Veröffentlicht am 24. Dezember 2013 | von Christoph Stachowetz
0Jahrescharts der Redaktion 2013: Games – Teil 1!
Auch die pressplay-Gamesredaktion hat einen besonders umfangreichen Rückblick auf 2013. Logisch, war ja auch wirklich viel los in diesem Jahr.
Ungerechtfertigster Hype des Jahres
Was wurde nicht alles im Vorfeld zu Bioshock Infinite gemunkelt: Wie soll der hohe Standard des ersten Teils fortgesetzt werden? Wie kann das Gameplay in einer unzusammenhängenden Wolkenstadt funktionieren? Und wie sieht’s mit der Handlung aus? Nun, Infinite hat zwar in einigen Belangen außerordentlich gut funktioniert, im Großen und Ganzen darf aber die Behauptung aufgestellt werden, das hier viel Hype um Nichts gemacht wurde – vor allem hinsichtlich der Story. Ähnliches kann man zu Beyond: Two Souls sagen. Sicher: Die Einbindung von Schauspielern der Marke Ellen Page und Willem Dafoe in dieser Quick-Time-Mechanik-Zurschaustellung spricht zwar selbst schon Bände, aber angesichts der eigenen Lobpreisungen seitens Game-Designer/Guru/Meister der Übertreibung David Cage konnte man ja fast sicher sein, das hier keine versprochene Revolution stattfindet.
Plattformer des Jahres
Ein Release, der völlig überraschend am Anfang des Jahres Begeisterungsstürme ausgelöst hat: So liebevoll inszenierte Abenteuer findet man selbst im Indie-Bereich selten. Allein schon an den dutzenden Spielereferenzen, die sich an allen Wänden in Form von Graffiti oder Postern wiederfinden, kann sich der aufmerksame Spieler für Stunden laben. Gepaart mit perfekt getuntem Gameplay und einem famosen Soundtrack wird Guacamelee! so mühelos zur Plattformer-Referenz des Jahres 2013.
Langweiligste Mission des Jahres
Jaja, Grand Theft Auto und seine Nebenmissionen: Grundsätzlich im Sandbox-Gameplay der Serie fix verankert, seit Teil vier überaus verpöhnt (dieser verdammte Cousin) und nun auch im neuen Ableger der Serie zu finden. In GTA V darf man (endlich?) die Unterwasserwelt erkunden, so langweilig diese auch gestaltet sein mag. In einer besonders perfiden, aber gut bezahlten Side-Quest darf man sich in die Fluten mit einer “Yellow Submarine” stürzen (Zurückhaltung war ja nie ein Merkmal von Entwickler Rockstar) und laaaaaangsam rund um die gesamte Insel verteilte Fässer mit radioaktivem Abfall aufsammeln. Dauert ewig und ist so unglaublich langweilig – warum kann man keine Musik im U-Boot hören? Oder Haie torpedieren?
Bestes Leveldesign
Das Jahr fing ja gut an, mit Devil may Cry kam ein Action-Titel auf den Markt, der vor allem durch exzellentes Level-Design in Erinnerung bleibt. Da bewegen sich die dämonischen Level-Strukturen völlig dynamisch im Raum, verzerren sich, drehen sich umher, sodass man kaum noch weiß, wo oben und unten ist. “Wenn das ein Trend ist kann ich kaum noch erwarten, was das Jahr dann noch zu bieten hat” dachte man sich bereits so früh, aber falsch gedacht: Die wirklich einfallsreichen Levels von DmC blieben bis zum Schluss unübertroffen und sind damit ein absolutes Highlight gewesen. Ebenfalls grandios, einfallsreich und überaus unterhaltsam: Die Musiklevel in Rayman: Legends, die man einfach selbst erlebt haben muss – oder sich mit diesem Video hier auf den Geschmack bringt. Einfach fantastisch.
