Jean Nicolas Proschek im Circus Maximus

Der Circus Maximus in Rom war mit einer Gesamtlänge von 600 Metern und einer Breite von 140 Metern das größte Veranstaltungsgebäude aller Zeiten. Zur Zeit von Gaius Julius Cäsar hatte es 145.000 Plätze und in der Spätantike soll es bis auf 385.000 Plätze ausgebaut worden sein. Im Circus fanden Zirzensische Spiele statt, also Wagenrennen, Tierhetzen und Gladiatorenkämpfe. Wenn ein Veranstalter von Profiboxkämpfen sich den Namen Circus Maximus gibt, kann man annehmen, dass er sich große Ziele gesteckt hat.
Der Mann hinter Circus Maximus Entertainment heißt Jean Nicolas Proschek oder einfach Nic Proschek, wie er sich gerne nennt. Er wollte ursprünglich am 28.04.2013 seinen Hauptkämpfer, István Szili (17 Kämpfe, 17 Siege, 7 durch KO) um den WBO Intercontinental Titel im Mittelgewicht boxen lassen. Desweiteren sollte die Interims Weltmeisterin der WIBF im Junior Fliegengewicht, Özlem Sahin (15 Kämpfe, 14 Siege, 5 durch KO, 1 Unentschieden), um die Weltmeisterschaft der WIBF und der GBU im Strohgewicht boxen. Ihre Gegnerin sollte keine geringere als die große Ria Ramnarine (22 Kämpfe, 15 Siege, 2 durch KO, 6 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden) sein. Auch das Vorprogramm hätte sich sehen lassen können. Die Show sollte in einer der modernsten und bestausgestatteten „Event-Locations“ in Zürich stattfinden, nämlich im Aura.
Die Veranstaltung sollte in einem richtig edlen Rahmen stattfinden. Das Aura besteht aus einem, wie man lesen kann, erstklassigen Restaurant, einer Bar und Smoker’s Lounge und einem Eventsaal, der mit einer 360 Grad-Projektionsfläche und einer 3D-Soundanlage ausgestattet ist. Es sollten auch nur maximal 400 bis 500 Zuschauer eingelassen werden. – Soweit die Planung.
Proschek war stolz auf diesen Austragungsort. Er führte sogar Gäste durch das Aura, um sie von seiner Veranstaltung zu überzeugen. Kaum rückte jedoch der Termin näher, häuften sich die Probleme. Nic Proschek, der sich die Dienste der Hauptkämpfer mit Verträgen gesichert hatte, hatte selbst keinen Vertrag mit Aura, und Aura wollte Nic Proschek auch nicht bei sich veranstalten lassen. Proschek dagegen behauptet, eine Vereinbarung mit Aura gehabt zu haben.
Dies ist natürlich möglich. Möglich ist auch, dass Aura von der Vereinbarung abrückte, weil Proschek in der Schweiz keinen besonders guten Ruf hat. Die Staatsanwaltschaft Bern leitete Mitte 2012 ein Verfahren wegen Veruntreuung von Vereinsguthaben ein. Es ging hierbei um 171.491 Franken des Boxclub Basel. Das Verfahren ist wohl noch anhängig.
Wie dem auch sei, Proschek, dem es so wichtig war, Verträge mit den Boxern zu machen, hatte dummerweise den wichtigsten Vertrag nicht abgeschlossen, nämlich den mit dem Hauptgeldgeber. Dann kam er auf die Idee, das Event selber zu stemmen. Er verlegte es kurzerhand nach Basel, also ausgerechnet an den Ort, an dem er nicht ganz so viele Freunde hat. Die Veranstaltung sollte in einem Automuseum stattfinden. Aber dann machte er schließlich Bankrott und die Boxer hatten viel Zeit und Geld umsonst investiert.
In einer Pressemeldung verbreitete Proschek, er hätte für das Zustandekommen der Veranstaltung gekämpft wie ein Löwe. Dem kann man entgegen halten: Hätte er ein wenig früher aufgehört zu kämpfen, hätten die Boxer eine reelle Chance gehabt, noch auf einer anderen Veranstaltung anzutreten. So aber blieben nur Verlierer zurück.
Etwas Gutes hat die Proschek und Circus Maximus Geschichte allerdings. Zum einen hat sich Proschek so nachhaltig diskreditiert, dass er sich wohl weder im Amateur- noch im Profiboxen noch mal wieder blicken lassen kann. Außerdem dürfte ist sein Vertrag mit István Szili abgegolten sein. D. h. Szili findet hoffentlich bald einen neuen fähigen Manager.
Nun stellen wir uns zum Abschluss Jean Nicolas Proschek im Circus Maximus vor. Dann liegt jetzt wohl der unterlegene Gladiator, nämlich Proschek, im Staub. Das Publikum darf nun per Handzeichen über das Leben des Unterlegenen entscheiden. Wohin zeigt also der Daumen? Wir schauen uns um. – - – Alle deuten mit dem Daumen nach unten. Das war‘s.
Das ist natürlich nur ein Scherz. Denn zeigte der gereckte Daumen nach oben, symbolisierte dies das gezückte Schwert und bedeutete Tod. Wurde der Daumen gegen die Faust gepresst, symbolisierte dies, das Schwert kommt zurück in die Scheide.
OK: Lasst die Löwen raus!
© Uwe Betker



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