Marc Ducret im Pôle-Sud in Straßburg (c) Maarit Kytöharju
Hinter dem schlichten Namen „Marc Ducret Quintet“ verbirgt sich dichter, kräftiger, homogen gesetzter, aber auch leiser, subtiler und intelligenter Jazz. Alles, was verwöhnte Jazzohren beglückt, finden sie in dieser Formation. Der Gitarrist Marc Ducret war am 11. Mai mit einer neuen Crew im Pôle-Sud in Straßburg, einem Veranstaltungszentrum, das nicht nur für zeitgenössischen Tanz, sondern auch für qualitätvollen Jazz bekannt ist.
Marc Ducret ist regelmäßiger Mitstreiter von Tim Berne, einem der herausragendsten Avantgarde-Saxofonisten New Yorks, bevorzugter Partner von Louis Sclavis im Acoustic Quartet sowie Leader des Trio „culte“, das er zusammen mit Bruno Chevillon und Eric Echampard bildet. Gemeinsam mit Peter Bruun und Kasper Tranberg am Schlagzeug und der Trompete, Fred Gastard von der „ Compagnie des Musiques à Ouïr“ am Saxofon, sowie dem Posaunisten Matthias Mahler zeigte Ducret, was es heißt, exzellente Musiker unter seiner subtilen Führung zu vereinen. Von experimentellen Sounds, die Ducret aus seiner E-Gitarre noch und nöcher zaubern kann, über Partien, in denen sich die Musik walzend und dampfend im Saal verbreitete, bis hin zu fugenähnlichen Gebilden, die sich leicht verschämt im jazzigen Gewand präsentierten und noch viel mehr wurde an diesem Abend dem begeisterten Publikum geboten. Zu einem Großteil des Erfolges trug Peter Bruun mit seinem subtilen Schlagzeug bei, der in seiner Vielfalt immer unterstützend und tragend und nie vordrängend und rechthaberisch agierte. Eine unglaublich exzellente Leistung, die sich wunderbar in das Gesamtgeschehen einfügte. Alle drei Bläser performten nicht nur Ducrets Kompositionen passgenau, sondern interpretierten sichtlich mit soviel Herzblut, dass die Musik eine Brillanz und einen Farbenreichtum erhielt, der beeindruckte.
Ducrets Spielweise, in der sein Instrument ihn stimmlich zu vertreten scheint, so verschmolzen ist er mit seiner Gitarre, ist nicht nur durch den häufigen Wechsel zwischen Plektron und Fingereinsatz gekennzeichnet, der optisch gut wahrnehmbar ist. Vielmehr scheint es absolut keine noch so diffizile und ausgefallene Ausdrucksmöglichkeit zu geben, die er nicht mit Leichtigkeit seinem Instrument entlocken kann. Auch bei noch so zischenden, brüllenden und dampfenden Klangwalzen verzichtet er in seinen Kompositionen nie auf stringente Beats, was eine hörbare Schönheit hervorruft, von der man nicht genug bekommen kann. Sein Gefühl für die Bläsermöglichkeiten erzeugt in seinen Werken ein buntes Spektrum zwischen einem Einsatz aller Stimmen, die teilweise fast schon orchestral wirken, bis hin zum Verklingen eines einzelnen, leisen Wimmerns. Der Abend war zu kurz. Einfach genial.