Jäger und Sammler im Kaukasus - Ganz unterschiedliche Völker 22.000 und 9.000 v. Ztr.

Das weltgeschichtlich einflußreiche Volk, das nördlich und südlich des Kaukasus zum Ackerbau überging, stammte nicht aus dem Kaukasus

Am Ende der Eiszeit unterschieden sich die Jäger-Sammler-Völker Nordeuropas genetisch so stark von den Jäger-Sammler-Völkern des Vorderen Orients und Nordafrikas wie sich heute Europäer von Ostasiaten unterscheiden (2):

"Post-glacial Near Easterners and North Africans (PGNE) (CHG, Natufians, Taforalt, IberoMaurusians from North Africa, and early Neolithic farmers from Anatolia, Iran, the Levant, and the Maghreb) are strongly differentiated from all European and Siberian hunter-gatherers (ESHG)."

12.000 v. Ztr. wird das große Volk der westeuropäischen Jäger und Sammler in Norditalien mit Skelett-Funden erkennbar (das "Villabruna-Cluster") (1, 2). Schon zuvor hatte es in Europa Eiszeitjäger-Völker gegeben, also jene, die die berühmten Höhlenmalereien in Frankreich hervorbrachten und die Elfenbeinschnitzereien von der Schwäbischen Alp, die genetisch den nachmaligen westeuropäischen Jägern und Sammlern nahe standen (2) ("Gravettien").

Diese westeuropäischen Jäger und Sammler lebten dann in Europa bis zur Ankunft der nordwest-anatolischen Ackerbauern ab 6.500 v. Ztr. (Mittelmeer, Balkan), bzw. 5.600 v. Ztr. (Mitteleuropa) recht fröhlich, wenn auch nur in sehr dünner Besiedlungsdichte. Das war also ein Volk, das mindestens 6000 Jahre lang in Europa lebte. Sehr urtümliche Rituale fand man bei ihnen, die irgend etwas mit einem Kult mit dem Schädel von Verstorbenen zu tun hatten und auch mit dem Kult rund um Bärenschädel.

Soweit Europa.

Was für ein Volk lebte aber bis mindestens 22.000 v. Ztr. im südlichen Kaukasus? Die Gene von zwei Angehörige der dortigen Bewohner zu jener Zeit (gefunden in der Höhle Dzudzuana in Georgien) wurden soeben sequenziert (2). Sie stellten sich heraus im Wesentlichen als Vorfahren der westanatolischen Jäger und Sammler, die in Anatolien um 7.000 v. Ztr. zum Ackerbau übergingen und nicht als Vorfahren jener kaukasischen Jäger und Sammler, die ab 7.500 v. Ztr. zur Ethnogenese der Bauernvölker nördlich und südlich des Kaukasus beitragen sollten.

Als ihre Nachfahren also in Anatolien zum Ackerbau übergingen, hatte sich in den südlichen Kaukasus längst ein anderes Volk ausgebreitet, nämlich die schon länger genetisch bekannten "kaukasischen Jäger und Sammler vor dem Neolithikum", die dann eben - wie gesagt - nicht unbeträchtlich zur Ethnogenese der Ackerbau-Kulturen südlich und nördlich des Kaukasus beigetragen haben.

Die Dzudzuana-Leute im Kaukasus weisen aber auch genetische Verwandtschaft zu den zeitgleichen europäischen Eiszeitjägern des Gravettien auf (2). Ein Ergebnis ist auch (2):

"Thus, our results prove that the European affinity of Neolithic Anatolians does not necessarily reflect any admixture into the Near East from Europe, as an Anatolian Neolithic-like population already existed in parts of the Near East by ~26kya."

Es war nämlich erst vor wenigen Monaten von denselben Forschern nachgedacht worden, ob eine leichte europäische genetische Komponente in den ersten Ackerbauern Zentralanatoliens auf Vermischung mit Europäern zurückzuführen sein könnte. Denn diese genetische Komponente findet man auch schon 22.000 v. Ztr. bei den Dzuzuana-Leuten im Kaukasus. Und weiter (2):

"Vielmehr findet sich eine Abstammung, stark verwandt mit dem Villabruna-Cluster nicht nur im Gravettien und Magdalenien, sondern auch in der Population des Kaukasus vor 26.000 Jahren"

Original: "Rather, ancestry deeply related to the Villabruna cluster was present not only in Gravettian and Magdalenian-era Europeans but also in the populations of the Caucasus, by 136 ~26kya."

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  1. https://en.wikipedia.org/wiki/Ripari_Villabruna
  2. Paleolithic DNA from the Caucasus reveals core of West Eurasian ancestry. Autoren: Iosif Lazaridis, Anna Belfer-Cohen, Swapan Mallick, Nick Patterson, Olivia Cheronet, Nadin Rohland, Guy Bar-Oz, Ofer Bar-Yosef, Nino Jakeli, Eliso Kvavadze, David Lordkipanidze, Zinovi Matzkevich, Tengiz Meshveliani, Brendan J. Culleton, Douglas J. Kennett, Ron Pinhasi, David Reich. 21.9.2018, bioRxiv 423079; doi: https://doi.org/10.1101/423079, https://www.biorxiv.org/content/early/2018/09/20/423079

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