Jahresrückblick 1
Es gibt ja nichts Abgedroscheneres als den Jahresrückblick zum Jahreswechsel, darum wollen wir den Dreschflegel in die Hand nehmen und ebenfalls drauflos dreschen:
Parkpickerl:
Es gab in den letzten Jahren selten eine Einzelentscheidung der Rathauspersonen, die für mich so negative Auswirkungen hatte. Dass ich ein überzeugter Verfechter und Nutzer des öffentlichen Verkehrs und fallweise des Fahrrads bin, sowie meine Argumente gegen die Abzocke für die Nicht-Benutzung des PKWs habe ich mehrfach hier kommentiert.
Im Jahresrückblick möchte ich Sie an meinen persönlichen Erfahrungen teilhaben lassen:
Wer in einem Gründerzeithaus ohne Tiefgarage in einem Wiener Innengürtelbezirk wohnt, war sich immer klar, dass die Aufbewahrung seiner “Kiste” ein Problem darstellt. Aus diesem Grund garagiert er das Auto, das ohnehin nur für berufliche Akutfahrten, größere Einkäufe und Reisen zu Zielen außerhalb Wiens genutzt wird, in einer zahlungspflichtigen Garage am Arbeitsplatz.
Verbleibt das Auto doch einmal wochentags im Innengürtelbezirk, dann lief man früher alle 2 Stunden (bis 22.00) um ein paar Blocks und erneuerte den Parkschein bzw. freute sich über die Einführung des Handy-Parkens. War man freitags sehr früh dran, dann stellte man das Auto in einem der angrenzenden Außengürtelbezirke ab, ersparte sich zwar die Parkgebühr, hatte aber doch einen Spaziergang von 20 Minuten oder so vor sich. Auch alle Parkgelegenheiten an günstigen geelgenen U-Bahnstationen kannte man aus dem FF.
Zumindest nach Ende des Einkaufswahnsinns, also freitags ab 19:00 gab es in der näheren Umgebung durchaus einige Parkplätze, da die eingependelten Einkäufer (kein Arbeits-Pendler fährt in einen Innengürtelbezirk) bereits weg waren und einige der Bewohner ihre Autos, vermutlich wie ich weiter draußen geparkt hatten.
Dann kam der Geniestreich der fast flächendeckenden ParkRAUMbeSAUwirtschaftung und es machte für Einwohner wie mich keinen Sinn mehr das Auto draußen zu parken, die Einkäufer führen weiterhin in die Innengürtelbezirke (die 2-3 Stunden Parkgebühr machten ihnen wenig, schließlich hatten sie das Problem ja nicht regelmäßig, so wie die Ansässigen.
Nach stundenlangen Umkreisungen des Wohnortes auch in den Abendstunden des Wochenendes platzte mir der Kragen und ich entschied mich für die Miete einer Garage.
Ein Parkpickerl kam für mich aus mehreren Gründen nicht in Frage:
1. es gab ja keine Parkplätze mehr, wofür hätte ich zahlen sollen. Die Idee bestimmte Parkplätze für die im Bezirk gemeldeten frei zu halten, kam ja den Rathhauspersonen nicht.
2. Der Innengürtelbezirk ist eigentlich mein Nebenwohnsitz, da mein Hauptwohnsitz für die Unterbringung eines alten Familienmitgliedes benötigt wird. Deshalb erwartete ich auch Schwierigkeiten, wenn ich der Behörde erklären müsste, weshalb ich ein Parkpickerl am Neben- und nicht am Hauptwohnsitz (dort gibt übrigens auch keine Parkplätze mehr, weil die weitgehend unbenutzten Radwegen zum Opfer gefallen sind, um das P&R Haus zu füllen) benötige.
3. Als Garagenbesitzer (am Arbeitsplatz, auch wenn der am anderen Ende von Wien liegt) hätte ich eigentlich auch kein Anrecht auf ein Pickerl, das (siehe (1) aber ohnehin zu keinem Parkplatz verhilft.
Seit Dezember bin ich einschliesslich der Kaution, den 3 Mieten für den Makler und der notwendigen Vergebührung des Vertrags um ca. 600€ ärmer aber für 120€/Monat stolzer Besitzer einer Garage in einem der Neubauten ca 250 m neben meiner Wohnung. Die Garage ist eng, aber Reversieren lernt man ohnehin, wenn man in einem Innengürtelbezirk wohnt.
Aus beruflichen Gründen behalte ich vorerst die Garage am Arbeitsplatz, die ist etwas billiger …
Kurz vor Weihnachten, der Tag an dem es noch kalt war und regnete, musste ich nach all den Einkäufen und Vorbereitungen noch einen “Krankenbesuch” eines Familienmitglieds am anderen Ende von Wien machen. Medikamente mussten angepasst und neu eingeschachtelt werden.
Eingeplant waren für Hin- und Rückfahrt insgesamt 20 Minuten (24 Minuten nach www.maps.google.com) .
Bald wäre ich wieder zurück. um den “Weihnachtsputz” meines Schreibtisch beenden zu können.
Ich stand im Regen vor der Garagentüre, nur dieses weigerte sich aufzugehen.
Offenbar gab es ein Problem mit der Elektrik. Die Handkurbel befand sich aber innen, nur zum Inneren des Hauses hatte ich, ich war ja kein Mieter, keinen Zutritt.
Am Telefon sagte mir die Hausverwaltung, dass sie am Montag wieder für mich da sein würde – was mir augenblicklich wenig half.
Montag, den 24.12. war sie natürlich auch unerreichbar.
Ich machte mich also auf den Weg mit den Öffis: 68 Minuten reine Fahrzeit
Während so einer Fahrt hat man lange Zeit nachzudenken,
wenn man nicht den Beziehungsdramen der Mitreisenden lauschen,
über herumrollende Bierdosen stolpern oder
in den zurückgebliebenen Fetzen der Gratispresse blättern möchte …
Links 2012:
Was im Alltag nervt
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=65272
PARKpickerl Reloaded oder konsequentes grünes Denken
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=75443
Vermummungsverbot für Vassilakou
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=78799
Schwerpunktbildung: Öffis und das neue Mantra der Gesundheitspolitik: Schwerpunktbildung
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=83524