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Liebe Blogleser, Ihr habt Euch inzwischen dran gewöhnt, dass dieses Blog viel „and me“ beinhaltet, vor allem, wenn ich über meine Leidenschaft des Lesens schreibe. Verzeiht es mir.
Um die Tradition aufrecht zu erhalten, hier mein Lesestoff der letzten drei Monate:
Love, unscripted von Owen Nicholls
Mitgebracht aus dem diesjährigen Sommerurlaub, ein Spontankauf in der Buchhandlung. Das Buch lässt sich gut zusammenfassen: „High Fidelity“ trifft auf Nora Ephron, oder: Wie ich ein gutes Konzept abkupfere und einen neuen Roman schreibe. Nick ist ein begeisterter Kinogänger, selbst Filmvorführer, die Story schildert das Kennenlernen der Liebe seines Lebens, den Verlust und das Wiederfinden. Gespickt mit Filmzitaten und Lebensweisheiten des Kinos freut der Leser sich über den Wiedererkennugswert und ärgert sich doch jedesmal, wie die „Schallplatten“-Idee von Nick Hornby hier aufs Kino übertragen wird. Sehr schön: Die Schnitte zwischen Vergangenheit und Gegenwart, das Kennenlernen und Wiederfinden. Nervig: Das Drehbuch, das Nick selbst schreibt und das wohl dem Roman mehr Fun geben soll. In der Summe eine schöne Nebenbeilektüre ohne viel Tiefgang. (3/5)
Bruce Springsteen, Like a killer in the sun von Leonardo Colombati (Übersetzt von Johannes von Vocano und Heinz Rudolf Kunze)
Als Springsteen-Fan musste ich mir dieses Buch kaufen. Wirklich Durchgelesen habe ich es nicht, die Songtexte in Übersetzung von Heinz Rudolf Kunze waren mir dann doch teilweise zu gestelzt, gewollt, gezwungen. Kann man englische Songtexte überhaupt gut übersetzen. Da sind schon andere gescheitert (siehe Bob Dylan). Kunze bemüht sich redlich, aber irgendwie funktionieren die Lyrics im Deutschen nicht, und das kann ja nicht am The Boss liegen — der erste Teil des Buches ist eine (erneute) Biographie Springsteens, diesmal mit Schwerpunkt auf die musikalischen Einflüsse, die ihn prägten und die er prägte. Dave Marsh, Ennio Morricone und Wolfgang Niedecken steuern drei nette Vorworte bei, schließlich gibt es noch eine Diskographie und — das ist das Highlight des Buches — Anmerkungen zu den einzelnen Songs. Das ist wirklich lesenswert. Damit gibt es am Ende doch (5/5)
Projekt Orphan von Gregg Hurwitz (übersetzt von Mirga Nekvedavicius)
Der Mittelteil der Trilogie um den „Orphan“ Evan Smoak, einem Einzelkämpfer, einem High-Tec-Killer, der irgendwann einer Eliteeinheit der Regierung angehörte, die Aufträge annahm, die jenseits der Legalität stattfanden. Inzwischen ist Evan selbständig und ständig verfolgt von seinen ehemaligen „Arbeitskollegen“ und rachesüchtigen Opferangehörigen. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, Menschen zu helfen, die sich keine Hilfe leisten können, aber trotzdem diese brauchen, Kindern vor allem. Er beseitigt ihre Peiniger, ihre Entführer, ihre Mißhandler. Doch genau darum geht es in diesem Mittelteil nicht, sondern wie er aus einem Luxusverlies in der Bergen entkommen muss, gegen sich Wachhunde, paramilitärische Einheiten und einem durchgeknallten Boss-Gegner. Genervt hat mich bereits im ersten Teil das Namedropping von Waffenmarken und irgendwelchen Kevlar-Materialien, die Pseudorealität vermitteln sollen. Beim zehnten Erwähnen wirds dann öde. Trotzdem ein spannender Hardcore-Thriller, auch was für den Urlaub. (4/5)
Dopesick von Beth Macy (Übersetzt von Andrea Kunstmann)
Wie Ärzte und die Pharmaindustrie uns süchtig machen – das ist der vordergründig reißerische Untertitel dieses Sachbuchs aus den USA, das eine der größten Skandale der jüngsten Medizingeschichte aufschlüsselt: Die Opioidabhängigkeit vieler US-Amerikaner, die oft fatal im Heroinsumpf endet, begonnen in der vermeintlich ungefährlichen Einnahme von Schmerzmitteln wie Oxycodon oder Vicodin. Wer aufmerksam amerikanische Filme und Serien sieht, wundert sich manchmal, wie non chalant dort mit Analgetika umgegangen wird. Berühmtestes mediales, aber fiktives Opfer: Dr. House. Beth Macy ist eine renommierte Sachbuchautorin und schildert die Medikamentenabhängigkeit im lokalen wie globalen Ausmaße, wie Ärzte durch die Pharmaindustrie massiv geschmiert oder auch nur geködert und getäuscht werden, um aller Umsatz zu steigern. Ein Nachwort von Professor Stein der Charité in Berlin lässt vermuten, dass Deutschland auf einem ähnlichen Weg ist. Ich bin froh, dass ich Kinderarzt bin. (4/5)
Meine drei Lieblingsbücher im Jahr 2019:
Ich habe meinen Lesestoff in drei Portionen hier reproduziert: Januar bis März, April bis Juli, August bis Oktober und heute. Dabei kamen einundreißig Bücher und Hörbücher und Comics zusammen – ich muss mal wieder mehr lesen, letztes Jahr waren es gut zehn mehr.
Meine Lese-Highlights waren (ich beschränke mich mal auf drei) waren, die Links verweisen auf die jeweilige Besprechungsseite):
Zerrissene Erde von N.K. Jemisin (übersetzt von Susanne Gerold)
Was man von hier aus sehen kann von Mariana Leky
Die Ermordung des Commendatore von Huraki Murakami (Übersetzt von Ursula Gräfe, Hörbucher gelesen von David Nathan)
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