Jauch: Billig-Kleidung und mangelnde Unternehmensethik

An und für sich ist es immer wieder interessant, wie die Mainstream-Medien die Unterdrückung und Ausbeutung von Menschen in der öffentlichen Darstellung zurückdrängen. Die Sonntags-Diskussion mit dem Thema: Billigkleidung aus Bangladesch – sind wir Schuld am Tod der Näherinnen? – zeigt anschaulich die oberflächliche Darstellung von Themen, die eigentlich einer fundierten Diskussion bedürfen.

Zunächst ein paar plakative Hinweise. Dass ca. 10 Millionen Bürger in Deutschland äußerst günstige Kleidung geradezu begrüßen, liegt im Kern an der  eiskalten, die Menschen verachtenden neoliberalen Politik, die sich weltweit ausgebreitet hat und die Menschen in die Armut treibt, zu Kriegen führt, zu Krankheiten aufgrund der Umweltverschmutzung und Umweltzerstörung führt und mit verantwortlich ist für millionenfachen Hungerstod in der Welt.

Die Ausbeutung der Menschen ist ein globales, neoliberales Phänomen, allerdings mit unterschiedlichen Ausprägungen aufgrund der historischen Entwicklung der Kultur, der Regierungsform (z.B. Demokratie), der Wirtschaft sowie damit verbunden der unterschiedlichen Sozialsysteme (Stichwort: soziale Marktwirtschaft) in den einzelnen Ländern.

Bangladesch hat eine eigene Historie, die teilweise kulturell hervorragend mit den “Gandhi-Filmen” illustriert wurde. Insbesondere der religiöse Einfluss auf die Menschen hatte die Entwicklung der Kultur (Stichwort: Kasten) geprägt, ebenso wie die Besatzungszeit der einstigen Kolonialmacht England.

Dass in Deutschland gerne die “calvinistische Schuld” bemüht wird, hat eine eigene Historie. Der emotional geladene Begriff SCHULD hat depressives Potential, er wurde von den Kirchen seit jeher als psychologisches Instrument der Machtausübung eingesetzt, weil der “Schuldige” besonders anfällig ist bezogen auf Indoktrination und Beeinflussung bis hin zur Folgsamkeit schlechthin. Das liegt unter Anderem daran, dass derjenige, der den Anderen als “Schuldigen” hinstellt, eine beinahe unbemerkte Machtposition erlangt die, verbunden mit jeder anderen Form von Autorität (Pfarrer, Lehrer, Eltern, …), der Schuldige weitgehend ohne Reflexion akzeptiert. Da NIEMAND schuldig sein will, führen Begriffskombinationen, in denen SCHULD vorkommt, insbesondere auch im “politischen Umfeld”, zu irrationalen Reaktionen und Denkblockaden. Ein aktuelles Beispiel ist der Begriff “Schuldenberg”. Die scheinbar “alternativlose” Politik, die in Verbindung mit der individuellen Angst vor der  SCHULD vor SCHULDENBERGEN verbreitet wird, lässt die Bürger (Wähler) irrational handeln/denken. Der Begriff bzw. die Nennung der SCHULD sorgt zum Beispiel dafür, dass die Bedeutung des GELDES bis heute nicht verstanden wird, weil jedwedes GELD nichts anderes ist, als ein in die Zukunft gerichteter Anspruch auf Konsum bzw. die Summe des GELDES (Forderung) immer der Summe der SCHULDEN entsprechen muss! Das verschwiegene GELD-Problem liegt vielmehr in der Entstehung des GELDES aus dem NICHTS (Fiat Money), also ohne realen Gegenwert (Leistungen, Realgüter), sowie der Anhäufung von Staatsschulden, weil die Staaten, auch Deutschland, über ihre Verhältnisse leben bzw. darauf verzichten, angemessene Steuern und Abgaben zu erheben bzw. die Steuerflucht zulassen.

