Jahre später: Ist gefühlvolle BDSM-Fotografie möglich?

Über das Bigotte in unsere Gesellschaft habe ich mich schon häufig beklagt. Jammern hilft nicht, ich leben mitten drin. Da ich gerade einen Kunstschub durchlebe, wollte ich eines meiner bekanntesten Bilder auch in Oxyprint ausarbeiten … und habe es getan. Mein Ziel war, damit einen Platz in der Spürsinn-Galerie zu ergattern. Also rein in die Dunkelkammer, fein oxyprinten und danach der Kuratorin vorlegen. Ein guter Plan und eine nahezu perfekte Umsetzung. Es kam jedoch anders, als ich es mir gedacht hatte. Plötzlich kam, wie der Springteufel aus der Pappschachtel, die Bigotterie der Gesellschaft, im Mäntelchen des Zeitgeistes, um die Ecke und zerstörte meinen schönen Plan. Kurzform: Gefühlvolle BDSM-Fotografie ist nicht möglich.

Im Juni 2007 veröffentlichte ich hier auf meinem Blog ein Bild, zusammen mit einem kurzen Text. Ist gefühlvolle BDSM-Fotografie möglich? Das war die Überschrift. Mittlerweile haben 26.758 Menschen das Bild angesehen (Stand heute) und in all den Jahren bekam ich viele E-Mails dazu. Meckerer gibt es immer, daran habe ich mich gewöhnt, aber die Mehrzahl war voller Bewunderung und Begeisterung. Genau 5 Jahre und wenige Tage später habe ich das gleiche Negativ noch einmal als Qxyprint ausgearbeitet. Schweinestolz legte ich die Bilder Anne Dickel vor, die als Kuratorin der Spürsinn-Galerie die Herrschaft über Wohl und Wehe hat. Und siehe da, das Bild wurde abgelehnt. Nicht die Frage, ob das Ganze Kunst ist gab den Ausschlag, sondern die Darstellung im Bild selbst.

Jahre später: Ist gefühlvolle BDSM-Fotografie möglich?

Das Bild wäre grenzwertig, so die Begründung, weil es zur Diskriminierung der Frau beitrage. Da halfen auch alle meine Erklärungen nichts. Das Bild wird keinen Platz in der KaufKunst-Ecke finden. Definitives Urteil, keine Revision möglich. Einerseits bin ich sehr froh, dass Anne mit klaren und eindeutigen Entscheidungen das Galerie-Thema lenkt und leitet. Andererseits macht mich das als Künstler traurig. Länger haben wir dann noch darüber diskutiert, sozusagen außerhalb der Kleiderordnung. Einige interessante Aspekte habe ich dabei aufgenommen. 2007 hat das Bild noch in die Gesellschaft gepasst, heute nicht mehr. Was ist geschehen?

Die heutige Gesellschaft … wir schreiben das Jahr 2012 … nimmt Anstoß an gewissen Darstellungen. BDSM passt nicht mehr in das harmoniesüchtige Gesamtbild, in dem Erotik einem geschönten Ideal folgt, das keine Ecken und Kanten aufweist. Kunst sollte eigentlich von diesen Strömungen befreit sein, aber sie ist es definitiv nicht. Die Freiheit des Künstlers bleibt gewahrt, was er jedoch öffentlich ausstellt, muss in den Zeitgeist und zum Gesellschaftsempfinden passen. Persönliche Statements sind gefragt, aber bitte sehr schön gesellschaftskonform. BDSM war schon immer ein Randbereich der Gesellschaft, der eher im Verborgenen gepflegt wurde. Mittlerweile ist dieser Randbereich noch kleiner geworden, noch weiter an den Rand gerückt. Er passt nicht mehr in die allumfassende Harmoniesucht der breiten Öffentlichkeit. Darstellungen dessen sind, was das Wort „grenzwertig“ im ursprünglichen Sinn ausdrückt … hart an der Grenze. Dabei ist es egal, ob es sich um eine harte, ungeschminkte Darstellung oder um ein gefühlvolles Bild handelt. Anne, ich bin Dir sehr dankbar, dass Du mir das alles erklärt hat. Auch wenn ich nicht mit allen Punkten einverstanden bin, muss ich es akzeptieren, weil nicht die Kuratorin, sondern die Gesellschaft durch die Kuratorin spricht. Andererseits finde ich die Oxyprint-Ausarbeitung noch wesentlich gefühlvoller, als das ursprüngliche Bild. Und wenn nicht über die Galerie verkauft werden kann, dann mache ich das hier auf meinen Blog.

Im Format 18×18 cm, auf Bütten-Fotopapier, mit Goldbad und Selentonung veredelt und so für die nächsten Jahrzehnte archivfest gemacht, verkaufe ich diese gefühlvolle BDSM-Fotografie. Es stehen 6 Versionen zu Verfügung, alles Unikate, weil jeder Oxyprint anders ist. Signatur und liebe Worte von mir gibt es inklusive. Anfragen und Kaufangebote gebt mir bitte per E-Mail, ich melde mich dann. Jetzt bin ich gespannt, ob die gefühlvolle BDSM-Fotografie wirklich nicht mehr in die moderne Gesellschaft passt und von der Gesellschaft zum Ladenhüter degradiert wurde.

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