Originaltitel: Spectre
GB, USA | 2015 | 148 Min. | FSK: ab 12
Thriller, Action, Abenteuer, Krimi
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade
Besetzung: Daniel Craig, Léa Seydoux, Christoph Waltz u.a.
Kinostart: 05.11.15
DVD/Blu-Ray VÖ: ?
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Bilder © 2015 Sony Pictures Releasing GmbH
Worum geht’s?
In Mexiko-Stadt schaltet James Bond den Gangster Marco Sciarra aus und nimmt ihm seinen Ring ab. Der von einem Tintenfisch-Symbol gezierte Ring führt 007 zum Treffen einer Organisation in Rom, die, wie sich herausstellt, hinter all seinen mächtigsten Gegenspielern der letzten Jahre steckt. Um den Kopf der Organisation zu besiegen, braucht Bond Hilfe von Hacker Q, Assistentin Moneypenny und der Tochter eines Feindes.
Wie ist der Film?
Nach drei Bond-Abenteuern um Hauptdarsteller Daniel Craig führt Nummer 4 die Handlungsfäden fulminant zusammen. Das Erfolgsteam von Sam Mendes, der schon für „Skyfall“ verantwortlich war, präsentiert den seit „Casino Royale“ generalüberholten Kultagenten wieder überraschend klassisch. Was man als Rückfall in alte Gewohnheit bezeichnen könnte, ist viel eher ein hübscher Schluss des Kreises, der Fans der alten und Fans der neuen Schule zu versöhnen vermag.
Die Eröffnungs-Verfolgungsjagd vor beeindruckender Kulisse, die kunstvolle Titelsequenz, extreme Schauplatz- und Kostümwechsel – alle typischen Handlungseckpfeiler sind in gewohnter Weise platziert, nur ein bisschen anders aussehend als in den Vorgängern, damit sich keine direkten Wiederholungen einschleichen. Und das ist auch gut so, denn ein Bond-Film ist ohne seine Markenzeichen nun mal kein echter Bond-Film. Allerdings bezieht sich „Spectre“ zusätzlich auch sehr stark auf die 007-Geschichten vor der Craig-Ära. Ein überlebensgroßer Superschurke, dessen physisch beeindruckender Handlanger, beachtlich viel trockener Humor, Q plus Moneypenny und ein schießendes Auto versprühen massenhaft Retro-Charme, während die Action zeitgemäß-furios inszeniert bleibt.
Frech: „Spectre“ erinnert zwar mehrfach an die Ereignisse aus „Casino Royale“, „Ein Quantum Trost“ und „Skyfall“, rückt „Ein Quantum Trost“ dabei jedoch bis hin zur Auslassung in den Hintergrund. So gibt der Film sogar selbst recht offen zu, dass „Ein Quantum Trost“ der mit Abstand schwächste beziehungsweise am wenigsten relevante Teil seit dem Reboot ist. Man kann es den Machern nicht verübeln. „Spectre“ hingegen kann sich rein optisch locker mit „Casino Royale“ und „Skyfall“ messen und bleibt erzählerisch nur knapp hinter den beiden Glanzpunkten der Reihe zurück. Fehlende neue Akzente gleicht die Geschichte mit vergnüglichen Reminiszenzen und großem Staraufgebot aus.
Christoph Waltz, der sich durch „Inglourious Basterds“ sowie „Django Unchained“ In Hollywoods A-Liga katapultierte, ist als Bösewicht völlig naheliegend besetzt und spielt entsprechend souverän. Ohne große Gesten verlässt er sich auf die diabolische Aura, die Sam Mendes um ihn herum inszeniert. Ähnlich treffend platziert: Andrew Scott, bekannt aus „Sherlock“. Monica Bellucci („Shoot ‘Em Up“) zeigt mit 50 Jahren als ältestes Bond-Girl der Filmgeschichte, dass vom umwerfenden Sexsymbol der frühen 2000er immer noch etwas übrig ist. Vergleichsweise überraschend taucht Léa Seydoux als weitere Gespielin auf. Der Star aus „Blau ist eine warme Farbe“ kann sich mit französischem Charme als Bond-Girl behaupten. Leider ist die Zeit zu begrenzt, um ihre Beziehung zu 007 wirklich glaubhaft zu zeichnen. Trotzdem bleibt mehr Bond-Girl-Zeit als in „Skyfall“.
Gewohnt sympathisch kehren Ralph Fiennes, Ben Whishaw und Naomie Harris als Bonds Rückendeckung vom MI6 zurück. Daniel Craig zeugt auch beim vierten Mal als 007 von ungebrochener Stärke und Coolness. Gerne darf er noch ein weiteres Mal ran, bevor sich der Besetzungswechsel nicht mehr vermeiden lässt. Als Wermutstropfen des nunmehr 24. Bond-Films bleibt fast nur der zu weiche Titelsong mit Sam Smiths befremdlicher Kopfstimme. Darüber hinaus bekommt das Publikum den glamourösen, überlangen, kurzweiligen Agenten-Thriller, den es sich wünscht. Wer dem blonden 007 nie etwas abgewinnen wollte, sollte es spätestens mit „Spectre“ versuchen, denn dieser ist der altmodischste Bond-Film seit vielen Jahren, gleichzeitig aber auch ein packendes Action-Spektakel nach modernen Maßstäben.
Wertungen (ø 6.0) [?]
7.0 – Philipp Stroh
5.0 – Ines Walk
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