Und wer spricht schon darüber, dass SCHULDEN für Investitionen, Forschung und Entwicklung usw. benötigt werden und diese mit der zukünftigen Verwertung aus der Veräußerung von Leistungen und Produkten wieder zurückgezahlt werden. Alleine dieser Zusammenhang “entlastet” den “SCHULD”-Begriff. SCHULDEN für Forschung und Entwicklung sowie Investitionen haben mit der begrifflich bzw. religiös insinuierten, von der Empfindung negativ belegten SCHULD, gar nichts zu tun.

Zurück zu Jauch. Die Frage, ob “wir Schuld am Tod der Näherinnen sind”, soll bei den Zuschauern Schuldgefühle auslösen. Dabei sollte jedem Zuschauer eigentlich klar sein, dass die Billig-Kleidung von den vorgenannten ca. 10 Millionen Bürgern, die quasi nur über das “Existenzminimum” verfügen, im Wesentlichen nachgefragt wird. Für Kleidung sind im SGB II – Regelsatz monatlich nur wenige Euro enthalten. Der Gesetzgeber zwingt auch die anderen Einkommensbezieher mit niedriger Entlohnung nahe dem Existenzminimum dazu, möglichst günstig einzukaufen. Diese Zuschauer sind ohne SCHULD.

Vor diesem Hintergrund verbleibt das “WIR” bei der Bevölkerungsgruppe, die (noch) dem sog. Mittelstand angehört. Dass die oberen Zehntausend Billig-Kleidung nicht erwerben, bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung. Damit ist die Zielgruppe der Jauch-Sendung definiert, weil c.p. die Arbeitslosen und prekär Beschäftigten sowie die Rentner mit kleinen Renten gar keine Ausweichmöglichkeiten mangels Einnahmen haben.

Nehmen wir aus den Schuldigen des Mittelstandes die abhängig Beschäftigten heraus, die mit mehr als 2 Kindern so gerade über die Runden kommen, dann verbleiben die “Singles” und Paare mit bis zu 2 Kindern und ohne Kinder. Stimmt das? Wohl kaum. Denn die Handelsketten, Kaufhäuser und selbst die “Nobelmarken” verschleiern weitgehend die Herkunft der Kleidung bzw. weisen jede Verantwortung für die Zustände in den Herstellerländern zurück.

Die Frage ist ganz allgemein, ob der finanziell gut ausgestattete Endverbraucher eine besondere SCHULD überhaupt trägt?

Er könnte sich damit herausreden, dass ja die prekär Beschäftigten in Deutschland und darüber hinaus z.B. Rentner billige Kleidung benötigen. Soll er diese Bürger noch ärmer machen, beispielsweise weil er nur noch Kleidung ganz gezielt von deutschen oder europäischen Herstellern kauft? Ein Dilemma, so könnte Frau/Mann meinen.

Aber des Rätsels Lösung liegt ganz woanders. Es ist die fehlende (wirtschaftliche und politische) Ethik in den Herstellerländern selbst, es sind  die fehlenden Regeln, auch weil sich die Politik und die Wirtschaft der ETHIK verweigern können, was im Wesentlichen auf mangelnde oder fehlende Demokratie zurückzuführen ist. Die globalisierten MÄCHTIGEN entfalten einen zerstörerischen Einfluss, gepaart mit Gier und Abzockermentalität, genannt Shareholder Value. Dass die Mächtigen sogar die Gewaltenteilung in der Demokratie zurückdrängen, lässt sich vielfach nachweisen. Die Demokratie stört.

Wer Gebäude (vorsätzlich) errichtet oder nutzt, die dem Stand der Technik nicht entsprechen (Stichworte: Einhaltung Mindeststandards, Statik), der sollte mindestens 10 Jahre Gefängnis erhalten, wenn Menschen zu Tode kommen. Aber das ist ja noch nicht einmal in Deutschland Rechtslage. Wenn allerdings in solchen Staaten mangels funktionierender oder fehlender Gewaltenteilung, nicht oder nur bedingt durchsetzungsfähiger Rechtsordnung, Zustände vorhanden sind, die dann zum Einsturz von Gebäuden führen, dann wirkt es beinahe abenteuerlich, wenn bei Jauch insistiert wird, wenn auch mit Fragezeichen, dass Konsumenten in anderen Ländern verantwortlich sein könnten.

