Jahrescharts der Redaktion 2014: Games – Teil 1!

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Bla-Bla-Bla: Das “beste” Spiel des Jahres, die beste Grafik, bestes Gameplay – wie öde. pressplay macht das bekanntlich anders, auch in diesem Jahr mal wieder. Behold: Die Games-Jahrescharts, bemüht anti-traditionell.

Stranger in a strange Land Award

Mit Dark Souls II haben die japanischen Entwickler von From Software mal wieder wieder ihren Ruf verteidigt und nicht nur eine hervorragende Fortsetzung ihrer berühmt-berüchtigten Action-RPG-Reihe für wagemutige Gamepad-Zerstörer produziert, sondern auch erneut eine fantastische Welt geschaffen, in der es sich lohnt, Stunden über Stunden an Erforschung hinein zu investieren. Von düsteren Katakomben über nebelige Wälder bis hin zu malerischen Schlossanlagen scheint die Welt von Dark Souls eine ganz eigene, unbeschreiblich reizvolle Atmosphäre zu versprühen, die so schnell kein anderer Titel nachzuahmen vermag.

Mal eine gelungene Lizenzumsetzung

Eine Rubrik, die wohl noch vor einige Jahren nicht mehr als ein Schmunzeln dank erbärmlicher Vertreter hervorgerufen hätte, oder? Nun, jetzt dürfte aber gleich mal jeder South Park-Fan eines besseren belehrt worden sein, denn The Stick of Truth stellt keine jener halblustigen Versoftungsversuche in unpassenden Genres darf, sondern ein absolut ausgereiftes und sehr unterhaltsames Rollenspiel, das dank der Involvierung der South Park-Macher auch genau den bissig-satirischen sowie gleichermaßen pseudo-unschuldigen Ton der Serie mit sich bringt. Vergleichbares Staunen über die exzellente Umsetzung einer liebgewordenen Vorlage war auch schon mit dem Beginn von Alien Isolation angebracht: Von der atemberaubenden Soundkulisse, der Retro-Menüführung bis hin zur wirkungsvollen Inszenierung der spannungsgeladenen Sequenzen mit dem Xenomorph war wohl in jeder Minute der Einfluss des Franchise sicht- und spürbar.

Exklusivtitel des Jahres

Wenn Nintendo eines kann, dann die Öffentlichkeit immer wieder überraschen. Kaum war man noch der Meinung, das der japanische Konzern seine sich schlecht verkaufenden Heimkonsole, die Wii U, endgültig über Bord wirft und sich auf neues konzentriert, verblüfft er mit interessanten Entscheidungen. So war eine Fortsetzung zum herausragenden Actionkracher Bayonetta seitens der Entwickler Platinum Games eine eher unwahrscheinliche Angelegenheit, hätte sich Nintendo nicht eingebracht. Daher: Bayonetta 2, ein Exklusivtitel für die Wii U. Eine Win-Win-Win Situation für Spieler, Entwickler und Publisher.

Aufreger des Jahres

Wenn der Floskel zufolge ein Bild mehr als tausend Wort sagt, so möchte man nicht an die Ausdrücke denken, die dieser Alptraum eines Screenshots von Assassin’s Creed Unity hervorruft. Auch bis zum heutigen Tag ist die Kontroverse rund um die Ubisoft-Franchise-Melkkuh nicht beigelegt, als ein bedauerliches Exempel für schludrige Arbeitsweisen oder auch überhastete Veröffentlichungen wird der Titel in die Annalen der Videospielgeschichte eingehen, kein Zweifel. Was sonst noch so in diesem Jahr die Gamer-Community (und nicht nur diese) aufgeregt hat war sicherlich auch die Kontroverse um Nintendos Statement zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften in der Simulation Tomodachi Life: Ein Missverständnis einerseits, ein tiefer Einblick in die Firmenpolitik andererseits. Dahingehend wollen wir erst gar nicht wieder mit Assassin’s Creed Unity, weiblichen Attentätern im Koop-Modus und den “Schwierigkeiten” in Sachen Programmierung beginnen…einfach nur absurd im Jahr 2014.

Ungerechtfertigster Hype

Ja, auch die pressplay-Gamesredaktion war ziemlich begeistert nach der ersten Präsentation der großartigen Gameplay-Sequenzen von Watchdogs: Ein neuer Open-World-Ansatz, der genauso frisch wie interessant aussah, ohne dabei an Möglichkeiten überladen zu wirken, optisch eine Wucht sondergleichen. Das Endprodukt war dann doch nicht so besonders überragend wie angenommen, ein Zusammenwürfeln von andernorts herangetragenen Gameplay-Elementen mit kaum als solchen zu erkennenden eigenen Ideen ernüchterte sicherlich einige Spieler. Fast genau das selbste Programm lässt sich bei Bungies Mega-Projekt Destiny beobachten: Auch hier findet sich nichts wirklich weltbewegendes, auch hier wurde mit unglaublichen Erwartungsdruck gearbeitete und auch hier waren Produktions- bzw. Marketingbudgets unglaublich. Unverdiente Aufmerksamkeit meinen wir, die unfassbaren Verkaufszahlen sprechen jedoch gegen aus.

