Jason Dawn - der melancholische Verführer

Von Carol
Jason Dawn hat eine melancholische, fast philosophische Ader (wenn er nicht gerade auf der Bühne steht oder an neuen Songs bastelt). Andererseits ist er auch kein Kind von Traurigkeit, womit er seinen Freund Leander Knight oft genug zur Verzweiflung bringt. Vielleicht ist es seine introvertierte Art, die Frauenherzen zum Schmelzen bringt? Fordern sie ihn heraus, damit er mit dem Feuer spielt?

Hier eine Leseprobe zu einem Zeitpunkt, als durch Jasons Fehlentscheidung neue, moderne Vampirmeister entstanden, darunter auch die attraktive Ärztin Alexa aus Berlin, die von einem anderen Vampirmeister aus Paris für gefährliche Intrigen mißbraucht wird:


Alexa überlegte derweil, was sie mit ihrem neuen Wissen anfangen sollte. Jason an Laurent verraten? Sie interessierte vielmehr, wie man sich diese Fähigkeit zur Gestaltwandlung aneignen konnte, oder war sie „angeboren“? Als neu erschaffene Vampirin wusste sie einfach zu wenig über die Geheimnisse dieser uralten Rasse. Der Gedanke, der ihr jetzt kam, erschien ihr der einzig logische: Jasons Blut musste diese Fähigkeit doch beinhalten. Und heute Abend würde sich vielleicht eine gute Gelegenheit ergeben, davon zu kosten.
Kurz nach dreiundzwanzig Uhr füllte sich der Club mit Leben. Miles hatte die Funktion des DJs im Club übernommen, während Weston sich um die Bar kümmerte. Der Laden boomte wie zu seinen besten Zeiten und immer noch bestand das Publikum teils aus Vampiren, teils aus Menschen. Viele der Sterblichen zog es wie magisch hierher. Der Club hatte eine geheimnisvolle, dunkle Atmosphäre, welche durch die Aura der Vampire entstand. Einige der Menschen waren fast süchtig danach, ohne zu ahnen, dass sie bei ihren Besuchen regelmäßig ‚angezapft’ wurden. Hier drin roch es nicht nach Bier, Zigaretten und Alkoholika wie in den normalen Kneipen. Hier schwebte der Geruch von Patchouli und Dragon’s Blood mit orientalischer Schwere durch die Räume und nistete sich sogar in den dunkelroten Velourspolstern der Sitznischen ein. Trockeneisnebel zog von der Tanzfläche aus bis in die kleinsten Ritzen und schuf eine verboten sinnliche Einheit zusammen mit der spärlichen Beleuchtung in den Räumen. Sogar die stark duftenden Seifen auf den Gästetoiletten waren schwarz!


Auf dieser Tanzfläche bewegten sich gerade Jason und Alexa und einige andere Pärchen eng umschlungen zu einer düsteren Ballade. Miles hatte dies bereits missbilligend bemerkt und Weston an der Bar mit einem Kopfnicken darauf hingewiesen. Dieser zuckte nur die Achseln, als wollte er sagen „lass sie doch“.

Model: Lucy Yomina


Ein weiterer Gast stand hinter einer der Säulen, die einer gotischen Kirche entliehen war. Manche dieser Säulen trennten die Tanzfläche von den Sitznischen. Dieser Besucher schien eher Miles’ Meinung zu sein: Leander Knight. Der Halbengel hatte Jason diesmal aufgespürt. Aber er hätte niemals vermutet, dass sein Freund sich mit den neuen Vampirmeistern verbünden würde! Was er da sah, gefiel ihm ganz und gar nicht. Das war nicht mehr der Jason, den er kannte. Ein Glück, dass die arme Anna jetzt nicht hier war.
 

Alexa strich mit einer Hand durch Jasons halblanges Haar. Ihre spitzen Fingernägel glitten über den Nacken das Rückgrat hinunter und schickten eine Welle des Begehrens durch Jasons schlanken Körper. Dann schlang sie beide Arme um seine schmalen Hüften, presste sich dagegen. Ihr Mund näherte sich seinem Hals, küsste ihn erst sanft, bevor sie mit der Zungenspitze über die Stelle fuhr, die die Schlagader verbarg. Einer ihrer spitzen Eckzähne ritzte die Haut nur ganz leicht, ein Kratzer wie von einer Rasierklinge. Sie leckte die winzigen Tropfen Blut auf, die heraus perlten, bevor sich die Wunde wie von selbst wieder schloss.
Leander hatte ihr Tun genau beobachtet und als Alexa mit Jason an der Hand den Club verließ, wusste er genau, wie diese Nacht enden würde – so, wie die mit Anna. Zornig tanzten die goldenen Punkte in den dunkelblauen Augen des Halbengels.