Jakobsweg im Sommer: 10 Tipps zum Pilgern bei Hitze

Von Christoph @ChrisErkens

Deutschland seufzt diese Woche unter einer Hitzewelle. Vielleicht hast du dich auch gefragt: Wie sieht das eigentlich beim Pilgern im Sommer mit Hitze aus?

*Update Juni 2019: Auch wenn der Artikel von letztem Jahr ist – das Thema ist zeitlos. Diese Woche ist es wieder sehr heiß in Deutschland und der Sommer hat sowohl hier wie auch in Spanien gerade erst begonnen. Wer bei über 30 Grad pilgert oder Sport macht, sollte dies mit Umsicht tun und auf seinen Körper achten.

Daher habe ich diesen Beitrag mit gesammelten Erfahrungen und Tipps noch einmal aktualisiert. Schaut auch mal in die Kommentare unter dem Artikel, dort haben LeserInnen dankenswerterweise noch ein paar Tipps ergänzt. 

Hinzufügen kann ich, dass ich seit letztem Sommer gute Erfahrungen mit den Elektrolyte-Kautabletten von SaltStick gemacht habe (gibt es auch in Kapselform), die den Körper während der Bewegungsphase dabei unterstützen, Salze und Mineralien wieder aufzunehmen, die man durch das Schwitzen verliert.* 

Daher nun ein paar Erfahrungen von mir sowie 10 Tipps zum Pilgern im Hochsommer. Eins vorweg: Ich bin kein Arzt oder Fachmann, ich gebe hier nur meine subjektiven Erfahrungen weiter. Womöglich ist vieles selbstverständlich für dich, dann bist du bereits gut vorbereitet :)

Auf welchen Jakobswegen es heiß werden kann im Sommer

Was die geographische Lage angeht, ist der Küstenweg / Camino del Norte übrigens ganz gut aufgestellt im Hinblick auf den Sommer. Durch die Nähe zum Meer herrscht hier ein angenehmes Klima, wo es selten stark über 30 Grad geht und oft ein angenehmer Wind weht.

Zudem kannst du dich beim Pilgern zwischendurch im Meer abkühlen. Auf dem Foto hier drunten siehst du übrigens den wunderschönen Strand von Noja :)

Ähnliches gilt natürlich auch für den immer beliebter werdenden Küstenweg des Camino Portugues.

Der populäre Camino Francés wiederum durchquert auf seinen 800 Kilometern ganz verschiedene Regionen, daher wirst du unterwegs auch mit verschiedenen Wetterbedingungen zu tun haben. Das Meer siehst du hier nicht, doch eine kalte Dusche abends kann erfrischend sein, und mit ganz viel Glück kannst du vielleicht eine der wenigen Herbergen erwischen, die inzwischen sogar über einen Pool verfügen sollen, wie ich gehört habe.

Der einzige Jakobsweg, der im Hochsommer wirklich nur mit Vorsicht zu genießen ist, wäre die Via de la Plata. Denn dieser in Südspanien startende Weg ist besonders auf dem ersten Stück natürlich sehr sehr heiß, zumal es wenig Schatten unterwegs gibt.

Auch in Deutschland, Österreich oder der Schweiz kann es natürlich im Sommer mal heiß werden auf den Jakobswegen, wenngleich nicht so häufig.

Dass es generell im Sommer auf dem Jakobsweg voll ist, weißt du ja bereits aus den Pilgerstatistiken. Die länderübergreifenden Sommerferien laden einfach viele Menschen dazu ein, in dieser Jahreszeit pilgern zu gehen.


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Doch nun, lass uns starten mit einigen Tipps, wie du gut mit Hitzetagen auf dem Jakobsweg zurechtkommen kannst:

10 Tipps für das Pilgern im Hochsommer

1. Früh losgehen

Am besten du gehst, wenn du weißt es wird heiß, früh los. Mach’s nicht so wie ich und trödle lange herum, trink noch gemütlich 2 Kaffees im Dorf. Denn dann kann es schnell mal 10-11 Uhr werden, ehe du loskommst. Und dann wirst du die Sonne richtig spüren, weil du genau in die Mittagshitze läufst.

