Jaume Plensa und ich

Ich schreibe heute über Jaume Plensa (nochmal googeln, ob der Name so stimmt…). Vielleicht tue ich das, weil ich nicht die neben mir liegende neue Unicum mit der charmanten Headline Arbeitslos nach dem Studium aufschlagen möchte, vielleicht weil darunter zwei wissenschaftliche Bücher mit gar unaussprechlichen Titeln liegen, die mich an meine Masterarbeit erinnern. Ich tendiere spontan dazu, zu sagen, dass ich das tue, weil ich heute Nacht zu wenig geschlafen habe, meine Bluse auf dem Weg zur Uni, zum Supermarkt, nach Hause vollschwitzte, trotz Regenwolken (wtf soll diese Schwüle??) und weil ich daher Bock habe einfach mal über was ganz anderes nachzudenken als sonst so.

 

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Ich war also neulich in diesem Glaspalast (der nicht aussieht wie ein Palast und die Sache mit dem Glas… naja…) und nicht im viel coolerem Gaskessel, wo Jaume Plensa ein mega großes Herz installiert hat um das man vertikal flexibel herumgehen kann und sich fühlen kann, als wäre man in einem riesigem Körper, während die Schritte der Besucher den Herzschlag simulieren (Voll cool also). Ich war jedoch in besagtem Glaspalast, wo es aktuell eine Jaume Plensa Ausstellung zu bestaunen gibt. Nebenan ist noch eine andere Ausstellung und oben hängen auch ganz viele Bilder rum. Okay, ihr habt Recht: es war alles nicht geplant und Ahnung habe ich auch keine.

 

http://blog.sska.de/wp-content/uploads/2014/06/Ausstellungsprojekt_Jaume-Plensa_The-Secret-heart_Das-Geheimherz_H2.jpg

 

In meiner Ausstellung standen viele löchrige Skulpturen rum, die alle irgendwie in eine Richtung guckten und dabei nichts sagten. Also sie sagten schon etwas. Aber nur dann, wenn die nette Studentin, die sich ihr Abendbrot mit uns verdiente, für sie sprach. Jedoch endete auch sie oft mit dem Satz “Oder wie sehen Sie das?“, denn woher sollte sie denn wissen, was für Bedeutung hinter der Kunst steht? Der Künstler erklärt das nämlich nicht. Andere Künstler tun das ja. Plensa tut das nicht. Hat er sich Arbeit gespart.

Meine Begleitung und ich hatte an diesem Tag kein Händchen für Interpretationen (oder auch nur keine Lust) und wir vertieften uns in die handwerkliche Arbeit, die hinter der Kunst steht. Und ehrlich: das ist so geil gemacht! Ich würde sterben für so eine handwerkliche Begabung (obwohl das nicht zweckdienlich wäre…). Ich würde allerdings andere und abwechslungsreichere Skulpturen bauen. Nicht dass Jaume Plensa seine Figuren selbst gebastelt hätte. Nein, nein! Das haben Handwerker für ihn gemacht. Hat er sich auch wieder Arbeit gespart.

Und hier war ich dann endlich an dem Punkt, an dem mein Interesse geweckt wurde: Was war das für ein Mensch, der nur eine Idee verkaufte? Eine Idee, die wahrscheinlich innerhalb von 10 Sekunden entstanden ist? Was macht man so die restlichen 23 Stunden 59 Minuten und 50 Sekunden am Tag? Und was für eine Lebensgeschichte muss man eigentlich haben, dass man irgendwann dort ankommt, wo dir dein Name reicht? Ich meine, ich drehe ja fast schon durch auf der Suche nach einem Job, obwohl ich auf ein fundiertes Studium blicken kann. Aber wie sehr muss man denn teilweise am Rad drehen, wenn man seinen Lebensunterhalt mit Kunst verdienen möchte? Wieso hat der so viel Mut, Cochones und Selbstbewusstsein sich einfach hinzustellen und zu sagen: Meine Kunst ist das wert!

Damals war das vielleicht noch leichter, passte besser ins Lebensgefühl der 60er/70er Jahre. Aber das erfährt man ja alles nicht, wenn man in diese Ausstellung geht…

PS: Ja, man darf mich jetzt beschimpfen, weil ich so wenig kulturelles Verständnis habe und daran scheitere… aber ganz ehrlich: ich hab nicht mal verstanden, warum diese Skulpturen-Ausstellung Das Geheimherz heißt und ich bezweifel auch, dass sich das irgendjemanden so richtig erschlossen hat. Vielleicht muss man Kunst ja auch nicht verstehen. Aber zum nur Anschauen war sie dann auch zu langweilig…

 



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