Japan Matcha vs. China Matcha

Von Matcha

Matcha kommt traditionell aus Japan und wird auf eine sehr aufwendige Art angebaut und verarbeitet (mehr Infos dazu hier auf unseren Seiten). Dies bedingt natürlich einen höheren Preis als man es normalerweise von Tee gewohnt ist. Ist der Matcha dann noch aus biologischem Anbau, ist der Preis natürlich nocheinmal etwas höher. Qualität hat eben ihren Preis.

Mittlerweile drängen jedoch immer mehr Anbieter mit chinesischem Matcha auf den Markt. Dieser Matcha ist oftmals weit günstiger als original japanischer Matcha. Aber bringt chinesischer Matcha die gleiche Qualität in die Tasse wie der japanische Matcha? Oder wollen die Anbieter nur am aktuellen Trend teilhaben und sind ausschließlich auf die schnelle Mark aus?

Um diese Fragen zu klären, haben wir haben daher einen Vergleich zwischen chinesischem Matcha und original japanischem Matcha durchgeführt.

Beide getesteten Matcha-Sorten sind im Internet erhältlich und wurden dort eingekauft.

Der Preis und Aussagen des Lieferanten

Chinesischer Matcha:
Der Matcha wurde mit der Post geliefert. Im Paket befand sich der Matcha, zwei Bonbons (!), ein Flyer zu Matcha, ein Tee-Newsletter und die Rechnung. Der Lieferant des chinesischen Matcha versichert auf dem beiliegenden Flyer:

Wir achten bei unserem Matcha auf die Reinheit und das die gesetzliche Höchstmengenverordnung deutlich unterschritten ist. Aber wir gehen noch weiter. Bei unserem Matcha muss die Verarbeitung auf hohem Niveau statt finden. Dazu gehören nicht nur eine sensible, kalte Mahlung, sondern auch der Ruf des Teegartens und die anerkannten, hohen Verarbeitungsstandards.

Der Tee hat weder ein deutsches noch ein europäisches Bio-Siegel. Rückfragen zu einem Zertifikat oder einem Nachweis der in dem obigen Auszug genannten Höchstmengenverordnung blieben vom Lieferanten leider unbeantwortet. Auch der Teegarten mit dem guten Ruf konnte von uns – auch auf Nachfrage – nicht in Erfahrung gebracht werden.

Der Matcha wurde in einer normalen, unversiegelten Teetüte, wie man Sie aus dem Tee-Einzelhandel kennt, geliefert. Dadurch gelangt leider ständig Luft an den Tee, sodass dieser sehr schnell oxidiert und seine Farbe verliert (vergleichbar einer geschälten Banane, die sehr schnell braun wird, wenn man sie offen liegen lässt). Das eigentlich verpflichtende Mindesthaltbarkeitsdatum des Tees ist nicht angegeben.

(vom Autor dieses Artikels unkenntlich gemachter Aufkleber des Lieferanten)

Der chinesische Matcha kostet pro 100 Gramm 12,78 Euro.

Japanischer Matcha:
Im Paket des Lieferanten befindet sich der Matcha sowie die Rechnung. Auf der Webseite des Lieferanten sind Prüfzertifikate eines anerkannten deutschen Prüfinstituts herunterladbar, die Aufschluss über die Belastung des Tees geben. Laut diesen Prüfzertifikaten ist der Matcha unbedenklich und nicht belastet. Zudem bietet der Lieferant eine umfangreiche Informationsseite zur Lage in Japan sowie zur Unbedenklichkeit seines Matcha-Tees an. Der gelieferte Tee hat das deutsche Bio-Siegel. Auf der Webseite ist zudem eine Inhaltsstoffanalyse vorhanden, die die einzelnen Inhaltsstoffe detailliert auflistet (Mineralstoffe, Aminosäuren, Kalorien, Kohlehydrate etc.)

Geliefert wird der Matcha in einer versiegelten Aluminiumdose, die auch nach dem Öffnen, durch eine im Deckel befindliche gummierte Dichtung, wieder luftdicht verschlossen werden kann. Das MHD ist auf den 31.05.2013 datiert.

(Aufkleber des Lieferanten vom Autor dieses Artikels entfernt)

Der japanische Matcha kostet (umgerechnet) pro 100 Gramm 83,30 Euro.

Damit kostet der japanische Matcha 6,5x soviel wie der chinesische Matcha.

Aussehen

Zuerst beurteilen wir das Aussehen der beiden Matcha-Sorten. Dazu begutachten wir das Pulver und die Farbe, machen einen Schmiertest und bewerten die Farbe des mit Wasser aufgegossenen Tees.

Der chinesische Matcha lässt erahnen, dass es die Farbe GRÜN sein könnte, die Farbe tendiert aber sehr zu braun. Dies könnte entweder durch die eingangs besprochene Oxidation zustande kommen oder um das Ausgangsmaterial, das keine hohe Qualität bietet. Die Körnigkeit ist zudem – soweit mít dem bloßen Auge zu erkennen und zu beurteilen – grober als beim japanischen Pendant.

Chinesischer Matcha

Der japanische Matcha ist hingegen von leuchtendem grün. Keine Tendenz zu braun. Der Tee sieht frisch aus. Dies ist unter anderem dem Umstand geschuldet, dass der japanische Matcha im Ursprungsland unmittelbar nach der Verarbeitung luftdicht versiegelt wurde und daher keine Oxidation eintreten kann. Zudem ist das Ausgangsmaterial für Matcha (Tencha) durch die Beschattung von intensiv grüner Farbe. Die Körnigkeit ist feiner als beim chinesischen Matcha.

Japanischer Matcha

Der Unterschied zwischen den beiden Sorten fällt vor allem im direkten Vergleich auf:

Links: chinesischer Matcha - Rechts: japanischer Matcha

Diese Farbunterschiede setzen sich auch in den anderen beiden visuellen Test fort.