Fleißige Bienchen Award
Kein Studio hat in diesem Jahr so viel geleistet wie Valve. Eine Spielankündigung nach der anderen hielt die Spielergemeinde bei Atem, man möchte fast Mitleid mit den überarbeiteten Mitarbeitern des renomierten Studios haben. Um alle Releases aus dem Jahr 2013 aufzulisten und auch noch die unzähligen Titel, die für die Zukunft angekündigt sind, zu erwähnen, fehlt hier aber schlicht und einfach der Platz.
Sandbox des Jahres
GTA V hätte den Preis dank seiner Größe, Abwechslung und Optik sicherlich eher verdient, oder? Ein Satz, der nur von jemand kommen kann, der Saints Row IV nicht gespielt hat, denn was in dieser Sandbox abgeht, macht vor allem eines: Spaß. Ist man in Rockstars Welt zu Fuß unterwegs, so stellt sich nur eine Frage: Hab ich einen Raketenwerfer dabei? (Alternativ: Wo ist der nächste Sportwagen?). In Volitions Sandbox läuft man einfach mal los, stößt dank Superkräfte den Verkehr auf der Straße beiseite, springt dann über einige Stadteile und stoppt die verrückte Alieninvasion in der virtuellen Welt, in der die Handlung eigentlich spielt (mittels The Penetrator – wir empfehlen eine Google-Suche dahingehend). Suck on this, GTA!
M.C. Escher-Mindfuck des Jahres
Bei all den unendlichen Möglichkeiten ist es eigentlich erschreckend, wie sehr die Industrie darauf fokussiert ist, immer wieder die Wirklichkeit exakt nachzubilden. Insofern war der Release von Antichamber in diesem Jahr ein erfrischendes Highlight, denn auf die Realität pfeift sich der Entwickler eins und baut ein Spiel, in dem sämtliche Regeln, die wir aus der Wirklichkeit gelernt haben, ungültig sind. Vom Bruch mit dem euklidischen Raum zu zahlreichen unmöglichen Illusionen, kein anderes Spiel weiß in diesem Jahr den Verstand so zu beanspruchen wie Antichamber. Weniger anspruchsvoll, aber dennoch unterhaltsam – weil einfach anders – ist natürlich The Stanley Parable, das nicht nur Konventionen auf den Kopf stellt, sondern dem Spieler auch sein Handeln so vor Augen führt, das ein angestrengtes Kopfkratzen dank verstärkter Hirnaktivität sicherlich das eine oder andere Mal vorkommt.
Download-Schmankerl des Jahres
Schon beim ersten Trailer war klar, dass Brothers: A Tale of two Sons ein besonderer Titel wird. Wer allerdings dahinter solide Koop-Action erwartet hat wurde schnell überrascht: Der zweite Spieler ist nämlich die zweite Hand und man steuert zwei Figuren gleichzeitig (!). Das Spiel führt diese neuartige Idee ein und schafft es auf virtuose Weise, sie bis zum Schluss interessant und vor allem unterhaltsam zu gestalten. Und da sei das vermutlich mitreißenste Ende des Jahres sogar nur eine Randerwähnung. Keine wirkliche Randerwähnung, sondern vielmehr ein erhobener Zeigefinger und Empfehlung ist sicherlich auch Call of Juarez: Gunslinger. Obwohl es sich um einen Shooter handelt, der noch dazu Call of Juarez im Titel trägt, vermag neben der ungewöhnliche Art des Story-Tellings auch das Arcade-mäßige Gameplay in jeder Hinsicht begeistern – und auch überraschen!
