Jafar Panahi war nicht bei der Berlinale 2013
(Foto: Berlinale)
Der iranische Regisseur Jafar Panahi – über den ich im Bloghaus schon mehrfach berichtete - durfte auch in diesem Jahr nicht an der Berlinale teilnehmen. Das Regime in Teheran war der Meinung, dass solch ein Dissident und Nestbeschmutzer das Land nicht verlassen darf.
Trotzdem wurde Panahis aktueller Film in Berlin uraufgeführt. So eingeschränkt, wie der Regisseur derzeit auch arbeiten kann (er wurde im Dezember 2010 zu sechs Jahren Haft und einem 20-jährigen Berufs- und Ausreiseverbot verurteilt), er arbeitet. Das heißt: er dreht Filme.
Nach seinem Film, der keiner ist “This Is Not a Film”, der 2011 in Berlin aufgeführt wurde, konnte der aktuelle Film “Geschlossener Vorhang” nur deshalb gezeigt werden, weil er außer Landes gebracht werden konnte. Er und sein Ko-Regisseur Kamboziya Partovi erhielten für das filmische Kammerspiel den Silbernen Bären für das beste Drehbuch. Was angesichts der Geschichte, die die Berlinale mit Panahi verbindet, vor allem einen symbolischen und politischen denn einen künstlerischen Charakter hat. Das jedoch schmälert nicht den Wert des Films.
Allerdings bahnen sich bittere Konsequenzen für den Regisseur an. Denn das iranische Regime ließ verlautbaren, dass es die Berlinale-Premiere von “Pardé – Geschlossener Vorhang” – als Straftat eingestuft. Allein den Dreh am Kaspischen Meer bezeichnet die iranische Regierung als illegal.
Vize-Kultusminister Dschawad Schamaghdari teilte der Presse mit, dass es Sache der Polizei sei, sich mit dieser Straftat auseinander zu setzen. Das darf und soll auch als Drohung verstanden werden. Deshalb müssen wir jetzt Augen und Ohren offen halten…
Nic
Zum Film:
Sie werden gesucht: der Mann und sein Hund, den er eigentlich nicht besitzen darf, da das Tier nach islamischen Geboten als unrein gilt. Die junge Frau, die an einer verbotenen Party am Ufer des Kaspischen Meers teilgenommen hat. Sie verbarrikadieren sich in einer abgelegenen Villa mit verhängten Fenstern und beäugen einander misstrauisch. Warum hat er sich den Schädel kahl rasiert? Woher weiß sie, dass er von der Polizei verfolgt wird? Beide sind sie Gefangene eines Hauses ohne Aussicht inmitten einer bedrohlichen Umgebung. Aus der Ferne hört man die Stimmen von Polizisten, aber auch das beruhigende Rauschen des Meeres. Einmal betrachten die beiden nachts den Sternenhimmel, bevor sie wieder hinter die Mauern zurückkehren.
Ob man es hier mit Outlaws in mehrfacher Hinsicht zu tun hat? Oder sind der Mann und die junge Frau Phantome, Kopfgeburten eines Filmemachers, der nicht mehr arbeiten darf? Jetzt betritt der Regisseur die Szene, die Vorhänge werden wieder aufgezogen. Die Wirklichkeit erhält Einzug, doch wird sie von der Fiktion immer wieder eingeholt. Eine absurde Situation: Zwei Drehbuchgestalten suchen und beobachten ihren Regisseur.