Jean Laborde war ein französischer Abenteurer, geboren am 16. Oktober 1805 in Auch im Südwesten Frankreichs. Als junger Erwachsener reiste er 1825 nach Indien und machte sich als geschickter Handwerker Namen und Vermögen. Trotz des behaglichen Wohlstands packte ihn die Abenteuerlust und nach 6 Jahren in Indien reiste er weiter Richtung Madagaskar. Der Plan, auf der kleinen Insel Juan de Nova einen Schatz zu suchen, wurde von einem Sturm verhindert. Nach lebensbedrohenden Tagen auf See erlitt er Schiffbruch an der madagassischen Ostküste. Er verlor seinen gesamten Besitz, konnte sich aber an Land retten.
Im Madagaskar kam er durch Beziehungen zum Händler Napoléon de Lastelle in Kontakt mit der damals 42-Jährigen verwitweten Königin Ranavalona I. War es eine rein geschäftliche Beziehung oder mehr, bleibt ungewiss. Jedenfalls wurde er sehr schnell als einer der Günstlinge des Hofes betrachtet.
In Mantasoa begann Jean Laborde 1837, einen Industriekomplex aufzubauen. Im rund 70 km östlich der Hauptstadt Madagaskars gelegenen Hügelort produzierte er aus Ton Töpfereien, aus Eisen machte er Gewehre und Kanonen. Er stellte Glas her, kelterte Wein, produzierte Seife, Kerzen und Schiesspulver. Jean Laborde war ein technischer Alleskönner, der über zwei Jahrzehnte das volle Vertrauen der Königin genoss. Er braute für sie den Holzpalast auf der Rova in Antananarivo. (1995 abgebrannt.) Dabei beschäftigte er Legionen an Arbeitern und oft waren es Zwangsrekrutierte.
Nach einem Komplott gegen die verhasste Königin wurden alle Europäer des Landes verwiesen. So auch die österreichische Reiseschriftstellerin Ida Pfeiffer, die sich gerade in Antananarivo aufhielt. Jean Laborde wurde als letzter Vazaha (Fremde) aus Madagaskar verwiesen, kehrte aber 1861 nach dem Tod von Königin Ranavalona wieder zurück. Bis zu seinem Tod 1878 amtierte er als französischer Generalkonsul.
Der etwas verschlafene Ort Mantasoa liegt heute abseits von Hauptstrasse und Eisenbahn. Für die Einwohner von Antananarivo ist die Region um Mantasoa ein beliebtes Ausflugziel. Die Stadtbewohner machen Wanderungen und picknicken gerne am See, der eigentlich ein künstlicher Stausee ist. Die kahle Umgebung wurde vor 100 Jahren mit Eukalyptus bepflanzt, um die Dampflokomotiven heizen zu können. Der Eukalyptuswald ist heutzutage über grosse Weiten abgeholzt. Der einstige Charme der Landschaft ist nunmehr nur noch schwer vorzustellen.
In Mantasoa kann man das alte Wohnhaus von Jean Laborde besichtigen. Es ist als kleines Museum hergerichtet. Auf einem privaten Friedhof findet man das sehr imposante Grab von Jean Laborde. Ein von Jean Laborde gebautes wuchtiges Steinhaus ist jetzt eine Handwerkerschule, und der Hochofen für das Schmelzen von Metall ist weiterhin zu besichtigen.
Für Europäer hat der Ort als solcher, wegen der grossen Abholzung, keinen besonderen Besucherwert. Aber wenn man einen Tag lang das gewaltige Lebenswerk von Jean Laborde näher kennenlernen möchte und erfahren möchte, was für eine grosse Rolle er in der madagassischen Geschichte gespielt hat, dann lohnt sich ein Besuch bestimmt. Zudem befinden sich in Mantasoa ein paar ausgezeichnete Hotels und Restaurants.