Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von Bergmoser erzählen:
„Der alte Apfelbaum“
„Mitten auf einer Wiese stand ein alter Apfelbaum, der zahlreiche Löcher und kleine Höhlen in seinem Stamm hatte. Das machte ihm aber nicht so viel aus, denn an seinen knorrigen Zweigen wuchsen jedes Jahr im Sommer zahlreiche kleine rote Äpfel. Sie leuchteten wie kleine rote Punkte zwischen dem grünen Laub hindurch. Darauf war der Apfelbaum mächtig stolz.
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Er stellte sich mit ausgetreckten Armen hin und hoffte, von den Menschen bewundert zu werden. Doch, wie auch die Jahre zuvor, liefen die Menschen achtlos an ihm vorbei. Kaum jemand schaute zu dem Apfelbaum und seinen Früchten auf. Die wenigen, die ihn bemerkten, machten sich sogar lustig und sagten: „Schau Dir mal die winzigen Äpfel an! Die sind bestimmt ganz sauer, so klein wie die sind!“Als der Apfelbaum das hörte, wurde er sehr traurig. Woher wollten die Menschen das denn wissen? Sie hatten ja überhaupt keinen Apfel von seinen Zweigen gepflückt, um ihn zu probieren. Die Worte der Menschen machten ihn so traurig, dass er seine Äste ein Stück tiefer sinken ließ. Da kein Mensch ihn beachtete, wurde der alte Apfelbaum immer trauriger. Alle Kraft verließ ihn und so hatte er auch keine Lust mehr, die kleinen roten Äpfel länger zu tragen.
„Wozu auch, wenn mich ohnehin niemand bemerkt!“, sagte er zu sich, während seine kleinen Früchte nach und nach von den Zweigen fielen. Um ihn herum lagen sie nun wie rote Punkte in der Wiese verteilt.
In seiner Enttäuschung merkte der alte Apfelbaum zunächst überhaupt nicht, was sich um ihn herum auf der Wiese abspielte. Erst als es auf seiner Rinde mächtig kribbelte, bemerkte er, dass unzählige kleine Insekten auf ihm herumliefen. In seinen Zweigen tummelten sich zahlreiche Vögel und zu seinen Füßen liefen Mäuse und Igel geschäftig hin und her. Verwundert schaute sich der alte Baum das Treiben genauer an.
Eine kleine Maus, die gerade an einem roten Apfel im Gras knabberte, rief ihm zu : „Danke, lieber Baum, für die leckeren Äpfel, die Du uns jeden Herbst schenkst! Meine Familie freut sich schon den ganzen Sommer darauf!“
Der Baum wunderte sich noch über die Äußerung der kleinen Maus, als es um ihn herum summte: „Deine Äpfel mögen wir auch, aber Du gibst uns sogar eine Wohnung!“ Er war ein Hornissenschwarm, der in einer Asthöhle des alten Apfelbaum lebte.
„So geht es uns auch! Wir haben in Deinen Ästen ein Nest gebaut und finden hier genug Futter für uns und unsere Kinder!“, rief ihm ein Vogelpaar zu.
Der alte Apfelbaum wusste gar nicht, wie ihm geschah. So schöne Worte hatte er schon lange nicht mehr gehört. Ihm wurde klar, dass er und seinen kleinen roten Äpfel für viele Tiere wichtig waren. Die Worte der Tiere machten ihn so verlegen, dass sich nach und nach seine Blätter bunt verfärbten.
Quelle: Astrid Müller
Der Herbstwind, der in seinen Ästen zauste, verteilte das bunte Laub unter ihm und deckte damit die Mauselöcher zu. Als es Winter wurde, stand der alte Apfelbaum kahl, aber stolz mitten auf der Wiese. Nun war er nicht mehr traurig. Stattdessen sammelte er all seine Kraft, damit im nächsten Jahr ganz viele kleine rote Äpfel für seine Freunde an ihm wachsen konnten.“Ihr Lieben,
jeder von uns möchte im Leben gebraucht werden, wir möchten zu etwas nütze sein.
Damit meine ich nicht die Arbeit, die wir verrichten, um Geld zu verdienen, sondernich meine das Zusammenleben mit unseren Lieben, unseren Freunden, Bekannten und Verwandten.
In diesem Zusammenhang können wir viel aus unserer kleinen Geschichte lernen.
Nicht jeder von uns ist ein Einstein, nicht jeder von uns ein Mozart, nicht jeder von uns ein Michelangelo. Unsere Begabungen sind oft unscheinbar und stehen nicht im Lichte der Öffentlichkeit.
Und wenn das wohlmeinende Freunde und Bekannte kommen und uns entmutigen, wenn wir ein Ziel vor Augen haben, dann werden wir traurig und mutlos und halten uns selbst für nutzlos und wertlos.
Ich kenne in meinem Bekanntenkreis eine wundervolle Frau, die inzwischen Rentnerin ist. Sie hat in den Augen der Welt keine großartigen Begabungen, aber sie kann wundervoll anderen Menschen zuhören.
Schon Momo wusste, wie wichtig das Zuhören ist.
Momodenkmal in Hannover
Quelle: www.wikipedia.org
Ich kenne in meinem Bekanntenkreis einen jungen Mann, der beruflich sehr eingespannt ist. Wenn dieser junge Mann abends nach Hause kommt, dann nimmt er sich die Zeit, seinen Kindern noch eine längere Geschichte vorzulesen.
Und dann – ich habe es selbst erlebt – verwandelt sich der junge Mann in einen Schauspieler. Sein Gesicht spiegelt die Geschichte wider und mit seinen Händen unterstreicht er die Begebenheiten der jeweiligen Geschichte und sein Vorlesen ist so spannend und packend, dass man fast das Gefühl hat, die Geschichte wirklich zu erleben.
Sein Vorlesen ist inzwischen so beliebt, dass er einmal in der Woche einer ganzen Schar von Nachbarskindern zusätzlich zu den eigenen eine Geschichte vorliest.
www.deutscher-kinderschutzbund.de
Ihr seht, wir brauchen keine großen Begabungen, um Licht, Freude, Hoffnung und Zuversicht in dieser Welt zu verbreiten.Lasst Euch nicht entmutigen, geht tapfer Euren Weg, entdeckt Eure wundervollen Begabungen und Talente. Und mögen sie in den Augen der Welt auch noch so unscheinbar sein, dann denkt bitte daran, dass es auf dieser Welt Menschen gibt, die gerade auf Euch warten, die gerade Eure Liebe, Eure Zuwendung brauchen, die sich Freuden, wenn Ihr sie ermutigt, ihnen Hoffnung und Zuversicht schenkt. JEDER VON EUCH IST ETWAS GANZ BESONDERES! Ich wünsche Euch einen ruhigen beschaulichen Abend und grüße Euch herzlich aus Bremen.
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen