Begriff. Hätte man mir vorhergesagt, dass ich eines Tages einmal in den Niederlanden auf Safari gehen sollte, hätte ich wohl laut aufgelacht. In den Niederlande, wo das exotischste, mir bisher untergekommene Tier eine Möwe ist und dann auch noch ich, der alte Safari-Hase, der schon Auge in Auge einem Löwenrudel in der Wildnis gegenüber saß. Aussteigen war da nicht mehr drin.
Doch Aussteigen ist auch hier im Wildgehege Beekse Bergens nicht erlaubt, denn nur die Tiere dürfen sich in diesem Bereich frei bewegen. „Da sind dann die Besucher quasi im Käfig“, sagt Pascal, unser Ranger, der sich gelegentlich fragt, wer da eigentlich wen bestaunt.
Recht hat er. Wenn die Löwen auf dem alten Mercedes Unimog thronen und leicht süffisant (Katzen eben) auf die Besucher herabblicken, denkt man, die Tiere amüsieren sich eher über uns laute, seltsam felllose Gestalten.


Sicherheit hat Priorität im Safari Park Beekse Bergen
In den Abschnitten des Riesengeheges, in denen die gefährlichen, wilden Tiere frei herumlaufen, sollten Türen und Fenster auch geschlossen bleiben. Sicherheit hat Priorität im Safari Park. „Das wäre sonst zu gefährlich“, erklärt Pascal uns.
Eine offensichtlich lebensüberdrüssig oder völlig verwirrte französische Familie, die im vergangenen Jahr im Geparden Gehege aus dem Auto gestiegen ist, wäre für diese wahnwitzige Idee beinahe bestraft worden.
Also, besser nicht nachmachen!
Tipp: Für die Fahrt durch das Freigehege empfiehlt sich übrigens gleich der frühe Morgen oder Abend, da die Tiere um die Mittagszeit eher träge sind. Außerdem umgeht ihr dann den größten Besucherandrang.


Übernachten in der Savanne im Safari Resort Beekse Bergen

Einen Tag sollte man für einen Besuch im Safari-Park mindestens einplanen. Es gibt verdammt viel zu tun und er ist wirklich groß.
Es lohnt sich auch, die Fütterungszeiten abzupassen. Wir durften süße Beeren an die noch süßeren Kattas verfüttern. Seitdem ziehe ich eine Auswanderung nach Madagaskar in Betracht. Okay, oder wenigstens eine längere Reise dorthin.
Außerdem kann man mit Kindern an den schön gemachten Rastplätzen und Kinderspielplätzen durchaus länger verweilen und sich richtig austoben.
 

Besser noch ist es jedoch, direkt im Safari Resort zu übernachten.
Unsere Freunde vom Reiseblog Travelisto waren schlauer als wir und haben das gemacht, während wir im nahen Tilburg – auch nett aber nicht dasselbe – verweilen.
Wir überraschen sie am frühen Morgen in ihrer Savannen Lodge im Safari Resort und uns klappt sogleich die Kinnlade nach unten. Nicht nur ist die Lodge überdimensioniert (es gibt Platz für 6 Personen), mit allem Schnick-Schnack und sogar mit einer Sauna ausgestattet, sondern auch noch stilvoll im Afrika-Ethno-Look designt.
Das Beste ist jedoch der Blick vom Frühstückstisch: Während ihr mit Löwengebrüll im Ohr in euer Brötchen beißt, ziehen Zebras, Gnus oder mal ein Nashorn vorbei. Hallo! Aber aufgepasst, dass der Bissen nicht im Hals stecken bleibt.
Die beiden Travelisto Jungs allerdings mussten leider hungern, denn vor Aufregung blieb zum Essen wenig Zeit. Auch das kann in Beekse Bergen passieren …

Die Lodges des Safariparks Beekse Bergen mit „Savannenblick“. Ethno Wohnen in Beekse Bergen

Es gibt auch noch größere Lodges, Gruppenunterkünfte, Safarizelte oder Baumhäuser mit Blick auf die Seehunde. Die habe ich jedoch nicht von innen gesehen und kann nichts weiter dazu sagen.
Berichtet doch gerne, wenn es euch einmal dorthin verschlägt!

