Veröffentlicht am 27. Dezember 2013 | von Christoph Stachowetz
0Jahrescharts der Redaktion 2013: Games – Teil 2!
Auf den ersten Teil folgt – richtig geraten – der zweite Teil unserer Games-Jahrescharts. In Sachen Kreativität haben wir uns auch hier wieder Mühe gegeben!
Gesehen und Vergessen Award
Das waren noch Zeiten, als die God of War-Serie durch ihre unglaublichen Sets mit noch unglaublicheren Designs verblüffen konnten, von Beginn an. Bei God of War: Ascension handelt es sich um einen recht seelenlosen Eintrag, der sich durch nichts besonderes auszeichnet: Keine Weiterentwicklung des Hauptcharakters (zur Abwechslung), keine wirklich umwerfenden Gameplay-Ideen (zur Abwechslung!) und auch keine Level, die tatsächlich im Gedächtnis bleiben – oder kann sich irgendwer an einen Abschnitt erinnern, der auch nur einen Hauch von Chance gegen jeden aller anderen GoW-Teile in Sachen Ideenreichtum hätte? Ebenfalls schnell gespielt und vergessen war/ist Knack auf der PS4, das noch dazu vom System-Architekten selbst stammt – und eigentlich ja dadurch zumindest ein nettes Schauobjekt für die neue Konsole sein hätte können.
Beste Atmosphäre des Jahres
Das Atmosphäre bei (manchen, nicht allen) Videospiele besonders wichtig ist, kann ja allein aufgrund der Spielzeit – die manchmal sogar dreistellig ist – angenommen werden. Aber wirklich überzeugen können nur wenige Games dahingehend – so sind Werke wie Metro: Last Light dann umso eindrucksvoller, wenn sie wirklich Stimmung verbreiten können. Basierend auf einem Bestseller-Roman hat Metro ja schon einen kleinen Bonus inne; die bedrückende Darstellung der Spiel-Umgebung in Moskaus U-Bahn-System (nach einem Atomkrieg) und darüber kann aber auch Shooter-Gegner überzeugen. Und was soll man eigentlich noch zur Atmosphäre vom ebenfalls nach einer Apokalypse spielenden The Last of Us sagen bzw. schreiben? Glaubwürdig handelnde Charaktere, das unmittelbare Gefühl ständiger Bedrohung und eine unglaubliche Anzahl herausragender Momente (Unsere Favoriten: Das Zusammentreffen mit David und mit den entlaufenen Zoo-Bewohnern!) machen dieses Spiel einfach einzigartig.
Es geht auch ohne Gewalt Award
Attacken, Monster, Freitage: Schon im Titel steckt eigentlich alles, was sich ein Gamer von einem neuen Release nur wünschen kann. Doch tatsächlich steht hinter Attack of the Friday Monsters nichts anderes, als durch die Nachbarschaft eines verschlafenen Ortes zu streifen und sich vorzustellen, wieder in der Kindheit zurück zu sein. Ein Spiel das völlig ohne Gewalt, Gegner oder Spezialeffekte auskommt, zeigt vor, wie man auch ohne diese Elemente ein unterhaltsames Spielvergnügen aufbereiten kann.
Unnötigstes Lizenz-Spiel des Jahres
Bei der Masse an Awards, die Telltale Games mit dem Adventure zu The Walking Dead letztes Jahr gewinnen konnte, müsste es den Entwicklern bei Terminal Reality schon gedämmert haben: Das kann nicht gut enden. Selbst ohne den Vergleich zu dem Adventure 2012 wirkt The Walking Dead: Survival Instinct lieblos und ist eines der typischen Lizenzprodukte, die lange Zeit zum Alltag in der Branche zählten. Wie gut, dass soeben Telltales zweite Staffel startet und vorzeigt, wie man mit einer Vorlage umgeht.
Beziehungskiller des Jahres
Stunden, Tage, Wochen, Äonen: GTA V nimmt kein Ende. Auch wenn der Single-Player nach einer langen, sehr sehr langen Zeit (wenn man gründlich ist, natürlich) ein Ende nimmt und die letzte noch so Unsinnige aller möglichen Nebenmissionen erfüllt wurde, so haben die wahnwitzigen Entwickler gleich noch einen potentiell unendlichen Online-Modus hinzugefügt. Danke, sowas wie eine anders gestaltete Freizeit wollten wir eh nicht haben!
Virtual Boy Award
Traditionell zieht Nintendo alle paar Jahre eine wirklich dumme Idee aus dem Ärmel. Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Scherz: Nintendo bringt einen neuen 3DS, den 2DS, heraus – Mit verbessertem 2D-Effekt, denn der 3D-Effekt wurde kurzerhand entfernt. Und das ausgerechnet in dem Jahr, in dem der 3DS in der Release-Landschaft einen Siegeszug antritt den man so schon lange nicht mehr gesehen hat. Immerhin findet man damit einen neuen Ansatz: Die Anti-Innovation. Nächstes Jahr: Die Wiimote kommt ganz neu ohne Knöpfe in die Läden.