Ein weiterer Vorteil des frühen Loslaufens ist, dass du mit größerer Wahrscheinlichkeit in der Herberge auch ein Bett bekommst. Ein Nachteil des früheren Loslaufens kann übrigens sein, dass du ggf. vor deiner Herberge noch warten musst. Manche Herbergen machen erst am frühen Nachmittag auf, hier hilft vorab ein Blick in den Pilgerführer.

Womöglich ist Zelten auch eine Option für dich, falls du ein echter Outdoor-Typ bist und wenig Lust auf die manchmal stickigen Schlafsäle auf dem Jakobsweg hast. Das senkt zudem auch noch die Ausgaben für das Pilgern.

2. Mittags Siesta machen

Falls du – gewollt oder nicht – doch erst spät losgekommen bist, weil du (wie ich) mal wieder zu lange geschlafen oder in Cafés die Zeit verbummelt hast bei schönen Gesprächen, oder auch falls du früh losgekommen bist und eine lange Etappe vor dir hast: Mach eine Pause mittags.

Such dir ein schattiges Plätzchen unter einem Baum, besorg dir vorher etwas zum Picknicken und dann ruh dich etwas aus, dös etwas, und genieße den Moment. Im besten Fall hast du ein wenig Wind, der zusätzlich geht und dir die Siesta versüßt.

In diesem Moment freut man sich vielleicht auch darüber, einen leichten eBook-Reader mitgenommen zu haben und was zu schmökern zu haben.

Oder du lässt einfach deine Gedanken schweifen, genießt das Panorama und tust einfach mal „nichts“ zur Abwechslung.

Manch einer nimmt sogar eine Hängematte oder ein aufblasbares Sofa zum Ausruhen mit. Das ist natürlich eher denkbar, falls du mit dem Fahrrad pilgerst, auch wenn diese Sachen eigentlich nicht so viel wiegen.

3. Trinke viel! Trinke viel! Trinke viel!

Das kann man nicht oft genug sagen, wenn es wirklich heiß ist. Da du ja zudem sportlich aktiv bist und pilgerst, schwitzt du noch mehr, als jemand, der einfach den heißen Tag in seinem Garten sitzend verbringt unter einem Baum und vielleicht sogar noch über einen eigenen Pool daheim verfügt.

Versorg dich also gut mit Getränken vor dem Start der Etappe. Der Rucksack darf ruhig etwas schwerer sein. Das wird sich im Laufe des Tages entspannen, da du ja mehr und mehr trinkst und das Gewicht so reduziert wird.

Vermeide zu viele süße Getränke und – auch wenn es sehr verlockend ist – vermeide zu viel eiskalte Getränke. Bei letzteren muss der Körper zusätzlich Energie aufwenden, um das Getränk wieder auf Körpertemperatur zu bringen.

Wer viel trinkt, muss auch häufiger auf Toilette. Für Männer bekanntlich kein Problem unterwegs, für Frauen manchmal schon eher. Hier gibt es inzwischen auch smarte Erfindungen, wie eine Urinalhilfe für Frauen, die das Leben vereinfachen können. Weitere Ausrüstungs-Tipps findest du in der Packliste für Frauen.

4. Packe Trinkblasen mit auf deine Packliste

Falls du dich fragst, wie du das am besten im Rucksack machst: Trinkblasen sind eine tolle Erfindung, denn sie sind faltbar. Im ungenutzten Zustand nehmen sie also kaum Platz weg.

Ausgefüllt bieten sie dagegen Volumen für 1, manchmal 1,5 l Flüssigkeit. Alternativ / oder zusätzlich kann ich dir zum Beispiel die Flaschen von 720°DGREE empfehlen. Die nutze ich selber und bin begeistert: Sie sind sehr leicht, aus Tritan, BPA-frei und nicht aus Plastik.

