Auf der ewigen Rangliste der sträflich unterschätzten Rockalben liegen The Cult mit ihrem selbstbetitelten Werk aus dem Jahr 1994 ganz vorn, nicht davor und nicht danach erreichten Ian Astbury, Billy Duffy und der Rest der Truppe einen derart hohen Grad an Intensität, Leidenschaft und Vielfalt. Songs wie “Gone”, “Black Sun” und “The Saints Are Down” sind viel zu selten in ihrer Größe gewürdigt worden, kaum ein Stück hat Kurt Cobains Abgang derart eindringlich betrauert wie “Sacred Life” – die Konzerte zur Platte, damals passenderweise mit den Geistesbrüdern von Mother Tongue bespielt, waren schlichtweg legendär.
Soviel zur Historie. Leider muß gesagt werden, dass die Band in der heutigen Besetzung diese Qualität nicht mehr oder nur zu selten liefern kann. Natürlich ist man nach allem Kommen und Gehen froh, dass The Cult noch oder vielmehr wieder da sind, natürlich liegt es auch nicht an Astburys Stimmbändern, dass man etwas vermißt – er quält sie nach wie vor ohne jede Rücksicht und schmirgelt sich Schicht um Schicht die Ängste aus der wunden Seele. Liebesadressen an die gemarterte Tierwelt, vom Teufel gejagt, mit Albträumen durch die Wüste stolpernd, todesbleiche Rösser vor Augen – es liegt beileibe nicht am Einsatz des Frontmannes, warum am Ende doch nicht so die Freude aufkommen mag wie zum Beispiel noch beim Vorgänger “Born Into This”.
Natürlich hängt alles davon ab, von welcher Seite man sich der Band nähert – als beinharter Metaller vermißt man auf diesem Album wohl wenig, denn grundsoliden Hardrock, ehrliche Riffarbeit wie bei “Amnesia” oder “Lucifer”, das können The Cult anno 2012 natürlich immer noch. Dem Indiekonsumenten fehlt es beim Großteil der zehn Stücke schlichtweg an Differenzierung, an Unterscheidbarkeit. Stücke, die ein wenig herausragen aus diesem Hochdruckgebläse und hier deshalb auf etwas mehr Gegenliebe stoßen: “Elemental Light” bietet die herbeigesehnte Abwechslung – abbremsen, Luft holen, raushauen – etwas mehr Spannung also, auch “Life>Death” steigert sich langsam und der Abschluß mit “This Night In The City” versöhnt mit etwas Innerlichkeit und schön geschliffenen Akkorden. Ein klares Unentschieden also, ein vielleicht – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. http://thecult.us/main/