Jakobsweg trifft Via Francigena

Von Erichkimmich @Erich_Kimmich

Dienstag 5. August 2014.  Von Recologne-lès-Rioz nach Gy.

Abschied bei Familie Travaillot in Recologne-lès-Rioz. Eine äußerst angenehme Gastfreundschaft!
Schon nach wenigen Kilometern haben wir den Camino wieder erreicht.

  

  

Er zieht sich an einen Höhenrücken, den Bois de Chanenot, hinauf und führt die Wanderer durch grünes Dickicht. Ein dicker, moosbewachsener Erdwall verläuft parallel am Hang. Wozu dieser wohl erbaut wurde? Vielleicht als Abgrenzung für das Weidevieh? Oder ist es eine uralte Befestigungsanlage? Im Wald zwingt mich wieder ein quer gespanntes Spinnennetz zu einem Fotografierversuch. An einer Waldhütte haben die Jakobsfreunde von der Association franc-comtoise du chemin de compostelle (www.af-ccc.fr) eine Tafel angebracht, die erläutert, dass in der Stadt Gy ein Wegstück Richtung Vézélay abzweigt.

  

  

  

Hier kreuzt sich der Jakobsweg mit einem anderen Pilgerweg, der Via Francigena, der vom englischen Canterbury aus bis nach Rom führt. Ein Stück weit verlaufen beide Wege gemeinsam. Bei Les Malbuissons geht es wieder hinauf zum zweiten lang gestreckten Höhenzug. Bei der Ferme des Combes – hier steht eine riesige, ausladende Kastanie – ist ein Pilgerrastplatz, der zu einer erholsamen Pause einlädt.

  

  

  

An einem Flugfeld vorbei führt der Pilgerweg nach Bucey-lès-Gy, das wir schon von weitem mit seinem markanten Kirchturm sehen können. Vor der Kirche sprechen uns Ausflügler an. Steil geht es abwärts bis zum Tal. Das Örtchen wirkt ausgestorben, von der Brücke führt der Blick wieder hinauf zum Kirchturm, den man auch von der Hochebene aus gut erkennen kann.

  

  

Noch eine Stunde lang über Feldwege und das Städtchen Gy mit seinen etwa tausend Einwohnern liegt vor uns. Heute habe ich keine Lust auf Pilgerherberge. Ich miete mich im Hotel Pinocchio ein. Zum Abendessen muss ich jedoch ins Städtchen gehen.

  

Ich mache einen kleinen Abendbummel – 21 Kilometer sind ja nicht genug. Am Rathausplatz vorbei gehe ich durch kleine mittelalterliche Straßen aufwärts zum Château de Gy, das den Erzbischöfen von Besançon gehörte. Besançon liegt etwa 25 km südlich von hier. Gy war schon zur Hallstatt- und zur Römerzeit besiedelt.

Essen wie Gott in Frankreich

In der Grand Rue, im kleinen Restaurant “Charlemagne” bekomme ich ein ausgezeichnetes Abendessen. Eine Halbliterflasche Chardonnay aus dem Nachbarort Charcenne. Leicht und geschmackvoll.

  

Als sommerliche Vorspeise gibt es fruchtige Charente-Melone mit Schinken. Dazu hat der Chef Wildkirschen (Griottes) in Alkohol und Gewürzen eingelegt und mit ein paar dieser Duftbomben die Melonen dekoriert.  Vom Gastraum durch eine große Scheibe abgetrennt, kann man direkt einen Blick in die Küche werfen. Und weil ich so ein hirnloser Mensch bin, bestelle ich mir angebratenes Cerveau d’Agneau mit Kapern und feiner Sauce. Dazu werden Gemüse und Kartoffelpuffer gereicht. Beim Nachtisch (Vacherin glacé mit roter Beeren-Sauce) begegnen mir die Griottes noch einmal – hmmm! Im Hintergrund spielen die Scorpions den Song “Still Loving You”…
Dann folgt John Legend mit “All of Me” …

How many times do I have to tell you
Even when you’re crying, you’re beautiful too?
The world is beating you down
I’m around through every move

Durch dunkle Straßen spaziere ich ins Hotel zurück. Der Mond schaut zu.

    21,4 km      2,4 km/h    8:48     420 hm    515 hm     164,1 km.

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