Jahrescharts der Redaktion 2018: Film

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Jahrescharts der Redaktion 2018: Film

Bestenlisten und Jahrescharts wo man nur hinschaut. Bei uns gibt es wie immer die Preisverleihung der etwas anderen Art. Was hätte man verpassen sollen und was nicht? Was gab es nur auf Netflix zu sehen? Was waren Denkanstöße und was komplett sinnlose Remakes? Das und noch mehr in unseren Film-Jahrescharts. 

Definitiv die Szene des Jahres

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Nicolas Cage ist bekannt für sein – sagen wir gelegentliches Overacting. In manchen Fällen wird er sogar extra deswegen besetzt. Lange ist es jedoch her (Drive Angry?), dass sein übertriebenes Schauspiel derart perfekt zur Atmosphäre des Films gepasst hat, wie im Fall von Mandy. Vielleicht wird die Szene nie den unfreiwillig komischen Kultstatus der “Bienen”-Szene aus The Wicker Man erreichen, aber was soll’s, es zeigt dafür einmal mehr: Nicolas Cage ist immer ein Hingucker und bereichert jeden Film.


Atemlos im Kino

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Es ist immer wieder schön in einem dunklen Kino zu sitzen und so richtig von der Sogwirkung eines gut gemachten Film mitgenommen zu werden. Dies ist auch in diesem Jahr einigen Filmen besonders gut gelungen, allen voran das heiß erwartete, jedoch etwas unterkühlt vom Publikum aufgenommene La La Land-Nachfolgewerk von Jung-Regisseur Damien Chazelle, First Man. Wie man mit visuellen Tricks absolute atemraubende Szenen einfangen kann, zeigt der Mann hier einmal mehr.

Gaspar Noe sorgt ebenfalls beständig für ohnmächtige Zuseher im Kinosaal (der Zusammenhang darf breitenwirksam immer mit dem Film in Verbindung gebracht werden), dank wahnsinniger Tanzeinlagen seiner Protagonisten in Climax schlägt das Herz garantiert schneller. In Zeiten von CGI-Orgien, die alle mögliche auf die Leinwand bringen, darf man tatsächlich durchgeführte Stunts der Marke „Blut, Schweiß und Tränen“ viel mehr bewundern als ohnehin schon. Das der (mutmaßlich) Stuntman-lose Megastar Tom Cruise mit seinem neuen Eintrag in der verblüffenden Mission Impossible-Reihe, Mission Impossible 6: Fallout, mal eben einen HALO-Sprung macht, Verkehrsregeln in der Pariser Innenstadt ignoriert und erneut an einem Fluggerät hängt, kann einem schon Respekt abverlangen – wir empfehlen dazu dringend auch, die diversen Making-Of-Videos anzusehen.


Only on Netflix

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Netflix setzt seinen globalen Siegeszug im Einkauf von etablierten Filmschaffenden fort. Egal Oscarpreisträger wie die Coen-Brüder mit ihrem neuen Film The Ballad of Buster Scruggs oder Alfonso Cuaron mit seinem autobiographisch angehauchtem Roma, beide fanden auf Netflix ein künstlerisches Zuhause. Aber auch Alex Garland musste sich mit seiner ambitionierten Sci-Fi Romanverfilmung Annihilation international mit Netflix begnügen, der Weg in die Kinos blieb ihm verwehrt. Duncan Jones hat sich mit Mute ebenfalls wieder der Sci-Fi gewidmet, über die Qualität des Streifens lässt sich streiten, er hat sehenswerte Ideen, aber auch viel banales, trotzdem ist es verwunderlich, dass es manch anderer Mist in die Kinos schafft, während originelle Filmemacher statt auf die klassischen Filmstudios lieber mit Netflix zusammen arbeiten.


Der Mindfuck des Jahres

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Anders als in den Jahren zuvor dürfen wir heuer den Mindfuck des Jahres nicht an die positiv auftretende, konzeptionelle Exzellenz seitens Filmemacher oder Drehbuchautoren verleihen, sondern eher damit das absolute Gegenteil honorieren. Wer auch immer für den haarsträubenden Blödsinn von Jurassic World: Fallen Kingdom letztendlich verantwortlich ist – Hut ab, das würde sich wohl kaum jemand trauen, der seine Zuseher nicht geradezu verarschen will.

