Japs

Zum Thema Asthma bei Jugendlichen gibt es nicht nur etwas zum Informationsfluss von mir zum Patienten zu sagen, sondern, dass sie oft auch gegen ihre Eltern anarbeiten müssen. Viele verstehen die Krankheit besser als ihre Eltern.
“Herr Dokter, ich habe das Inhalationsmittel mal wieder abgesetzt, damit er nicht süchtig wird davon”, sagt die Mutter. Wohlgemerkt: Nach drei Tagen, bei zuvor echt ausgeprägter obstruktiver Bronchitis. Dem Jungen ging es wirklich nicht gut.
“Keine Sorge, das Mittel macht nicht süchtig. Aber es wirkt sehr gut”, sage ich und an den Vierzehnjährigen gewandt: “Dir gings doch besser, danach, oder?”
Er nickt. Aber die Mutter lässt ihn nicht weiter reden.
“Aber man liest da doch soviel, wenn man damit mal anfängt, muss man immer inhalieren.”
“Ja, überall wird davon berichtet, oder?” Überall in den Elternforen jedenfalls, in Fachzeitschriften geht es immer nur um den Schlüsselfaktor Compliance, also die Mitarbeit des Patienten und die Konsequenz der Medikamenteneinnahme.
“Ich verstehe, dass man sich da sehr beeinflussen lässt. Wenn man das aber nicht konsequent über den empfohlenen Zeitraum inhaliert, muss man es in Etappen immer wieder inhalieren. Und das bedeutet wiederum, man muss immer inhalieren, wenn man den die empfohlene Zeit nicht inhaliert.”
“Also macht es doch süchtig.”
Ich höre ihren Sohn ab und leider klingt seine Lunge wie vor vier Tagen – obstruktiv, er giemt, ich sehe Einziehungen am Jugulum und intercostal.
“Ich kann Sie ja verstehen. Aber im Moment braucht ihr Sohn auf jeden fall das Medikament, oder sehen Sie im Moment eine Verbesserung?”
Der Vierzehnjährige hebt den Finger.
“Mama – wenn der Dokter das empfiehlt …” Er holt etwas schwer Luft. “… dann sollte ich das auch nehmen…” Wieder eine Pause. “… es wirkt doch auch …” Japs. “… wirklich schnell…” — “Und vielleicht …” — “Geht’s mir dann auch länger mal …” — “…besser.” Er sinkt zurück auf den Stuhl.
“Sehen Sie, wie es ihm geht”, die Mutter deutet auf ihren Sohn. “Der braucht was richtig starkes, das hat doch gar nichts gebracht.”
Ich grinse und reiche dem Jungen sein Inhalationsdevice, was er zum Glück mitgebracht hatte und bitte ihn, das Medikament zu inhalieren. An der Technik kann man immer etwas ändern, das hebe ich mir für das Ende des Gespräches auf, aber nach Mutter bei ihrem Sohn verbringe, atmet er schon viel freier.
“Siehste, Mama”, grinst der Junge seine Mutter an.
Ich kann mir ein schlaues Lächeln nicht verkneifen.
“Aber kommen Sie mir nicht mit Cortison, Herr Dokter.”
Nein, ganz bestimmt nicht heute. Er bräuchte es schon, da bringt auch eine bestätigende Lungenfunktion keine großen neuen Erkenntnisse, aber das besprechen wir beim nächsten Mal.
“Ist ok. Jetzt inhalierst Du mal drei oder viermal am Tag mit dem Mittel und wir sehen uns nächste Woche wieder.” Und besprechen dann das weitere. Vielleicht sogar ohne die Mama. Schließlich ist er schon vierzehn, und in der Konsequenz seiner Handlungen weit erwachsener als seine Mutter. Deshalb arbeite ich so gerne mit Jugendlichen. Wenn sie einmal von einer Sache wirklich überzeugt sind, kann man sich auf sie auch völlig verlassen. Der Weg dahin ist manchmal beschwerlich, man geht ihn besser ohne die Eltern und setzt auf die eigene Urteilsfindung der Jugendlichen. Aber gelingen will mir das auch nicht immer.



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