Jenseits der Untiefen
Favel Parrett
Hoffmann und Campe, 2013
978-3455404340
19,99 €
Joe, Miles und Harry wachsen an der tasmanischen Küste auf. Sie sind Brüder und geprägt vom Meer. Ohne das Meer können sie nicht leben und mit ihm leben ist gefährlich. Wild und unberechenbar treibt das Leben, das Meer und der Vater sie in Situation, die sie verzweifeln lassen, die Tränen hervorbringen und sie allein zurück lassen …
Die Brüder sind wirklich völlig unterschiedlich, was nicht nur am Altersunterschied liegt. Während Harry noch ein wenig unschuldig ist, aber auch schon viel vom schlechten Leben kennengelernt hat, ist es Miles, der ihn immer beschützen will.
Miles muss auf dem Boot arbeiten – Tag ein, Tag aus. Und dabei liebt er die Wellen und das Meer. Den Personen sind die Gefühle oftmals auf ihr Gesicht geschrieben und in frühen Falten eingemeißelt. Eine Kindheit ist dies nicht und mit aller Schrecken wird hier wirklich alles aufgefahren, was den Leser wütend werden lässt.
Und Joe? Der ist eine scheinbare Randgestalt. Oft ist er nicht da und ich vergesse, dass er einer der Brüder ist. Aber das bleibt nicht immer so. Es gibt auch Momente, da ist er eins mit seinen Brüder. Das Buch brilliert durch die Brüderbeziehung und den Situationen, wo man merkt: Sie sind eine Familie.
Ich liebe selbst das Meer. Das Geräusch der Wellen, die Stürme und die Gewitter, die am Meer ganz anders sind. Der Strand und natürlich der Duft des Meeres. Aber das Meer kann auch tückisch sein und so schwimme ich selten im offenen Meer. Aber das ist etwas anderes. Denn das Meer bildet in diesem Buch oftmals eine grausige Kulisse für all die Schmach, die Wut und die Tränen der drei Brüder. Manchmal habe ich das Buch sinken lassen und über ein Meer nachgedacht, dass ich nur als friedlich kenne und dieses war so abgrundtief böse.
Die hellen Momente gehen unter all dem Schmerz fast verloren und so bin ich manchmal tief traurig gewesen und musste das Buch weglegen. Macht ein Buch so etwas mit mir ist es ein schmaler Grat, ob ich es mag oder nicht. Dieses war zu brutal, um von mir geliebt zu werden.
Es ist die Liebe und Nicht-Liebe der drei Brüder, die diese Geschichte vorantreibt. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass jeder etwas mit dem Meer zu tun hat. Zeitweise wollte ich immer etwas über die Vergangenheit wissen, bekam aber immer nur Bröckchen hingeworfen. An manchen Tage wollte ich die Jungs nur in den Arm nehmen, denn das Leben war hart und sie konnten es sich nicht aussuchen. Du wirst in eine Familie hineingeboren und hast Glück oder Pech – so könnte man es den drei Brüdern mit auf den Weg geben. Leider hatten sie fast nur Pech.
Es ist eine Familiengeschichte, die stark mit dem Meer verbunden ist und deswegen fühlt sich das Meer an, als wäre es ein Familienmitglied, das streichelt, intrigiert und verachtet. Es ist mit all seinen Tücken und Grausamkeiten, eigentlich ein gutes Buch, aber mich hat es verstört. Ich weiß nicht, ob ihr die Punktevergabe nachvollziehen könnt. Im Vergleich zu anderen traurigen Büchern kann ich nur sagen: Ich konnte nicht weinen, sondern war einfach nur völlig geschockt.
Das Buch kommt einem unscheinbaren Schmuckstück gleich. Sein mystisch wirkendes Cover verbricht eine dunkle Geschichte. Das Buch selbst ist sehr eng bedruckt, was der Geschichte finde ich, selbst eine gewisse Enge verleiht.
Das Buch hat mich zeitweise bedrückt zurückgelassen, ich war zornig und enttäuscht. Eigentlich gut Attribute, denn es bezeugt, dass mich das Buch berührt hat. Leider war es aber auch stellenweise sehr hart und damit kam ich nicht zurecht. Ich denke, der Leser muss wissen, dass hier viel passieren kann und das es meistens schrecklich ist, dann sollte er dieses Buch versuchen.