Crazy-Nippon Award
Wahnsinn wie dieser kann ja nur aus Japan kommen. Eigentlich muss man Japan World Cup 3 nicht gespielt haben um die Existenz dieses Titels wertzuschätzen, er ist auch gar nicht so leicht anzuschaffen. In der Zukunft könnte dieses Spiel locker den Voight-Kampff Test ersetzen um zu ermitteln wer als getarnter Robotor die Menschheit infiltriert, denn wer sich hier das Lachen verkneifen kann hat mit Sicherheit keine Seele.
Ernsthaft? What the Fuck? Award
Das Jahr 2013 hatte einiges in Sachen “WTF - What the fuck?” zu bieten. Vieles war schon auf den ersten Blick mehr als eigenartig, besonders die diversen Ankündigungen von Microsoft in Richtung Xbox One – etwa der Kopierschutz mit zwanghafter Online-Anbindung, der nach einem brutalen Aufschrei seitens Gamer wieder fallen gelassen wurde. Einiges wurde erst im Nachhinein ersichtlich, etwa der fehlende Mediensupport auf Sonys Playstation 4 (keine MP3s, kein Streaming auf die Konsole – momentan). Und auch bei diversen Spielen konnte man nur manchmal nur Kopfschütteln, besonders heftig unter anderem bei der Ankündigung der aufregenden neuen Einbindung eines Hundes (!) im neuen Call of Duty: Ghosts. Die Pointe dabei: In gerade mal drei Mission ist man (kurz) mit dem Köter unterwegs.
Altbekannt-aber-frisch-serviert Award
Nintendo kommt ja langsam in den Ruf etwas einfallslos Erfolgskonzepte neu aufzurollen. Ein Verdacht der natürlich auch zum Sequel des SNES Titels A Link to the Past, der auf dem 3DS erschienen ist, nahe liegt. Doch weit gefehlt, denn die Entwickler haben bei The Legend of Zelda: A Link between Worlds ihre Aufgaben gemacht. Viele Probleme an denen das Zelda-Konzept seit längerem laboriert sind aus der Welt geschafft, die Fangemeinde begeistert. Vergessen sind die Tage in denen man mit dem Stylus frustriert auf dem Handheld-Display herumklickt und sich über ungenaue Kontrollen ärgert. Es entstand ein hervorragendes Beispiel dafür dass man Nintendo doch nicht zum alten Eisen zählen darf.
The Legend of Zelda Award
Die wichtigste Zutat in einem herausragenden Zelda? einfach nur die grüne Mütze. Und so ist das beste Zelda in diesem Jahr eigentlich das Abenteuer des Mario-Bruders Luigi, der in Luigis Mansion 2 einen Dungeon nach dem anderen wie Link zu seinen besten Zeiten durchstöbert. Beeindruckende 3D-Effekte, und vor allem unglaublich charmante Animationen machen aus dem Titel den besten Release den der 3DS bisher gesehen hat.
Beste Gameplay-Idee
Nein, hier geht es nicht um kleine Banalitäten wie etwa neue Kostüme in der X-ten Variante eines Super Mario-Ablegers, sondern um wirklich nachhaltige Ideen, die uns (besonders positiv) in Erinnerung geblieben sind. In Sachen Erinnerung passt dann auch gleich deren Manipulation beim Action-Adventure Remember Me dazu: Hier durfte man, ähnlich wie beim Videoschnitt, ein spezifisches Erlebnis in der Gedankenwelt eines Übeltäters immer und immer wieder abändern, um ein gewünschtes Ereignis zu rekonstruieren – schwer zu erklären, kam nur kurz zum Einsatz, gefiel uns aber dennoch sehr gut. Auch sehr interessant war der fliegende Charakterwechsel (fast immer und überall) in Grand Theft Auto V, der vor allem beim “Umschalten” zu Everybodys Darling Trevor dank dessen Unvorhersehbarkeit zum schmunzeln einlud – wie oft wacht man schon orientierungslos nur in weißen Feinripp in der Wüste auf? Ein auch physisch grandioses Erlebnis stellt zudem noch das Steuerungsmodell von Brothers: A Tale of Two Sons dar: Single-Player-Koop mit beiden analogen Sticks? Muss man gespielt haben, ernsthaft.
3DS-Streetpass Award
Streetpass ist ein neuartiges und unterhaltsames Feature, jedoch hat kein Spiel es bisher besser umgesetzt als Fire Emblem Awakening. In einem X-COM-artigen Taktik-Spiel verbringt man ja dutzende Stunden damit, eine perfekte Party heranzuzüchten – ein Unterfangen das nicht selten in Lethargie endet anstatt wirklich befriedigend zu sein. Wenn es jedoch möglich wird, diese Party an zufällige Passanten auf der Straße zu schicken, die sie dann selbst herausfordern können – und das auch noch die einzige Möglichkeit ist, ohne gekauften DLC seine Charaktere zu trainieren, dann wird daraus ein System, das über viele Monate und vielleicht sogar Jahre unterhaltsam bleibt. Vorbildlich.
Tags:Jahrescharts
Über den Autor
Christoph Stachowetz Aufgabenbereich selbst definiert als: Chief of Operations. Findet “Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne Interesse” (Browne) interessant.