Jay Asher: Tote Mädchen lügen nicht

Jay Asher: Tote Mädchen lügen nicht
Tote Mädchen lügen nicht
von Jay Asher

Verlag: cbt
Seiten: 288
Genre: Jugendbuch
Preis: 8,99€ (TB)

Handlung

Clay ist verwundert, als zuhause ein Päckchen mit altmodischen Kassetten auf ihn wartet. Als er die erste der Kassetten jedoch ins Abspielgerät legt, ist er schockiert: An sein Ohr dringt die Stimme seiner Mitschülerin Hannah Baker – die Selbstmord beging. Auf den Tonbändern hat sie 13 Gründe – oder besser gesagt 13 Personen – verewigt, denen sie die Mitschuld an ihrem Suizid zuschreibt. Clay muss nun verarbeiten und bewältigen, was auf ihn einstürmt. Muss anhören, wie sich all die Gerüchte und Lügen zu einem Konstrukt verdichtet haben, das ein Mädchen in den Freitod getrieben hat.

Meinung

Es sind auf den ersten Blick Kleinigkeiten. Die Behauptung, mit jemandem geschlafen zu haben. Ein Klaps auf den Po. Eine kindische Liste. Falsche Freunde. Was aber, wenn all diese Rückschläge und Enttäuschungen sich verdichten? Was, wenn die Gerüchteküche so brodelt, dass keiner mehr die Wahrheit kennt und man den nicht mehr abwaschbaren Stempel „Schlampe“ auf die Stirn gedrückt bekommt? Wenn man sich einsam fühlt und allmählich jeder Funke Hoffnung erlischt? So ging es Hannah Baker, einem schönen, ruhigen Highschool-Mädchen. Als sie mit Justin ihren ersten Kuss erlebt, glaubt sie, einen unvergesslichen Moment geschaffen zu haben. Dass dieser kurze Zeit später die Wahrheit verdreht und Gerüchte in die Welt setzt, die sich verselbstständigen und ihren Ruf vollständig zu nichte machen, hätte sie nicht erahnen können. Es folgt eines aufs andere und das Ende ist uns von Anfang an bekannt: Hannah wählt den Freitod. Und auf jenen Kassetten rechnet sie ab: sie zeigt auf, was die Wahrheit ist. Und wie andere durch ihr Mobbing, selbst wenn es unbewusst stattfindet, ein Leben zerstören können.

Im Zentrum der Handlung stehen Hannah als Erzählerin und Clay als Zuhörer. Gemeinsam mit ihm besucht der Leser jene  Orte, die für Hannahs Werdegang relevant gewesen sind. Der durchschnittliche, stets freundliche Clay sieht sich mit einem Abgrund konfrontiert, den er nicht hätte erahnen können. Und am Ende bleibt eines: Die Warnzeichen war da, doch niemand konnte Hannah helfen.

Der Erzählstil Jay Ashers hat mich nach den ersten Seiten sehr angesprochen. Nur die ersten Absätze waren ein wenig ungemütlich, musste ich mich doch an die wechselnden Perspektiven und Zeitstränge gewöhnen: Hannahs Erinnerung und Clays Gegenwart. Seine Figuren beschreibt Asher detailreich und schnell erfasst den Leser eine starke Zuneigung zu Hannah und die zugehörige Traurigkeit, angesichts ihres Todes. Sie war ein liebenswertes, ganz normales Mädchen. Witzig und charmant. Auch Clay, als der 0-8-15-Junge von Nebenan, wird schnell zum Publikumsliebling. Während Asher es schafft, die Wut des Lesers gegen all jene zu schüren, die Hannah in den Tod trieben.

Ich bin lange, sehr lange um Tote Mädchen lügen nicht herumgeschlichen. Wirklich mitbekommen habe ich das ganze erst nach dem Hype um die Serie und den damit verbundenen Werther-Effekt. Ich habe mich gefragt, welche Eindringlichkeit diese Geschichte haben muss, dass ein solcher Effekt eintritt. Doch ich habe mich immer wieder um die Serie gedrückt. Ehrlich gesagt hatte ich Angst, dass auch ich getriggert werde. Nein, keinesfalls bin ich selbstmordgefährdet. Jedoch nimmt mich so etwas schon sehr stark mit. Da ich meist bei bewegten Bildern mehr mitfiebere, entschied ich mich also vorerst für das Buch. Und ich bereue es nicht. Ich kam in den Genuss eines schockierenden, aufrüttelnden und mahnenden Werkes, dass hoffentlich vielen die Augen öffnet, dass schon Kleinigkeiten einen Menschen in schlimmste Verzweiflung bringen kann.


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