Die Frage ist ganz allgemein aber, wie Frau/Mann die zerstörerische Wirkung der ungezügelten Globalisierung eindämmen kann? Die wirtschaftlich starken Länder dürften mehr Einfluss auf Entwicklungen nehmen können, auch wenn gleichsam die Widerstände der global agierende Konzerne sehr hoch sein dürften.

Angeklungen in der Jauch-Sendung war der Gedanke der “Wirtschaft der Regionen”. In der EU gibt es bereits einen intensiven “gegenseitigen” Waren- und Leistungsaustausch. Abgesehen von Rohstoffen und technischem Know How – Transfer könnte die Neuausrichtung der Wirtschaft auf den Aufbau “regionaler Strukturen” positive Wirkungen auf die Beschäftigung und die Schonung der Ressourcen entfalten. Der mit der Gier bzw. dem Zins und Zinseszins verbundene “Wachstumszwang” führt nachweislich immer wieder zum GELD-CRASH, zu (Wirtschafts-) Kriegen, Hungersnöten und Umweltzerstörung. Es ist die unethische Machtausübung der global agierenden KONZERNE und Geldoligarchen, die zu den Zuständen in Bangladesch beitragen.

Wer nach SCHULD fragt, der sollte zuvorderst den Konsumwahn und die zerstörerische Machtausübung über die GELDSCHÖPFUNG thematisieren bzw. die “Selbstverständlichkeiten” der neoliberalen Denkansätze in Frage stellen.

Der einzelne Bürger kann etwas bewirken, wenn er sich von den vorgegebenen “Denkschablonen” der Mainstream-Medien befreit. Der idiotische, oft zu hörende Satz: “Die ANDEREN (gemeint sind Parteien) können es auch nicht besser.”, verhindert geradezu Veränderungen. Und bei Richtungsänderungen ist “Kopfarbeit” gefragt, die nur Bürger mit ausgesprochener “persönlicher Autorität” und Fachkunde leisten können. Jauch präsentierte Bundesminister Niebel, der in seiner Amtszeit viele Posten für FDP-Mitglieder in den Behörden geschaffen hat?!

Eine Richtungsänderung kann nur durch den Wähler erzwungen werden, solange es noch die Rudimente der Demokratie in den EU-Ländern gibt und der undemokratische EU-Einheitsstaat noch nicht vollends verwirklicht wurde.

Es fällt auf, dass in den Talkshows seit Wochen FDPler überrepräsentiert sind. Der Sendung hätte an und für sich ein Wissenschaftler gut getan, wie beispielsweise der Soziologe Prof. Dr. Butterwegge oder der Philosoph David Precht.

Der Glaube, dass die “oberen Zehntausend” bzw. die neoliberalen Parteien das Wohl der Masse der Bürger im Auge haben, wäre reichlich naiv; spätestens nach der Kollektivhaftung für die kriminellen Bankgeschäfte der Geldbarone bzw. global agierenden GELD-KONZERNE sollte jedem klar geworden sein, dass die “geltende Rechtsordnung” nach Belieben von den Regierenden gebrochen werden, um die Verantwortlichen und Täter zu schützen.

Der Damm der Einhaltung von RECHT und GESETZ als Träger der Ethik ist längst gebrochen. Es geht derzeit darum, die demokratischen Grundregeln, wie z.B. die Verlässlichkeit der Rechtsordnung, auch in den “Demokratien” wieder herzustellen.

Dazu kann der Einzelne in wenigen Monaten mit seiner Wahlstimme beitragen; damit hilft er auch Bangladesch. Jede Wahlverweigerung hilft diesen Menschen nicht.

Wer die Zukunft Deutschlands und Europas  bewahren will, der muss die neoliberalen Parteien aus der Regierungsverantwortung entfernen, damit es einen Richtungswechsel gibt.

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