Alben
Veröffentlicht am 23. Juli 2013 | von Lisa Schneider
Leider und gleich vorab gesagt: Mit diesem neuen Album – das selbst referenziell und gar etwas überheblich nach sich selbst benannt wurde (ist das doch sonst nur bei einem Debüt gang und gäbe) – wird Jamie Lidell wohl so schnell niemanden aus der Reserve locken…
Die erste Single I’m Selfish die Platte und klingt eigentlich recht passabel, da hat man eigentlich alles beieinander, was den Sound des Briten ausmacht: die Elektronik gibt, wie auf eigentlich jedem der Stücke, den Beat und die Richtung an, die eigentümlich aber nicht unangenehm verzerrte Stimme Jamie Lidells folgt der Komposition, die sich stark an Funk und teilweise dem Einfluss der 80er-Jahre anlehnt. Aber der Abstieg lässt nicht weit auf sich warten. Obwohl auch das zweite Stück, Big Love, noch einiges zu bieten hat, wartet Nummer drei, nämlich What a shame darauf, einmal und dann nie wieder angehört zu werden. Leider setzt sich diese hier eröffnete, scheinbar fantasielose, unmotivierte und beinahe nervige Kombination von Beats und Elektronik am Album fort. Dazu mischen sich dann noch locker-flockig bis seichte Textzeilen, die dann die Angebetete beschreiben oder bezirzen sollen, wie man auch immer das sehen will (was soll man zu pretty little things you say and do they make a man go mad oder I let her take control, let the evil take control noch hinzufügen, außer: das hätte ja sogar aus dem Mund Charlie Harpers noch besser geklungen).
Teilweise tut sich ein Lichtblick auf, zum Beispiel präsentiert Do yourself a faver Jamie Lidell so, wie man ihn nach Hits wie Little bit of feelgood oder Another day erwartet hätte, wenn auch nicht mit der erwünschten Überzeugungskraft seinerseits. Insgesamt wirkt das Album wenig greifbar, ohne jeglichen Tiefgang, kein Song schmeißt einen regelrecht um, geschweige denn einfach nur vom Hocker. Dass er gerne an seinen Stücken herumbastelt und alle möglichen instrumentellen und technologischen Möglichkeiten dafür einsetzt, sei hiermit bewiesen – dass dabei aber nicht immer das herauskommt, was herauskommen könnte, auch. Das Album wirkt beinahe wie ein minderwertiger Ableger seiner Vorgänger, der hoffentlich nur beweist, dass Ausnahmen die Regel – nämlich dass Jamie Lidell doch nichts desto trotz ein sehr guter Musiker und auf seinem Gebiet sicher ein Ausnahmetalent ist – bestätigen.
Ich kann hier nur mit einem Zitat des Albums selbst schließen, nämlich: You used to be so cool but now you’re so cold.
Jamie Lidell – Jamie Lidell, Warp / Rough Trade, www.jamielidell.com
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Lisa Schneider