Schnauf-und-Keuch Award
Das Tomb Raider konnte zumindest Kritiker weltweit (uns eingeschlossen) überzeugen, bei den Spielern konnte das Reboot rund um die Wandlung Lara Crofts zur gut gebauten Action-Ikone angesichts magerer Verkaufszahlen weniger Begeisterung hervorrufen. Das könnte man vor allem dahingehend verstehen, weil Tomb Raider über lange Strecken hinweg eine Mischung aus Folter-Porno und Asthma-Spray-Werbung darstellte: Keine Stufe erklommen ohne lautes Schnaufen, kein Hügelchen raufgeklettert ohne lautem Ächtzen und nach Luft schnappen. Nervig. Etwas nachvollziehbarer war die Geräuschkulisse dann schon in Metro: Last Light, denn mit einer Atemschutzmaske auf einer durch einen Atomkrieg verödeten Oberfläche auf diverse Ausgeburten findiger Game-Designer Jagd zu machen, ist doch anstrengender, als man glaubt (vermuten wir halt).
Ab-in-die-Mülltonne Award
Manchmal ist ein Titel so trashig dass es schon wieder komisch wird. Nicht so im Fall von Dark. Dark ist schlecht. Und zwar so schlecht, dass es einfach nur schlecht bleibt. Vom furchtbaren Skript, zum öden Gameplay, zu keinem Zeitpunkt wird einem klar wie da jemand gedacht haben kann dass es eine gute Idee ist es umzusetzen. Kleiner Weihnachtstipp: Ein hervorragendes Geschenk für jemandem, dem man auf perfide Art sagen will, dass man ihn hasst.
Online-Knebelung des Jahres
Es hätte schon jetzt das Comeback des Jahrzehnts für alle ambitionierten Städteplaner werden können: EAs SimCity kehrte dieses Jahr auf die Bildschirme vieler PCs zurück – und hat damit erfolgreich das komplette Erbe einer der erfolgreichsten Franchises aller Zeiten zerstört. Alles sollte online berechnet werden, um eine realistischste Stadt-Simulation zu ermöglichen – wer hätte ahnen können, dass diese Idee schief gehen könnte? Nicht nur, dass sich die Online-Berechnung bald als Schwindel herausstellte, war SimCity die ersten Wochen unspielbar und verärgerte selbst die größten Fans. Schade!
Bad Boy des Jahres
Die alte Batman-Problematik: Ein Held definiert sich hauptsächlich durch seine Gegenspieler – je interessanter diese sind, desto interessanter ist auch der Protagonist. Das dies auch für alle anderen Medienarten seine Gültigkeit hat, sei dahingestellt. Da Videospiele ab- und an auch famose Handlungen aus dem Ärmel schütteln, ist natürlich klar, doch selten hat (nicht nur in diesem Jahr) ein Werk so Furore gemacht wie The Last of Us. Was uns besonders im Gedächtnis geblieben ist: David, der undurchschaubare und scheinbar hilfsbereite Überlebende, dessen Zusammentreffen mit Ellie wohl neue Maßstäbe in Sachen Psychopathen in Videospielen gesetzt hat. Besonders verblüffend: Der Charakter wird im Original von Nolan North (u.a. Desmond Miles in der Assassin’s Creed- und Nathan Drake in der Uncharted-Reihe) gesprochen!
Hmmmm, Vitamine! Award
Man kann viel darüber diskutieren ob Pikmin 3 einfach ein fantastisches Taktik-Spiel ist, oder die zauberhafte Präsentation den Reiz der Serie ausmacht. Klar ist allerdings, dass niemand sich in diesem Jahr so viel Mühe bei der Modellierung von Obst gemacht hat wie Nintendo. Im ersten wirklichen HD-Titel werden alle Register der Kunst gezogen um frische Trauben von innen leuchten oder aufgeschnittene Kiwis saftig glänzen zu lassen. Wer da beim Spielen von Pikmin 3 nicht zum Smoothie greift.
Der zweite Teil der Jahrescharts der Gamesredaktion erscheint am 27.12.2013!
Tags:Jahrescharts
Über den Autor
Christoph Stachowetz Aufgabenbereich selbst definiert als: Chief of Operations. Findet “Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne Interesse” (Browne) interessant.