5. Achte auf die Markierungen bei Brunnen

Falls du unterwegs Wasser aus Brunnen trinken möchtest und dich fragst, ob das geht: Es gibt in Spanien an einigen Brunnen Kennzeichungen. „Agua potable“ bedeutet „trinkbar“, „Agua no potable“ dementsprechend „nicht trinkbar“.

Im gelben Pilgerführer wirst du zudem in der Wegbeschreibung an manchen Stellen das Brunnen-Symbol finden, das dir auch nochmal bei der Suche nach Brunnen hilft. Meiner Erfahrung nach gibt es jedoch nicht so viele Brunnen mit Trinkwasser unterwegs, daher besser vorher selbst gut die Wasservorräte auffüllen.

Eine schöne Erfindung, mit der ich selbst aber noch keine Erfahrung habe, ist übrigens ein Wasserfilter. Damit bist du unabhängiger. Ansonsten, denk dran, du kannst auch unterwegs in Ortschaften dein Wasser wieder auffüllen.

Entweder du kaufst nochmal etwas zu trinken oder du füllst es zum Beispiel am Wasserhahn auf in einer Bar nach dem Toilettengang. Ich habe übrigens keinerlei schlechte Erfahrungen mit dem Trinkwasser in Nordspanien gemacht bislang.

6. Kopfbedeckung!

Sehr wichtig, da dein Kopf besonders empfindlich ist. Daher solltest du, wenn du im Sommer pilgerst, unbedingt eine Kopfbedeckung dabei haben. Ob das eine Kappe ist oder ein Sonnenhut, das sei dir überlassen. Du wirst dankbar sein, wenn du in der prallen Sonne pilgerst. Sonnencreme natürlich auch, am besten im kleinen Reiseformat.

7. Wähle kürzere Etappen

Wenn du weißt, es wird ein richtig heißer Tag, dann überlege, ob du gerade heute eine 30 Kilometeretappe machen musst. Womöglich kannst du deine Pläne auch ein wenig ändern und die Etappe etwas kürzer gestalten. Bei der Kalkulation kann dir dieser Artikel zur Jakobsweg-Länge helfen.

8. Erst abends groß essen

Es scheint sinnvoll, an richtig heißen Tagen erst abends warm und groß zu essen – dann aber richtig, um die Speicher wieder aufzufüllen. Übrigens bekommst du in Spanien oft auch um 22 Uhr noch ein Abendessen. Die Zeiten sind anders, vor 20 Uhr gibt es dagegen oft noch nichts.

Wenn du dir mittags schon ein Steak mit Pommes reinhaust, und dann weiterpilgerst, ist das vielleicht nicht unbedingt die beste Sache für deinen Körper. Daher tagsüber eher leichte Sachen: Früchte und viel Obst, Nüsse, vielleicht ein belegtes Baguette („bocadillo“).

Einen Überblick über die Kosten, auch was die Verpflegung angeht, findest du übrigens in dem Leitartikel zu den Pilgerausgaben.

9. Nutze das Zwiebelprinzip bei der Kleidung

Wenn du beim Packen und Vorbereiten mit deiner Packliste das Zwiebelprinzip beachtest, kannst du unterwegs immer gut auf die jeweilige Situation eingehen. Zwiebelprinzip bedeutet viele dünne Schichten statt einem richtig dicken Kleidungsstück. Beispiel: Funktions-T-Shirt, Longsleeve, dünne Fleecejacke.

10. Hör auf deinen Körper

Der wird dir sagen, was geht und was nicht geht. Wir dürfen nur lernen, ihn auch zu hören bzw. unser Bauchgefühl. Das war einer der wichtigsten Lektionen meines Caminos, über die ich hier geschrieben habe. In diesem Sinne: Buen Camino!

Wie sind deine Erfahrungen? Hast du noch Tipps? Teile es gerne in den Kommentaren mit!

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