Schmiertest
Hierbei wird das Pulver auf einem weißen Untergrund mit dem Finger verschmiert, um so die exakte Farbe zu sehen und einen Eindruck der Körnigkeit und Konsistenz des Pulvers zu bekommen. Hier zeigt sich der Farbunterschied natürlich genauso.

Oben: chinesischer Matcha - Unten: japanischer Matcha

Und beim letzten visuellen Test sieht es erwartungsgemäß genauso aus.

Aufgegossener Tee
Wir haben von beiden Matcha Sorten die gleiche Menge mit der gleichen Menge Wasser aufgegossen. Auch hier zeigt sich, dass der chinesische Matcha nichts von dem leuchtenden Grün hat, wie es bei original japanischem Matcha der Fall ist.

Chinesischer Matcha Tee, aufgegossen und mit einem Bambusbesen aufgeschlagen

Japanischer Matcha Tee, aufgegossen und mit einem Bambusbesen aufgeschlagen

Ganz besonder auffällig ist hier, dass der japanische Matcha Tee einen viel feineren Schaum bildet als der chinesische Matcha. Das deutet in aller Regel auf eine feinere Körnigkeit des japanischen Matcha hin. Dies sieht man ganz besonders im direkten Vergleich der beiden Tees:

Links: japanischer Matcha - Rechts: chinesischer Matcha

Aber natürlich zählt nicht nur der Schaum an der Oberfläche, auch die Flüssigkeit sollte eine angenehme grüne Farbe haben:

Links: japanischer Matcha - Rechts: chinesischer Matcha

Auch hier zeigt der direkte Vergleich wieder den Unterschied besser:

Links: japanischer Matcha - Rechts: chinesischer Matcha

Geschmack

Nun der wohl interessanteste Teil. Wie schmeckt chinesischer Matcha gegenüber japanischem Matcha?

Wie bereits auf dieser Seite an anderer Stelle vermerkt, ist original japanischer Matcha süß, cremig, sanft und mit nur einem leichten Hauch von Herbe versehen. Die Süße stammt von den hohen Konzentrationen der Aminosäuren, insbesondere von L-Theanin und Pflanzenfasern. Oft ist im Internet oder Magazinen zu lesen, Matcha-Tee sei bitter. Dies bestreiten wir vehement.Original japanischer Matcha ist nicht bitter. Sollten Sie an einen Matcha geraten, der bitter schmeckt, handelt es sich garantiert nicht um original japanischen Matcha.

Auch der hier getestete japanische Matcha entspricht genau dieser geschmacklichen Beschreibung. Keinerlei Bitterkeit lässt sich schmecken, der Tee ist angenehm rund im Geschmack und schmeckt leicht süßlich.

Besonders deutlich wird die Matcha-Qualität eines japanischen Matcha im Vergleich zu billigen Imitaten: Einfaches Grünteepulver enthält kaum Aminosäuren, dafür steht der herbe Geschmack stark im Vordergrund, was zu einem unangenehmen, intensiv bitteren Geschmack führt.

Und genau das mussten wir bei unseren Tests leider beim chinesischen Matcha feststellen. Laut Verpackung des chinesischen Matchas sollte der Tee einen “mild-würzigen Geschmack” haben. Der getestete chinesische Matcha schmeckt jedoch bitter, der abgerundete und vielfältig ausgeprägte Geschmack eines japanischen Matcha fehlt hier leider völlig. Der von uns getestete chinesische Matcha schmeckt wie einfacher, vermahlener Sencha Tee unterer bis normaler Güte. Wahrscheinlich wurde das Pulver auch noch so gemahlen, dass die Mühlen heißlaufen und den zu mahlenden Tee beim Mahlvorgang verbrennen.

Nun ist uns auch der folgende Satz aus dem beiliegenden Flyer des chinesischen Matcha klar und es ist eindeutig, warum bei der Lieferung zwei Bonbons dabei waren:

Um den Geschmack des Matcha zu unterstreichen empfehlen wir Ihnen, eine kleine Süßigkeit dazu zu essen.

Unserer Meinung nach benötigt man die Bonbons nicht, um den Geschmack zu “unterstreichen”, sondern um den unangenehmen Geschmack des chinesischen Matcha schnell wieder los zu werden.

Fazit

Irgendeinen grünen Tee mahlen, abpacken und dann als Matcha zu verkaufen, macht aus dem Pulver noch lange keinen Matcha. Original japanischen Matcha herzustellen ist ein aufwendiger, langwieriger und teurer Prozess. Leider ist der Begriff Matcha nicht geschützt, so kann jeder, der grünen Tee zu Pulver vermahlt, dieses Pulver dann Matcha nennen. Ob es aber mit dem, was einen original japanischen Matcha ausmacht, noch etwas zu tun hat, möge jeder selbst entscheiden.

Uns hat der chinesische Matcha leider weder geschmeckt, noch von der Qualität und von der Farbe und vom Geruch, ja der ganzen Erscheinung überzeugt.

P.S.: Wir haben übrigens den chinesischen Matcha auch mit einem sehr günstigen japanischen Koch-Matcha verglichen. Hier waren die Ergebnisse bei allen Vergleichen ähnlich dem Vergleich der Trink-Qualität. Selbst der günstige japanische Koch-Matcha war dem chinesischen Matcha in allen Bereichen unserer Meinung nach um Längen überlegen.

P.P.S.: Der hier getestete chinesische Matcha ist natürlich nur ein Beispiel von vielen derzeit auf dem Markt angebotenen Tees. Auch bei chinesischem Matcha mag es verschiedene Qualitätsgrade geben. Gerne testen wir auch diese….