Eine kleine editorielle Anmerkung zu Beginn:
Aus für mich nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen, zeigte SuperRTL am Samstag vor einer Woche sowohl die “Jar Jar und Freundin” als auch die ersten beiden Teile der Yoda-Geschichte. Nachfolgend widme ich mich erster, während zweitere in der kommenden Woche eine Besprechung erhält.
Doch nun zum Thema:
Diese beiden Episoden zeigten für mich einmal mehr, dass Vieles in Star Wars eben doch eine Frage des Alters ist. Während sich mein jüngerer Sohn (9) sowie mein Neffe und meine Nicht (11 bzw. 8) im Vorfeld ob des Auftritts eines gewissen Gungans durchaus auf diese Geschichte freuten, fragte ich mich vorab, warum man von den nur 13 Folgen dieser ”Lost Missions” quasi zwei schon prophylaktisch in die Tonne treten kann, indem man Jar Jahr Binks darin vorkommen lässt.
Doch soooo schlecht war die Geschichte dann letztlich gar nicht. Zumal Mace Windu darin vorkommt. Und Mutter Talzin.
Doch wenden wir uns zu Beginn gleich dem alles entscheidenden Thema dieses Zweiteilers zu: meine Großtante pflegte oft zu sagen: “Jede Schachtel findet irgendwann ihren Deckel”. Was sie damit ausrücken wollte war, dass es für jeden Menschen irgendwo einen Partner gibt, wobei diese an sich positive Aussage einerseits durch das “irgendwann” und andererseits durch die Tatsache, dass manche Menschen in ihrem Leben eine ganze Menge Deckeln verbrauchen relativiert wird.
Warum ich das hier schreibe? Ganz einfach: denn wer hätte wohl gedacht, dass Jar Jar Bin’s je eine Freundin heben würde?. Noch dazu eine Königin, die passenderweise auch noch Julia heißt. Und mit der er dann auch noch die ganze Nachte “meditierte”! So nennt man das auf Bardotta also.
Das muss wahre Liebe sein..
Das wirft natürlich die Frage auf wie sich die Schachtel und der Deckel in diesem Fall finden konnten. Denn zum einen ist Bardotta eine neutrale Welt, die zwar scheinbar zur Republik gehört, jedoch eher wenig Wert auf Kontakt zur Außenwelt zu legen scheint. Und auf der anderen Seite ist Jar Jar auch nicht unbedingt jemand, den man einfach so irgendwohin mitnimmt, wenn es sich vermeiden lässt. Und nun behauptet er Julia schon seit vielen Jahren zu kennen.
Natürlich ist es möglich, dass die Königin irgendwann mal auf Coruscant war, dort vor dem Senat gesprochen hat und dabei über den Gungan gestolpert ist (vielleicht sogar buchstäblich). Andererseits könnte natürlich auch Padme den Abgeordneten von Naboo irgendwann zwischen Episode I und II mit nach Bardotta genommen haben und dort sind sich die beiden dann begegnet und haben “meditiert”.
Wir werden es wohl nie erfahren. Aber gerechnet hätte ich mit so etwas nicht. Echt nicht!
Wobei ich durchaus sagen muss, dass zwischen den Bardottanern und den Gungans eine nicht unbeträchtlich Ähnlichkeit besteht, vielleicht haben die beiden Rassen irgendwo in tiefster Vergangenheit gemeinsame Wurzeln?! Wobei ich auch nicht unerwähnt lassen möchte, dass ich bei dieser Rasse immer an “Howard die Ente” denken musste.
Bevor wir diesen nicht ganz ernst gemeinten Exkurs beenden, möchte ich eine Sache in diesem Zusammenhang noch kurz erwähnen: Das EU ist relativ wage, was das Schicksal von Jar Jar nach denn Ende von Episode III angeht. Könnte es nicht sein, dass er sich nach dem Ende der Klonkriege nach Bardotta zurückgezogen und dort mit Julia eine Familie gegründet hat?
Das sehen wohl viele gerne… Jar Jar verschwindet
Doch nun zu etwas wesentlich Wichtigerem: zu Beginn dieser Gescheite erfahren wir, dass einige der Bardottaner in der Lage sind, auf die Macht zurückzugreifen, auch wenn sie das anders tun als die Jedi oder die Sith. Auf unsere Welt übertragen könnte man sie als so etwas wie ein Naturvolk bezeichnen. Sie benutzen die Macht, ohne sich dessen explizit bewußt zu sein, oder sich um das Gleichgewicht zwischen heller und dunkler Seite viele Gedanken zu machen. Für sie ist die macht quasi eine Art “Talisman”. Bis zu einem gewissen Grad sind sie damit ein Gegenpol zur dunklen Magie der Nachtschwestern und das ist wohl auch der Grund warum Talzin so viele daran liegt, sich diese “life force” einzuverleiben, denn wie es scheint, ist ihr diese “helle Magie” bisher verschlossen geblieben. Daniel Wallace geht in seinem “Buch der Sith” auch auf diesen Aspekt ein, wobei die darin enthaltenen Aufzeichnungen von Talzin den Ereignissen in dieser Geschichte nicht widersprechen, vielmehr sieht es eher so aus, als würden diese Aufzeichnungen sogar nach den Ereignisses dieses Zweiteilers entstanden sein.
