Alarm, Alarm! Wegen der hohen Arbeitslosigkeit in den USA hat auch die Armut unter der Bevölkerung zugenommen, meldet der "Spiegel", der seine Praktikanten auch gleich hat überschlagen lassen: "Jeder sechste Amerikaner lebt inzwischen unterhalb der Armutsgrenze". Das sei der höchste Stand seit 1993, als 14,3 Prozent der US-Bürger arm waren - heute sind es 15,1 Prozent, zumindest nach heutiger "Spiegel"-Nachrichtenlage.
Das ist natürlich nicht "fast jeder sechste" US-Bürger, sondern allenfalls fast jeder siebte, wie eine einfache Überschlagsrechnung an drei Fingern verrät: 46,2 Millionen von 311 Millionen US-Bürgern müssen mit einem Einkommen unterhalb der amtlichen Armutsschwelle auskommen - das ist jeder 6,73.
Und auf jeden Fall eine Armutsrate, die niedriger liegt als die, die der "Spiegel" noch im Januar für Deutschland verkündet hatte. Damals waren hierzulande stolze 15,5 Prozent der Bevölkerung arm oder wenigstens so von Armut bedroht, dass mit ihrer Hilfe die Schlagzeile "Fast jedem sechsten Deutschen droht Armut" erzeugt werden konnte. Auch kein Werk von großer Haltbarkeit, denn schon sechs Monate später waren demselben Qualitätsmagazin zufolge nur noch 13 Prozent der Bevölkerung mit einem Einkommen unterhalb der Armutsgrenze geschlagen.
Der entsprechende Bericht einer Uno-Kommission hatte neun Seiten, inspirierte die Meinungsvielfalt aber dergestalt, dass abwechselnd oder gleichzeitig davon die Rede war, "jeder Siebte", "jeder Sechste" oder auch "jeder Achte" sei arm oder auch "von Armut bedroht" (Screenshot links). Wie auch immer, was nicht ist, kann noch werden: Die OECD wenigstens rechnet hoffnungsvoll damit, dass wegen der "strikten Bindung der Rentenhöhe an Beitragszahlungen" künftig Menschen, "die jahrzehntelang gearbeitet und nur wenig verdient haben, im Alter armutsgefährdet sind". Wenn alles gut läuft, ist dann bald jeder Zweite jeder Sechste oder doch zumindest jeder Achte doppelt und jeder Siebte dreifach.