„…Es ist ein Skandal, daß jeder achte Mensch weltweit hungert«, so Dieckmann [Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe] anläßlich der Vorstellung des diesjährigen Welthunger-Indexes (WHI) in Berlin am Montag. Es werde ausreichend produziert, um die gesamte Weltbevölkerung satt zu machen. Doch ein funktionierendes Steuersystem zur Verteilung fehle. Und so landen wohl weiterhin jährlich zum Beispiel 20 Millionen Tonnen Lebensmittel in deutschen Mülleimern. Angesichts dieses Zustands ist für Bärbel Dieckmann »mehr Widerstand wünschenswert«. Würde es in Europa keine Suppenküchen und Tafeln geben, seien auch auf diesem Kontinent 43 Millionen Menschen von Unterernährung bedroht.
Kriegerische Auseinandersetzungen sind häufig Ursache des Hungers von 842 Millionen Menschen auf der Welt. Auch Naturkatastrophen spielen zunehmend eine Rolle – Dürren vernichten Ernten und Viehbestände südlich der Sahara, Erdbeben lassen etwa den letzten Lebenswillen der Menschen in Haiti verschwinden. Der Klimawandel potenziert diese Einflüsse noch. »Für viele Familien in den gefährdeten Gebieten wie der Sahelzone ist nach der Katastrophe vor der Katastrophe«, sagte Bärbel Dieckmann. Diese Menschen würden auch nicht die Flucht über das Mittelmeer fürchten, wenn sie kurz vor dem Verhungern stünden. Die Welthungerhilfe plädiert dafür, die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) der Menschen zu stärken, um extremen Wetterereignissen zu begegnen. Am Beispiel Haiti bedeute das, Wassersysteme zu schaffen, stabiles Saatgut zur Verfügung zu stellen, Häuser auszubauen, gegen Malaria und Cholera vorzugehen. »Jeder Dollar, der in Resilienz gesteckt wird, spart hinterher drei Dollar«, rechnete Dieckmann vor. So müsse auch die humanitäre Nothilfe stärker mit Entwicklungszusammenarbeit verzahnt werden. Gentechnik wiederum würde nicht bei der Reduzierung von Hunger helfen, sondern die Abhängigkeit der Kleinbauern von großen Konzernen verstärken.“
Quelle und gesamter Text: http://www.jungewelt.de/2013/10-15/047.php