Jan Delay – Hammer und Michel

Von Pressplay Magazin @pressplayAT
Alben

Veröffentlicht am 13. April 2014 | von G.S.Leitgeb

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Jan Delay – Hammer und Michel

Jan Delay – Hammer und Michel G.S.Leitgeb

Wertung

Summary: Jan Delay katapultiert sich in eine zu brave und banale Rock Welt, liefert aber auch Hip Hop und Reggae mit Schwung

2.5

Hip Hop & Rock


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Wenn ein Musiker, der sich die letzten Jahre überwiegend in der Hip Hop Szene einen Namen gemacht hat, in anderen Teichen fischt, dann hat er sich das vorher vermutlich gut überlegt.

Mit einem Konzeptalbum, das sich bewusst und offensichtlich Elemente aus dem Hard Rock zu Eigen macht, gelingt ihm, vielleicht sogar unbewusst, eine Form der Bloßstellung. Man nehme jenen instrumentalen Aufbau, wie ihn das breite Publikum von Lenny Kravitz, Iggy Pop oder Guns N’ Roses zu Genüge kennt und lege einen deutschen Text darunter. Wenn man nun aber auch die Elemente wie Textaufbau und Duktus direkt aus dem englischsprachigen Rock in einen deutschsprachigen Soul-Reggae-Rock trägt,  wird plötzlich die eine oder andere Textpassage entlarvt und eine schmerzhaft peinliche Banalität offengelegt. Ganz besonders bei den Refrain-Passagen von „Dicke Kinder“ oder „Nicht Eingeladen“, drängt sich die Einfachheit englischsprachiger Rocksongs auf, die von einer deutschen Hörerschaft meist gar nicht registriert wird.

Jan Delays neues Album Hammer & Michel spielt mit diesen Elementen und liefert ein braves, rockiges Funk und Soul Album, das zwar in erster Linie eingängig und schwungvoll ist, aber dafür auf der anderen Seite etwas platt erscheint. Hip Hop Fans die sich nachdenkliche, verspielte oder gar verschachtelt-intelligente Wortgebilde erwarten, werden auf dem Album lange danach suchen müssen. Denn mit den meisten Tracks die sich auf Hammer & Michel finden, werden diese Hörer nicht allzu viel Freude haben. Das Album ist direkt an den Mainstream adressiert und wandert deshalb auch direkt ins Ohr und in die Beine eines Ö3 Donauinselfestbühnen-Publikums.


Jan Delay — St. Pauli – MyVideo Österreich

Tracks die ins Ohr gehen und in der Lage sind eine breite Fanbase anzusprechen, fanden sich ja bereits auf Jan Delays vorherigem Album Wir Kinder vom Bahnhof Soul. Mit der Single Oh Jonny spielte er sich 2009 nahezu in die Ohren der gesamten deutschen Hörerschaft. Jetzt kommt mit Hammer & Michel ein weiterer Langspieler, der ebenfalls in diese Richtung vordringt.

Das gesamte Album sollte natürlich auch mit einem leichten Augenzwinkern gehört werden. Denn die Komik schwingt nicht nur im Konzept der Musik sondern auch beim CD-Booklet mit. Hält man das Album in seinen Händen, so wirkt es auf den ersten Blick, als hätte sich das gedruckte Cover einer Backyard Babies oder Danko Jones Scheibe in die Plastikhülle von Hammer & Michel verirrt. Schon allein anhand dieses aufdringlichen Designs wird deutlich, dass hier bewusst mit Klischees und optischen Elementen aus dem Rockgenre gespielt wird. So sind es vor allem jene Tracks, die schwungvoll und kräftig bis temporeich daherkommen, die dem Album den notwendigen Spaßfaktor verleihen. Die Scorpions-Ballade liefert dem Album dann aber leider einen Dämpfer und der bemühte Tiefgang im Text scheint leider nicht aufzugehen, da der Rest des Albums in eine gänzlich andere Richtung wandert.

Unterm Strich ist das Album für jene Fans die auch bereits die vorherigen Alben von Jan Delay genossen haben ein gelungener Nachfolger. Das Ganze mit einem, wenn auch vielleicht etwas zu braven Schuss Rock.

Jan Delay – Hammer und Michel, Sony Music, www.jan-delay.de

Tags:2.5 von 5FunkHip HopJan DelayRockSony MusicSoul-Jazz


Über den Autor

G.S.Leitgeb Aufgabenbereich selbst definiert als: Ein mit offenen Augen und Ohren durch die Gegend taumelnder Mensch. Findet “Nichts ist notwendiger als das Überflüssige!” (La vita è bella) lebensweisend.