Thalia Theater in der Gausstraße
Wieder ein Solostück von Philipp Hochmair in Regie von Bastian Kraft. Diesmal: Jedermann von Hugo von Hofmannsthal. Eine Konzert-Performance soll es sein, die Musik steuert die Amerikanerin Simon Jones bei, die auch mit auf der Bühne steht, singt und musiziert.
Hofmannsthals Dichtung im Thalia Theater, modern inszeniert und neu interpretiert. Die Frage des Daseins steht hier im Mittelpunkt. Was machst man, wenn man nur noch einen Tag zu leben hat? Was zählt im Leben wirklich? Hofmannsthals Theaterstück handelt von Jedermann, der vom Tod aufgesucht wird. Dieser wiederum wurde von Gott geschickt, weil die Menschen ihn nicht mehr zu schätzen wussten. Jedermann ist ein reicher Bürger, dessen Habgier und Geldsucht ihn dazu führen, dass er von Gott ausgewählt wurde dem Tod entgegenzutreten. Eine Stunde wird ihm vom Tod geschenkt, sich einen Gefährten zu suchen, der ihn auf seine letzte Reise begleiten soll. Er findet keinen und selbst sein Geld will nicht mit ins Grab. Zum Schluss reinigt er seine Seele und darf vor das göttliche Gericht treten.
In Krafts Performance ist Jedermann ein Rockstar, der jedoch die Verssprache von Hofmannsthal behalten hat. Hochmaier spielt hier wieder mehrere Figuren und springt von der Einen zur Nächsten. Im Alleingang erzählt er die Geschichte von Jedermann und verfällt der Verzweiflung immer mehr. Durchaus gekonnt gespielt springt er von einer Bühnenecke zur anderen. Simon Jones begleitet ihn musikalisch aber auch darstellerisch. Ein paar deutsche Sätze kommen aus ihrem Mund, sie ist quasi eine Nebenfigur im Spiel. Ihre Figur bleibt aber immer etwas unklar. Wenn Hochmaier in langen Monologen verschwindet, steht sie am Rand und tut nichts. Hierbei stellt sich die Frage, ob das gewollt ist oder nicht, wenn ja dann ist es nicht überzeugend genug. In ganzer Linie überzeugt sie aber musikalisch. Ihre Performance ist spektakulär, sie ist hier die richtige Rockerin auf dieser Bühne.
Die Bühne und die Kostüme glitzern um die Wette, Gold und Schwarz herrschen hier vor, und auch die digitalen Texttafeln tauchen hier wieder auf und verraten uns immer, welche Rolle Hochmair gerade spielt. Auch in dieser Inszenierung zeigt sich Krafts Faible für jede Art von Medien. Handkamera und Live-Screen kommen hier zum Dauereinsatz. Die Bühne sieht aus, wie auf einem Rockkonzert und alles ist eine große Show.
Teilweise übertreibt Hochmair hier in seinem Spiel, aber das ist wahrscheinlich Geschmackssache. Vor allem am Anfang sind die Texte von Hochmair nicht sehr verständlich gesprochen. Man kommt kaum hinterher den Inhalt zu verstehen, wenn man das Stück vorher nicht kennt. Nur mit Mühe und Not kann man sich die Geschichte zusammen reimen. Zum Ende hin wird es besser und auch das Spiel ist nicht mehr so übertrieben.
Ein rauschendes Performance-Konzert das musikalisch auf ganzer Linie überzeugt. Spielerisch aber eher Geschmackssache ist und Bühnentechnisch nichts auslässt.
(c) Thalia Theater