Karibu Town, Herzstück des Safari Resorts

Das Herzstück des Safari Resorts ist Karibu Town mit einem Besucherzentrum inklusive Supermarkt, einem Restaurant (Außenfläche mit Blick zum Savannen Wasserloch und dessen Tierwelt) einer Bowlingbahn sowie einem Erlebnisbad und einem Ranger Basecap mit tollen Aktivitäten (Lagerfeuer, Spielbereich, Basteln, Schminken, etc.) für die Kleinen. Keine Zeit also um sich zu langweilen.

Und wer jetzt denkt, dass man ihn damit nicht hinterm Ofen vor holen kann, sollte nicht vergessen, dass es meine niederländischen Landsmänner echt drauf haben, das Ganze auch noch unglaublich stylish und lässig aufzuziehen. Ich wähne mich in Kapstadts Szene-Restaurant und nicht in einem Safaripark irgendwo in Brabant.
Da bleiben wirklich keine Wünsche offen, nur nach wie vor die Frage, wer in Beekse Bergen denn nun eigentlich wen unterhält – die Tiere die Besucher, oder ist es doch eher umgekehrt?

  • Das Foyer von Karibu Town
  • Schick Essen im Restaurant Moto


Ein Wort zu Tilburg – Aktivitäten und Übernachten in Tilburg

Tilburg ist nur 10 Autominuten von Beekse Bergen entfernt und demnach ein gute Übernachtungsalternative wenn Beekse Bergen ausgebucht ist oder wenn das tierische Vergnügen irgendwann zu viel wird. 
Tilburg hat nicht gerade den Ruf, eine Perle unter den niederländischen Städtchen zu sein. Ich finde das etwas ungerechtfertigt.

Wir übernachten direkt im Zentrum Tilburgs im Mercure Hotel und haben uns am Sonntag noch Zeit genommen, die Stadt zu erkunden. Tilburg ist studentisch gemütlich. Das Zentrum ist durchaus charmant und hat ein paar hübsche Cafés und Shops.
Tilburg ist als Textilstadt bekannt geworden und wartet mit einigen guten Museen auf. Allen voran natürlich das Textilmuseum und das wirklich sehenswerte Museum de Pont für zeitgenössische Kunst in einer alten Wollspinnerei.
Bei unserem Besuch in Tilburg schüttet es aus allen Kübeln. Wir besuchen daher noch die LocHal.
Architekten haben einen alten Lokschuppen in eine sehenswerte Bibliothek verwandelt.
Im neuen aufstrebenden Viertel Spoorzone ist damit einlebendiger Kulturtreffpunkt entstanden. Das coole ehemalige Eisenbahngebäude bietet nicht nur viel Platz für Bücher, sondern auch für Ausstellungen, Veranstaltungen, Gastronomie und Coworking Spaces.

Bibliothek Lochal in Tilburg

Wäre das Wetter etwas besser verweilten wir unter Garantie noch etwas länger im Piushaven. Lange ein vernachlässigtes Hafenviertel. Heute trifft dort Matrose auf Hippster und Bohemien. Es gibt coole Shops, feine Restaurants und die besten Terrassenlokale direkt am Wasser.


Gastro-Tipps für Tillburg:

  • Doloris Rooftop – Relativ neues Restaurant Konzept mit lecker Fusion-Food Tapas und grandiosem Dachterrassenblick bei schönem Wetter, Nebenan ist das Doloris Maze, eine Art Kunstlabyrinth mit Meta Erfahrung. Eintritt 19€.
  • Café Buutvrij im Dwaalgebiet (Zentrum)
  • Pastorie Lokaal – Irgendwas zwischen Café, guter Stube und Conceptstore.
  • Houtloods in Spoorzone. Ein kulinarischer und optischer Augenschmaus in einem der ältesten Gebäude der Spoorzone.
  • Eetbar de Wagon – Charmant frühstücken, lunchen oder dinieren in einem alten Eisenbahnwagon.