Gleiches kann man sich auch von Predator – Upgrade denken: Was auch immer in den Köpfen von Shane Black und Fred Dekker vorging bei der Erstellung des Drehbuchs – eine verständliche, unterhaltsame, mitreißende und sehenswerte Rahmenhandlung war wohl nicht vorgesehen. In diesem Sinne: What’s up, Steven Spielberg? Ready Player One geht zweifellos als schlechtester Film des Blockbuster-Regisseurs in die Geschichte ein. Zurecht, wie wir meinen.


Absolut-nicht-notwendiges Remake

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Prinzipiell lässt sich ja ohnehin über die Sinnhaftigkeit von Remakes bis ins Nirvana diskutieren. Wer könnte einen Steve McQueen in der Hauptrolle ersetzen? Oder einen John Carpenter im Regiestuhl? Der einzige Vorteil, den man in Remakes wie Papillon, Halloween (wobei das streng genommen eine Fortsetzung ist) oder Suspiria sehen kann, ist die Hoffnung, dass dadurch mehr Leute zum Original greifen. Und mal ehrlich, wer hat nicht lieber ein Original vor sich, als eine (billige) Kopie? Wenn man den Kopien der genannten Werke vielleicht noch was abgewinnen kann, ist das schon schwerer bei dem filmischen Autounfall Ocean’s 8. Es ist vielleicht kein übliches, “simples” Remake, aber es ist letztlich doch nicht mehr als Ocean’s Eleven nur mit weniger und feminineren Protagonisten. Und je weniger Worte man über Death Wish verliert, desto besser.


Denkanstoß 2018

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Das This Human World-Filmfestival hat dieses Jahr mit der Dokumentation City of Ghosts eine atemberaubend, aufwühlende Dokumentation ins heimische Kino gebracht, die man schlichtweg gesehen haben muss. Der Kampf von Journalisten gegen die Terrorherrschaft des IS ist eines der wenigen Beispiel eines wirklich wichtigen Films.

Wie die Faust aufs Auge passt angesichts der nicht enden wollenden Flüchtlingskrise in der Mittelmeer-Region natürlich das Drama Styx, in den mit einfachen Mitteln dem Zuseher vor Augen geführt wird, wie Hilflosigkeit auf allen Seiten zur humanitären Katastrophe ausarten kann. Einen Denkanstoß gänzlich anderer Art gibt Lars von Trier, der sich in The House that Jack built direkter an das Kinopublikum wendet als jemals zuvor – und dieses dabei auch ganz kräftig verarscht. Das lesen wir zumindest aus dem sehr polarisierenden Werk heraus.


Cliffhanger des Jahres

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Da muss man eigentlich nicht mehr allzu viel hinzufügen, oder? Avengers: Infinity War. Punkt. Man man ja noch so sehr von Comicverfilmungen genervt oder gelangweilt sein, aber eines muss man dem Regisseursduo Russo zugestehen: Dieser Cliffhanger hat gerade bei einem Film dieser Größenordnung (also Breitenwirkung) seine Wirkung nicht verfehlt und Vorfreude auf die Auflösung bzw. Weiterführung der Handlung schon in den Sekunden nach Filmende hergestellt.


Ambitionierte Idee, gescheiterte Umsetzung

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Eine Welt, die sich wegen Ressourcenmangels schrumpfen lässt? Das könnte aus der Feder eines J.G. Ballard, Philip K. Dick oder Kurt Vonnegut stammen und klingt mehr als vielversprechend. Die erste Hälfte von Downsizing gestaltet sich auch durchwegs positiv, doch im Verlauf des Films wird Handlung, Figurenentwicklung, Humor und Spannung immer – nun ja, kleiner. Bis der Film nur mehr sehr wenig zu bieten hat.

Ähnlich auch beim Regiedebüt des großartigen Drehbuchautors Aaron Sorkin. Molly’s Game ist zwar originell erzählt, doch von der Inszenierung zu konventionell und verworren. Weitaus geradliniger ist da schon Wind River von Drehbuchautor Taylor Sheridan. Das Problem nur, der Film ist so geradlinig, dass er schon wieder vorhersehbar und daher langweilig ist. Bei The Shape of Water kann man sich wiederum nur fragen: “Warum sind diese flachen und ihrer Fantasie auch recht fantasielosen Del-Toro-Streifen wie Shape of Water eigentlich so beliebt? Bester Film?! Lady Bird lässt sich am besten als 08/15 Coming-of-Age-Drama bezeichnen. Überraschungsarm und humorbefreit.

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Autor

Marco Rauch

Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.


 

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