Dort ist der Sitz der badischen St.-Jakobusgesellschaft. Es gibt auch eine kleine Pilgerherberge. Da schaue ich doch gleich mal rein und erkundige mich nach der nächsten Quartiermöglichkeit. Doch niemand weiß Bescheid. So mache ich mich einfach auf den Weg. Es hat sich noch immer eine Lösung gefunden…
Das Rimsinger Ei ist eine Art Riesenkreuzung, die überquert werden soll. Das ist bei dem Verkehr und den Auffahrspuren gar nicht so einfach. An drei Kieswerken vorbei führt mich der Weg in einen Auenwald, in dem grüne Bärlauchteppiche schwimmen. Insekten und Knoblauchduft!
Es folgt eine etwa zehn Kilometer lange Passage entlang des Altrheins, auf dem befestigten Hochwasserdamm Richtung Süden. Hunderte Weinbergschnecken kriechen von links nach rechts über den Schotterweg. Wo die wohl hin wollen? Der Altrhein ist Natur pur: Schwäne, Graureiher, Vögel.
Endlich ändert sich etwas: An der Staustufe Fessenheim führt der Weg nach Frankreich. Zunächst über eine neue Brücke auf eine Flußinsel, dann im Versatz wieder nach Norden an den Schleusen vorbei und am Flusskraftwerk entlang.
Der Weg führt weiter westlich, dann nach Süden. Alles topfeben, riesige Felder, die pure Langeweile für Beine und Augen. Meseta-Gefühle.
Endlich in Roggenhouse. Schon gut 30 km in den Beinen. Doch Hotel, Herberge gibt es hier keine. Gerade mal eine Bar, in der ich ein großes Panaché trinken und mein Handy laden kann.
Also nehme ich nochmal alle Kraft zusammen, komme auf einem Weg entlang des ehemaligen Rhône-Rhein-Kanals gut voran. Ewig zieht sich der Weg durch flache Felder, riesige Beregnungsanlagen stehen auf den Feldern. Nun noch die A35 unterqueren und anderthalb Kilometer weiter erreiche ich endlich Ensisheim. Das Flüßchen Ill fließt durch das kleine Städtchen und vereinigt sich nördlich mit der Thur, die aus den Vogesen kommt.
In der Bar La Diligence in der historischen Altstadt arbeite ich meine Bedürfnisse ab: 1. ein großes Panaché! Dann 2. spontan eine Tarte Flambée Gratinée, die der Chef nach wenigen Minuten frisch aus dem Ofen holt. Dann gehe ich “au coin” um die Ecke zum Hotel Domaine du Moulin. Dort sind alle (überteuren) Zimmer bereits ausgebucht; ein Anruf der jungen Empfangsdame beim zweiten Hotel im Ort ergibt dasselbe Resultat: ausgebucht. Sie ruft noch drei weitere in der Umgebung an – bis es dann endlich in Battenheim im Relais à l’ancienne Poste klappt. Nach 43 km Fußmarsch bringt mich das Taxi dorthin. 120 Kilometer seit Wolfach sind es jetzt. Nach Essen und Trinken falle ich sofort in den Tiefschlaf.
Ach ja: Diese Etappe kann ich absolut nicht empfehlen. Es ist wohl sehr viel reizvoller, den Weg über Strasbourg und entlang der elsässischen Weinberge zu nehmen.
Über Mulhouse – Basel – Freiburg ist man dann rasch wieder zu Hause…