Serie, die eingestellt werden muss

Nicht falsch verstehen: Auch wenn uns der neue Teil von Borderlands, überaus passen betitelt als Pre-Sequel übrigens, nicht wirklich enttäuschen konnte, so war doch klar ersichtlich, das sich langsam aber sicher das Ideenfeuerwerk dem Ende zuneigt. Ja, die wortwörtlich zu nehmende Mondphysik war eine reizvolle Neuerung, aber der Rest war genau das, was eine standardisierte Fortsetzung immer aufzubieten hat, nicht mehr. Ähnlich verlief die Erfahrung mit Little Big Planet 3: Auch hier war der Entwicklerwechsel dank Beibehaltung der erfolgversprechenden Formel der Serie kaum spürbar, aber außer einigen “Extras” einfach nichts Neues, nichts wirklich Relevantes und kein Grund vorhanden, sich den Titel zuzulegen – vor allem angesichts der Tatsache, das am Vorgänger eh nichts auszusetzen ist. Schade eigentlich, aber langsam kann man durchaus entweder wagemutigen Konzepten oder gänzlich neuen IPs Platz machen.

Beziehungskiller Award

Stunden, Tage, Wochen, Monate: Dark Souls II. Jeder, der den Titel in Händen gehalten hat, verfällt ihm bedingungslos, Zeit wird dabei ebenso schnell vernichtet wie der unvorbereitete Spieler selbst. Keine Gnade, keine Rücksicht. Man möchte rückblickend nicht in der Haut seines Partners stecken und das ständige Fluchen, den kalten Angstschweiß sowie die Controller-Würfe in Richtung TV ertragen müssen. Und das schlimmste für beide Parteien: Die Erklärungsversuche, warum man sich das wirklich antut. 

Schmuckstück Award

Klar kann man bei diversen Fantasy-Epen oder Egoshootern auf seinem High-End-Rechner (sofern vorhanden) den optischen Output in gänzlich unfassbare Sphären schrauben, um den Titeln wirklich das letzte an Grafikpracht abzuringen. Doch zu guter Letzt kommt halt immer das gleich raus: Ja, ganz tolle Lichtbrechung bei den Wassertropfen, die sich auf einem physikalisch korrekt verhaltenden, sanft im Wind wehenden Blatt gesammelt haben. Wo sind dann nochmal die niederzumähenden Feinde, welche jene Details in der Hektik des Gefechts gänzlich belanglos machen? Eben deswegen nennen wir die Schmuckstücke des Jahres nicht Destiny, Dragon Age oder CoD, sondern Valiant Hearts: The Great War und The Banner Saga. Nicht die Opulenz jedes einzelnen Details steht hier im Vordergrund, sondern das Gesamtkunstwerk, dass sich aus emotionalem Storytelling, perfekt dazu abgestimmter Optik sowie einer harmonischen Soundkulisse zusammensetzt. Aber weil wir nicht so sein wollen und dennoch einen großen Titel, der den Award verdient, erwähnen sollten, um erhitzte Gemüter zu beruhigen: Middle-earth: Shadow of Mordor war – zumindest auf den “neuen” Konsolen, eine absolute Wucht.

Heimspiel

Ein 2D-Puzzle-Plattformer mit einem Lichteffekt, der verborgene Welten rund um den Protagonisten aufdeckt? Gab es das nicht schon mit Giana Sisters: Twisted Dreams? Nicht ganz, den Schein, das Debüt der Wiener Entwicklerstätte Zeppelin Studios, lässt mit einer düster gehaltenen Hintergrundgeschichte rund um die Suche eines Vaters nach seinem Sohn eher Verweise auf die hoffnungslos-faszinierende Welt von Limbo zu. Herausforderndes Gameplay, das jedoch niemals unfair oder sonderlich frustrierend wirkt, trifft hier auf eine sichtbare Liebe zu jedem noch so kleinen optischen Detail: Hätte man noch etwas Zeit für die Suche einiger engagierterer Synchronsprecher und Skriptdoktoren aufgewendet, so wäre dem Titel sicherlich auch international noch mehr Erfolg vergönnt gewesen. Aber trotzdem: Hut ab, wir freuen uns auf nachfolgende Werke!

Verdammt kurzes Vergnügen

Bei Metal Gear Solid V: Ground Zeroes überwiegt wohl vor allem ein Gedanke: “Was, das wars schon?” Weniger ein eigenständiges Spiel als ein Vorgeschmack auf Metal Gear Solid V: The Phantom Pain, welches wohl 2015 erscheinen dürfte, liefert diese Infiltrationmission zwar nette Änderungen am bewährten MGS-Gameplay, so ganz vermag man jedoch nicht den Preis für diese überteuerte Demo zahlen zu wollen. Ruck-Zuck Haupt- und Nebenmissionen in 1-3 Stunden je nach persönlicher Vorliebe durchgespielt, kann man nicht anders, als Hideo Kojima (mal wieder) ungläubig einige Flüche zuzuschreien – und ihm diesen Lapsus wie fast jeden anderen auch erneut zu verzeihen. War ja dennoch ganz nett, vor allen in Sachen Präsentation.

Der zweite Teil der Jahrescharts der Gamesredaktion erscheint am 29.12.2014!