Als wir Talzin zum letzten mal sahen rekonstruierte sie Darth Maul und löste sich dann im Nichts auf. Hier erfahren wir nun, dass es ihr zwar scheinbar möglich ist, auf Dahthomir zu erscheinen und zu verschwinden wie es ihr beliebt, sie jedoch trotzdem offenbar ein Raumschiff benötigt, um den Planeten verlassen zu können. In Anbetracht des Endes dieser Geschichte bleibt jedoch die Frage offen, ob sie nun auf Zardossa “gefangen” ist, bis jemand vorbeikommt, um sie irgendwie anders hin mitzunehmen und ob sie ihr Ziel, sich die “life force” einzuverleiben letztlich erreicht hat oder nicht. Wir wissen nur, dass sie in dem ab Mai erscheinenden Comic “Son of Dathomir” wieder dabei sein dürfte und die dort beschriebene Geschichte dürfte nach dieser hier angesiedelt sein.
Ein Licht-, äh Magieschwert
Interessant wäre auch zu erfahren, wie sie überhaupt zu dem Raumschiff gekommen ist, mit dem sie nach Zardossa reiste, nun da die Nightsisters ausgelöscht sind. Aber vielleicht haben je die Nightbrothers Flugobjekte, die sie verleihen.
Vieles in dieser Geschichte erinnert stark (für mich zu stark) an Indiana Jones: den unterirdischen Tempel mit seinen “Priestern” und dem Lavasee (apropos: als Mace auf den Stufen gegen die Frangawl kämpft wirft er die wenigsten von ihnen einfach in die Flammen, dabei wäre dies wohl die einfachste Lösung gewesen – ist wohl doch jugendlichen Zielgruppe geschuldet), die gefesselte Königin Julia und auch das ganze Szenario, einem Lebewesen die “Essenz” zu rauben kennen wir aus “Tempel des Todes”. Dazu kommt noch die Szene auf Zardossa, als der Stab mit den Linsen das Licht der Gestirne bündeln soll. Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Referenzen auf andere Franchises (im Gegenteil), aber ich muss davon auch nicht mit der Straßenwalze überrollt werden.
Die Kämpfe, an denen Jar Jar beteiligt ist (vor allem jener gegen die Steinwachen) weisen gewisse Parallelen zu seiner Teilnahme am Kampf der Gungans gegen die Droidenarmee aus Episode I auf: obwohl er mehr auf der Flucht ist als sonstwas, schafft er es doch (ungewollt), viele seiner Gegner zu erledigen.
Schließlich möchte ich noch auf den Umstand hinweise, dass Mace Windu, obwohl er am Anfang verständlicherweise wenig begeistert darüber ist, mit Jar Jar auf diese Mission gehen zu müssen, in Summe ihm gegenüber wesentlich freundlicher und verständnisvoller agiert als gegenüber Anakin. Mag schon sein, dass die Erwartungshaltung gegenüber dem Gungan eine ganz andere ist als gegenüber dem “Auserwählten”, trotzdem tut es irgendwie weh zu sehen, welch unterschiedliches Verhalten Windu gegenüber Jar Jar und Anakin an den Tag legt. Nun, letztlich bezahlt er dann ja auch dafür.
Was es sonst noch zu erwähnen gibt:
- Neben einem Lightsaber, einem Darksaber und einem Forcesaber gibt es nun scheinbar auch ein “Dark magic saber”, das Mutter Talzin gegen Mace einsetzt. Sieht ziemlich cool aus.
- Als Windu Jar Jar beim Anflug auf Bardotta darauf hinweist, nichts anzufassen tut er dies mit den selben Worten, die Qui Gon in Episode I an den Gungan richtet.
- Der Marktplatz auf Zardossa vereint so ziemlich sämtliche Wesen und Kreaturen, die im Laufe der vergangenen Jahre für die Serie geschaffen wurden. Sogar die seltsame Tooka Katze ist mit von der Partie.
- Also der Rat der Bardottianer erwähnt, das noch niemand aus den unterirdischen Höheln zurückgekommen ist und Jar Jar erwähnt, dass man genau dorthin aufbrechen wird bricht Applaus aus. Eine ziemlich seltsame Reaktion, die aber wohl auf das enge Zeitkorsett der Geschichte zurückzuführen ist.
- Beide Folgen wurden von J. W. Rinzler geschrieben, der neben den Texten für die “The Star Wars” Comics und die “Making of” Bücher auch noch für etliche andere Sachbücher verantwortlich ist. Wohl einer der am härtesten arbeitenden Menschen bei Lucasfilm.
- Mace Windu darf hier ein weiteres mal gegen Gundarks kämpfen. Mit diesen Kreaturen bekam er es bereits am Ende von Staffel 2 zu tun.
- Der glatzköpfige Helfer der Frangawl erinnert an die Hauptfigur aus “The Last Airbender”, Dave Filonis früherer Animationsserie, bevor er bei SW anheuerte.