Jamie has a chance in hell

Erstellt am 12. April 2014 von Taxihofer @taxihofer

Zwischendurch transportiere ich Prominenz. Ein interessantes Geschäft, denn oftmals strahlen die Sternchen ganz anders als im Heftli beim Coifför. Jamie Cullum habe ich vor einigen Jahren im Flugzeug kennengelernt. Besser gesagt, seine Musik. Umgehauen hat er mich, vom ersten Momentum. Letzten Freitag spielte Jamie in Zermatt, unplugged. Ich hole ihn in Belp ab. Jung wie ein Konfirmand sieht er aus, wenn er schläft. Vorbei an Spiez. Ein Bier zum Erwachen, Lager Taxi Hofer. Das wird geschätzt. Ob er auch skifahre, frage ich. Of course. Das Leben probieren. Zwei Kumpels hätten sich mit dem Skibügel verstrickt, fertig lustig, hinter ihm. Mom and Dad seien gestürzt, sagte man ihm. Dabei sei er 34, nicht 12. Ich spiele Happy von Pharell Williams, während uns der Lötschberg verschluckt. Motor aus, Lichter aus, nur sporadisch ein Schweinwerfer. Jamie vibriert. Tunnelblick. Stillsitzen ist nicht sein Ding. Schweinwerfer schon. Mit Schwung reisst er die Autotüre auf, springt auf meine Kühlerhaube, wie das Rumpelstilzli tanzt er herum, runter zum Kühlergrill, Tonleiter rauf und runter, dazwischen eins auf die Stossstange, klong, und zing, an der Antenne gezupft, klirr, das war die Nebellleuchte, Jamie im Element, den Fahrtwind in den Haaren. Die Leute glotzen, kommen aus den Löchern, lassen sich mitreissen, blind. Licht am Ende des Tunnels. Durchschlag. Ich zerre Jamie zurück in das Taxi. Zwei Frauen kleben kreischend an der Windschutzscheibe, love for sale. Ich betätige die Scheibenwischer. Von wegen stressfrei durch die Alpen. I'm always overdoing it, sagt Jamie, sorry. Wir vibrieren beide. Täsch. Jamie hüpft in den VIP-Shuttle. Ich begutachte mein Taxi. Und frage mich, wie oft Jamie sein Klavier einem Service unterzieht. English boys have a chance in hell. They fucking do.

Image: Kmeron