Kaum steige ich aus dem Bus, werde ich bereits sinnlich überschwemmt von den Menschen, Geräuschen und Gerüchen in der Straße. Es ist nicht daran zu denken, den Reiseführer aus dem Rucksack zu holen. Vergessen ist der Plan, schnurstracks ins Zentrum (welches genau?!) zu gelangen. Denn schon verführen mich brutzelnde, dampfende Straßenstände mit unbekanntem Essen, schon hat mich ein mit einer Marionette zu Latino-Musik tanzender Künstler in seinen Bann gezogen. Ein buntes Treiben, worin man sich nur treiben lassen kann. Ich setze mich feurigem Mund (was war das eben für eine Soße?!) und fettigen Händen auf eine Bank. Gesang dringt aus einer offenen Kirchentür. Es ist schließlich Sonntag Vormittag. Ich möchte nur eben mal einen neugierigen Blick in die Messe werfen, da werde ich schon herzlichst von einem Mann am Eingang begrüßt, in die Kirche gewunken und, ehe ich mich versah, geradewegs zu einem Sitzplatz zwischen singenden und betenden Menschen gelotst. Mir ist warm, der Mund brennt, die Musik betört, ich will nicht auffallen und versuche, wenigestens die Texte der geistlichen Lieder, die per Beamer an die Wand projiziert werden, mitzuverfolgen. Die singende Masse um mich herum ist bewegend. Die Luft kommt mir vor wir geladen von Emotion. Irgendwann stehle ich mich unauffällig wieder hinaus und trinke draußen als erstes japsend eine Wasserflasche aus. Dank eines freundlichen Passanten (Haltestellen geschweige denn Fahrtzeiten sucht man vergeblich) finde ich mich kurz darauf in einem quietschenden, kleinen Bus wieder, der mich an den Hafen Valparaisos bringt.
Und im nächsten Post erzähle ich den zweiten Teil der Geschichte ...