Jean Seberg – Against All Enemies
3BiopicAuftritte in Hollywoodfilmen lehnte Jean Seberg schließlich ab, weil die ihr angebotenen Rollen ans Pornographische grenzten. Bittere Ironie, dass dies für Benedict Andrews wirre Pseudo-Biografie auf doppelter Ebene zutrifft.
Das zerfahrene Melodram ist sadistischer Psychoporno, der sich am behördlichen Terror und der dadurch verursachten Krise der Protagonistin aufgeilt, und schmierige Altmännerphantasie, die ihr Zielobjekt in maximal vielen Szenen maximal spärlich bekleidet darstellt. Drehbücher probt sie in offener Satinrobe, Abhörwanzen sucht sie im transparenten Negligé.
Besucht der von einer sich vergebens an Schundmaterial abarbeitenden Kristen Stewart verkörperte Star den Bürgerrechtler Hakim (Anthony Mackie), reißt sie sich bald die Kleider runter. Vermeintliche sexuelle Freizügigkeit etabliert die reißerische Story als Grund ihres Falls, neben Sebergs hartnäckiger Weigerung, männliche Verhaltensanweisungen zu befolgen. Männer meinen es nämlich nur gut, wenn sie Frauen raten, sich aus Politik rauszuhalten, und nicht zu fragen, warum ihre Gatten spät heim kommen. Wie FBI-Schnüffler Jack Solomon (Jack O’Connell).
Der Initiator von Sebergs Überwachung ist eigentliche Hauptfigur des verworrenen Thriller-Plots, der die Nouvelle-Vague-Ikone nur als Sexobjekt und Publikumsmagnet instrumentalisiert. Andrews Interesse gilt seinem fiktiven Repräsentanten des weißen rechten Establishment, gegen das die Titelfigur zeitlebens stand. Neben ausführlicherer Charakterisierung erhält Solomon des Regisseurs Mitgefühl und Absolution von der auf dem medialen Scheiterhaufen verbrannten „Saint“ Jean. Sie bleibt eine rehäugige Puppe im Minikleid, das jeden Moment fällt, ihre Relevanz reduziert auf männliche Fixierung.
Regie: Benedict Andrews, Drehbuch: Joe Shrapnel, Anna Waterhouse, Darsteller: Kristen Stewart, Yvan Attal, Gabriel Sky, Jack O’Connell, Margaret Qualley, Colm Meaney, Anthony Mackie, Filmlänge: 102 Minuten, Kinostart: k.A.